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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875.

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Der nächste Morgen war so hell, daß er mir
durch das geschlossene Augenlid drang. Als ich es
öffnete, sah ich einen lichten, klaren Wintertag.

Ich sprang auf. Es hatte geschneit; die weiße
Hülle lag über dem ganzen Thale, auf allen Dä-
chern und Bäumen. Der Himmel war rein.

Bald war ich gerüstet zu meiner Alpen-
fahrt.

"Heut wol!" sagte die Wirtin, "heut ist es
fein auf der Höh', wenn dem Herrn der Schnee
nicht irrt. Wer Geduld hat, sag' ich fort, der er-
wartet Alles auf der Welt, gar ein schön' Wetter
in Winkelsteg. Mitnehmen muß der Herr halt
wen." Dann zu ihrem Manne: "Du, leicht will
sich der Reiter Peter einen feinen Führerlohn ver-
dienen?"

"Der Reiter Peter," sage ich, "der ist mir
schon recht; das Schwätzen unterwegs ist mir ohne-
hin zuwider."

"Ei, der Herr weiß es schon, daß der Peter
nicht schwätzt; ja, der ist fein still, hat er die Gei-
gen nicht bei sich."

Der Peter war jener stumme, junge Mann,
der mir vor zwei Tagen nach der Messe an der
Kirchthür begegnete. So stieg ich denn mit dem
Taufpathen des Schulmeisters, mit allem Nöthigen
wol versorgt, das Gebirge hinan.


Der nächſte Morgen war ſo hell, daß er mir
durch das geſchloſſene Augenlid drang. Als ich es
öffnete, ſah ich einen lichten, klaren Wintertag.

Ich ſprang auf. Es hatte geſchneit; die weiße
Hülle lag über dem ganzen Thale, auf allen Dä-
chern und Bäumen. Der Himmel war rein.

Bald war ich gerüſtet zu meiner Alpen-
fahrt.

„Heut wol!“ ſagte die Wirtin, „heut iſt es
fein auf der Höh’, wenn dem Herrn der Schnee
nicht irrt. Wer Geduld hat, ſag’ ich fort, der er-
wartet Alles auf der Welt, gar ein ſchön’ Wetter
in Winkelſteg. Mitnehmen muß der Herr halt
wen.“ Dann zu ihrem Manne: „Du, leicht will
ſich der Reiter Peter einen feinen Führerlohn ver-
dienen?“

„Der Reiter Peter,“ ſage ich, „der iſt mir
ſchon recht; das Schwätzen unterwegs iſt mir ohne-
hin zuwider.“

„Ei, der Herr weiß es ſchon, daß der Peter
nicht ſchwätzt; ja, der iſt fein ſtill, hat er die Gei-
gen nicht bei ſich.“

Der Peter war jener ſtumme, junge Mann,
der mir vor zwei Tagen nach der Meſſe an der
Kirchthür begegnete. So ſtieg ich denn mit dem
Taufpathen des Schulmeiſters, mit allem Nöthigen
wol verſorgt, das Gebirge hinan.


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[434/0444] Der nächſte Morgen war ſo hell, daß er mir durch das geſchloſſene Augenlid drang. Als ich es öffnete, ſah ich einen lichten, klaren Wintertag. Ich ſprang auf. Es hatte geſchneit; die weiße Hülle lag über dem ganzen Thale, auf allen Dä- chern und Bäumen. Der Himmel war rein. Bald war ich gerüſtet zu meiner Alpen- fahrt. „Heut wol!“ ſagte die Wirtin, „heut iſt es fein auf der Höh’, wenn dem Herrn der Schnee nicht irrt. Wer Geduld hat, ſag’ ich fort, der er- wartet Alles auf der Welt, gar ein ſchön’ Wetter in Winkelſteg. Mitnehmen muß der Herr halt wen.“ Dann zu ihrem Manne: „Du, leicht will ſich der Reiter Peter einen feinen Führerlohn ver- dienen?“ „Der Reiter Peter,“ ſage ich, „der iſt mir ſchon recht; das Schwätzen unterwegs iſt mir ohne- hin zuwider.“ „Ei, der Herr weiß es ſchon, daß der Peter nicht ſchwätzt; ja, der iſt fein ſtill, hat er die Gei- gen nicht bei ſich.“ Der Peter war jener ſtumme, junge Mann, der mir vor zwei Tagen nach der Meſſe an der Kirchthür begegnete. So ſtieg ich denn mit dem Taufpathen des Schulmeiſters, mit allem Nöthigen wol verſorgt, das Gebirge hinan.

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Zitationshilfe: Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/444>, abgerufen am 25.11.2024.