die Sehnsucht nach dem Ganzen, Allgemeinsamen, nach dem Wahren aber Unfaßbaren, in dem unsere drängende, strebende, bangende Seele Ruhe und Erlösung zu finden hofft.
Mir war, als müßte ich auf und davon und den alten, guten, kindlichen Mann suchen allerwege. -- Was war das für ein seltsames Streben und Ringen gewesen! Ein vergebliches Aufraffen nach den Zielen der Gesellschaft; ein krampfhaft unter- drücktes Auflodern jugendlicher Leidenschaft, ein ver- zweifeltes Hineinstürzen in die Wirren des Lebens, ein begeisterter Flug durch die Welt, ein furchtbares Erwachen aus Täuschung, ein Fliehen in die Oeden der Wildniß, ein stilles, stetes Wirken in Ergebung und Aufopferung, ein großes Gelingen, eine tiefe Befriedigung. Da naht das Alter, ein junges Volk und neue Verhältnisse bieten keine Gelegenheit zu Thaten mehr; ein betrübtes Zurückziehen in sich selbst, Verlassenheit und Einsamkeit, Zweifeln, Grü- beln und Träumen und ein stilles Ergeben und Versickern. In Alter und Unbehilflichkeit und Ein- falt ist er ein Kind geworden; ein in Träumen lächelndes, glückliches Kind. Aber die Sehnsucht und das Ahnen des Jünglings ist ihm geblieben. Und ein großer Lohn ist ihm geworden, ein Entgelt, das uns mit seinen Schicksalen versöhnt, ein Ent- gelt, wie es die Welt nimmer gibt und geben kann,
die Sehnſucht nach dem Ganzen, Allgemeinſamen, nach dem Wahren aber Unfaßbaren, in dem unſere drängende, ſtrebende, bangende Seele Ruhe und Erlöſung zu finden hofft.
Mir war, als müßte ich auf und davon und den alten, guten, kindlichen Mann ſuchen allerwege. — Was war das für ein ſeltſames Streben und Ringen geweſen! Ein vergebliches Aufraffen nach den Zielen der Geſellſchaft; ein krampfhaft unter- drücktes Auflodern jugendlicher Leidenſchaft, ein ver- zweifeltes Hineinſtürzen in die Wirren des Lebens, ein begeiſterter Flug durch die Welt, ein furchtbares Erwachen aus Täuſchung, ein Fliehen in die Oeden der Wildniß, ein ſtilles, ſtetes Wirken in Ergebung und Aufopferung, ein großes Gelingen, eine tiefe Befriedigung. Da naht das Alter, ein junges Volk und neue Verhältniſſe bieten keine Gelegenheit zu Thaten mehr; ein betrübtes Zurückziehen in ſich ſelbſt, Verlaſſenheit und Einſamkeit, Zweifeln, Grü- beln und Träumen und ein ſtilles Ergeben und Verſickern. In Alter und Unbehilflichkeit und Ein- falt iſt er ein Kind geworden; ein in Träumen lächelndes, glückliches Kind. Aber die Sehnſucht und das Ahnen des Jünglings iſt ihm geblieben. Und ein großer Lohn iſt ihm geworden, ein Entgelt, das uns mit ſeinen Schickſalen verſöhnt, ein Ent- gelt, wie es die Welt nimmer gibt und geben kann,
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die Sehnſucht nach dem Ganzen, Allgemeinſamen,
nach dem Wahren aber Unfaßbaren, in dem unſere
drängende, ſtrebende, bangende Seele Ruhe und
Erlöſung zu finden hofft.
Mir war, als müßte ich auf und davon und
den alten, guten, kindlichen Mann ſuchen allerwege.
— Was war das für ein ſeltſames Streben und
Ringen geweſen! Ein vergebliches Aufraffen nach
den Zielen der Geſellſchaft; ein krampfhaft unter-
drücktes Auflodern jugendlicher Leidenſchaft, ein ver-
zweifeltes Hineinſtürzen in die Wirren des Lebens,
ein begeiſterter Flug durch die Welt, ein furchtbares
Erwachen aus Täuſchung, ein Fliehen in die Oeden
der Wildniß, ein ſtilles, ſtetes Wirken in Ergebung
und Aufopferung, ein großes Gelingen, eine tiefe
Befriedigung. Da naht das Alter, ein junges Volk
und neue Verhältniſſe bieten keine Gelegenheit zu
Thaten mehr; ein betrübtes Zurückziehen in ſich
ſelbſt, Verlaſſenheit und Einſamkeit, Zweifeln, Grü-
beln und Träumen und ein ſtilles Ergeben und
Verſickern. In Alter und Unbehilflichkeit und Ein-
falt iſt er ein Kind geworden; ein in Träumen
lächelndes, glückliches Kind. Aber die Sehnſucht und
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ein großer Lohn iſt ihm geworden, ein Entgelt,
das uns mit ſeinen Schickſalen verſöhnt, ein Ent-
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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/442>, abgerufen am 22.11.2024.
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