Da thut sich ein Meisterknecht aus dem Schnee- thale hervor: "Weil wir Wildlinge sind, desweg bleiben wir arme Teufel? Glaub's schon auch. Recht hat er, der Schulmeister; gerauft wird nimmer, und ich sag' dir's, Graßsteigerwirt, wenn noch einmal ein Raufhandel geschieht in deinem Haus, so komm ich mit einem Zaunstecken und klieb euch Allen die Schädel auseinand!"
Es steckt einmal so in den Leuten. Nur daß bei solchen Händeln der Lazarus nicht mitthut, das ist mein Trost. Sie wollen wol mit ihm anhäckeln, aber da macht er sich aus dem Staub. Es zuckt zuweilen in ihm, aber er dämpft wacker nieder. Er ist ein Mann durch und durch. Auch ist die Juliana ein Schutzengel und hilft ihm getreulich, daß er sich beherrsche.
Der Förster hat den Lazarus wollen auf das Land hinaus befördern; wenn Einer einmal ein so seltsames Geschick habe, wie dieser junge Mensch, meint er, so müsse auch ganz was Besonderes aus ihm werden. Aber der Lazarus will nicht fort vom Walde. Er wird ein braver Mann, und zu etwas Besserem könnte er es auch draußen nicht bringen, und wollt' ihn gleich Kaiser und König an seinen Thron setzen.
Ein gutes Zeichen ist, daß er keinen Brannt- wein trinkt. Der Branntwein ist Oel in's Feuer und so geschehen die bösen Händel.
Da thut ſich ein Meiſterknecht aus dem Schnee- thale hervor: „Weil wir Wildlinge ſind, desweg bleiben wir arme Teufel? Glaub’s ſchon auch. Recht hat er, der Schulmeiſter; gerauft wird nimmer, und ich ſag’ dir’s, Graßſteigerwirt, wenn noch einmal ein Raufhandel geſchieht in deinem Haus, ſo komm ich mit einem Zaunſtecken und klieb euch Allen die Schädel auseinand!“
Es ſteckt einmal ſo in den Leuten. Nur daß bei ſolchen Händeln der Lazarus nicht mitthut, das iſt mein Troſt. Sie wollen wol mit ihm anhäckeln, aber da macht er ſich aus dem Staub. Es zuckt zuweilen in ihm, aber er dämpft wacker nieder. Er iſt ein Mann durch und durch. Auch iſt die Juliana ein Schutzengel und hilft ihm getreulich, daß er ſich beherrſche.
Der Förſter hat den Lazarus wollen auf das Land hinaus befördern; wenn Einer einmal ein ſo ſeltſames Geſchick habe, wie dieſer junge Menſch, meint er, ſo müſſe auch ganz was Beſonderes aus ihm werden. Aber der Lazarus will nicht fort vom Walde. Er wird ein braver Mann, und zu etwas Beſſerem könnte er es auch draußen nicht bringen, und wollt’ ihn gleich Kaiſer und König an ſeinen Thron ſetzen.
Ein gutes Zeichen iſt, daß er keinen Brannt- wein trinkt. Der Branntwein iſt Oel in’s Feuer und ſo geſchehen die böſen Händel.
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Da thut ſich ein Meiſterknecht aus dem Schnee-
thale hervor: „Weil wir Wildlinge ſind, desweg
bleiben wir arme Teufel? Glaub’s ſchon auch. Recht
hat er, der Schulmeiſter; gerauft wird nimmer,
und ich ſag’ dir’s, Graßſteigerwirt, wenn noch
einmal ein Raufhandel geſchieht in deinem Haus,
ſo komm ich mit einem Zaunſtecken und klieb euch
Allen die Schädel auseinand!“
Es ſteckt einmal ſo in den Leuten. Nur daß
bei ſolchen Händeln der Lazarus nicht mitthut, das
iſt mein Troſt. Sie wollen wol mit ihm anhäckeln,
aber da macht er ſich aus dem Staub. Es zuckt
zuweilen in ihm, aber er dämpft wacker nieder. Er
iſt ein Mann durch und durch. Auch iſt die Juliana
ein Schutzengel und hilft ihm getreulich, daß er
ſich beherrſche.
Der Förſter hat den Lazarus wollen auf das
Land hinaus befördern; wenn Einer einmal ein ſo
ſeltſames Geſchick habe, wie dieſer junge Menſch,
meint er, ſo müſſe auch ganz was Beſonderes aus ihm
werden. Aber der Lazarus will nicht fort vom Walde.
Er wird ein braver Mann, und zu etwas Beſſerem
könnte er es auch draußen nicht bringen, und wollt’
ihn gleich Kaiſer und König an ſeinen Thron ſetzen.
Ein gutes Zeichen iſt, daß er keinen Brannt-
wein trinkt. Der Branntwein iſt Oel in’s Feuer
und ſo geſchehen die böſen Händel.
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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/376>, abgerufen am 22.11.2024.
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