an ihrem Ufer die tausend Herzen des Sauerklee's und der Wildkresse, die der Hirsch so gerne pflückt und das Reh, auf daß sie ihre Lunge nicht ver- lasse zur gefährlichen Stunde der Flucht.
An der Lehne neben Dornstrauch und wilden Rosen liegt vom Sturme hingeworfen seit vielen Jahren das Gerippe einer mächtigen Fichte, schier weiß, wie Elfenbein. Hoch ragen ihre Wurzeln auf, wie einst ihr Wipfel, und eine Schnecke hat sich verirrt in einen starren Zweig der Wurzel hinaus und kann ihren Weg kaum finden zum Erdreich zurück.
Das jauchzende Brüllen eines Stieres hallt heran, oder das Schellen und Meckern einer Ziege. Der Hirtenjunge hüpft herbei. Mit den Wachholder- sträuchen mag er nichts zu schaffen haben, die Nadeln stechen, die blauen Beeren sind bitter. Aber Erdbeeren pflückt er in die Haube, oder, was ihm lieber ist, in den Mund. Dann pflückt er das schmale, spitzige Blatt einer Enziane, führt es zur Lippe und bringt durch dasselbe einen Pfiff hervor, der weithin hallt in den Hängen und den in der Ferne andere Hirtenjungen wieder zurückgeben. Das ist dem Völklein des Waldes das Zeichen seiner Brüderlichkeit.
Durch das Himbeergestrüppe windet sich ein halblahmer Pecher, oder ein schiefäugiger Wurzel-
an ihrem Ufer die tauſend Herzen des Sauerklee’s und der Wildkreſſe, die der Hirſch ſo gerne pflückt und das Reh, auf daß ſie ihre Lunge nicht ver- laſſe zur gefährlichen Stunde der Flucht.
An der Lehne neben Dornſtrauch und wilden Roſen liegt vom Sturme hingeworfen ſeit vielen Jahren das Gerippe einer mächtigen Fichte, ſchier weiß, wie Elfenbein. Hoch ragen ihre Wurzeln auf, wie einſt ihr Wipfel, und eine Schnecke hat ſich verirrt in einen ſtarren Zweig der Wurzel hinaus und kann ihren Weg kaum finden zum Erdreich zurück.
Das jauchzende Brüllen eines Stieres hallt heran, oder das Schellen und Meckern einer Ziege. Der Hirtenjunge hüpft herbei. Mit den Wachholder- ſträuchen mag er nichts zu ſchaffen haben, die Nadeln ſtechen, die blauen Beeren ſind bitter. Aber Erdbeeren pflückt er in die Haube, oder, was ihm lieber iſt, in den Mund. Dann pflückt er das ſchmale, ſpitzige Blatt einer Enziane, führt es zur Lippe und bringt durch dasſelbe einen Pfiff hervor, der weithin hallt in den Hängen und den in der Ferne andere Hirtenjungen wieder zurückgeben. Das iſt dem Völklein des Waldes das Zeichen ſeiner Brüderlichkeit.
Durch das Himbeergeſtrüppe windet ſich ein halblahmer Pecher, oder ein ſchiefäugiger Wurzel-
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an ihrem Ufer die tauſend Herzen des Sauerklee’s
und der Wildkreſſe, die der Hirſch ſo gerne pflückt
und das Reh, auf daß ſie ihre Lunge nicht ver-
laſſe zur gefährlichen Stunde der Flucht.
An der Lehne neben Dornſtrauch und wilden
Roſen liegt vom Sturme hingeworfen ſeit vielen
Jahren das Gerippe einer mächtigen Fichte, ſchier
weiß, wie Elfenbein. Hoch ragen ihre Wurzeln
auf, wie einſt ihr Wipfel, und eine Schnecke hat
ſich verirrt in einen ſtarren Zweig der Wurzel
hinaus und kann ihren Weg kaum finden zum
Erdreich zurück.
Das jauchzende Brüllen eines Stieres hallt
heran, oder das Schellen und Meckern einer Ziege.
Der Hirtenjunge hüpft herbei. Mit den Wachholder-
ſträuchen mag er nichts zu ſchaffen haben, die
Nadeln ſtechen, die blauen Beeren ſind bitter.
Aber Erdbeeren pflückt er in die Haube, oder, was
ihm lieber iſt, in den Mund. Dann pflückt er das
ſchmale, ſpitzige Blatt einer Enziane, führt es zur
Lippe und bringt durch dasſelbe einen Pfiff hervor,
der weithin hallt in den Hängen und den in der
Ferne andere Hirtenjungen wieder zurückgeben. Das
iſt dem Völklein des Waldes das Zeichen ſeiner
Brüderlichkeit.
Durch das Himbeergeſtrüppe windet ſich ein
halblahmer Pecher, oder ein ſchiefäugiger Wurzel-
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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/92>, abgerufen am 23.11.2024.
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