Es ist eine stürmische Winternacht; der Wind saust über die Lehnen und pfeift durch das kahle, gefrorne Geäste der Bäume. Schneestaub wirbelt heran und verlegt den Weg und stiebt in alle Fal- ten der Kleider.
Das Weib eilt mit Hast voran und die rothen Scheintafeln der Laterne zucken auf dem Schnee- grunde hin und her; und das Glöcklein schrillt un- ablässig, aber die Töne verklingen im Sturmwind, und die Menschen des Dörfleins sind wieder zur Ruhe gegangen, und auch ich bin, nachdem ich den Zweien eine Weile nachgeblickt, in meine Stube zurückgekehrt.
Ich will es aber niederschreiben, was dem Pfarrer in derselbigen Nacht begegnet ist. Es ist durch kein Beichtsiegel verschlossen.
Als unser Vater Paul an dem Bette des Kranken steht, sagt dieser: "Gedenkt es der Herr Pfarrer noch, wie Er in die Karwässer gekommen ist? Gedenkt Er's? 's ist lang vorbei; wir Beid' haben seither wol was erfahren, sind eisgrau ge- worden, bei meiner Treu!"
Der Pfarrer ermahnt den alten Kohlenbrenner, sich durch angestrengtes Reden nicht aufzuregen.
"Und kann Er sich erinnern, was ich damalen hab' gesagt: ich hätt' auch mein Anliegen und kunnt leicht einmal von einem geistlichen Herrn eine
Es iſt eine ſtürmiſche Winternacht; der Wind ſauſt über die Lehnen und pfeift durch das kahle, gefrorne Geäſte der Bäume. Schneeſtaub wirbelt heran und verlegt den Weg und ſtiebt in alle Fal- ten der Kleider.
Das Weib eilt mit Haſt voran und die rothen Scheintafeln der Laterne zucken auf dem Schnee- grunde hin und her; und das Glöcklein ſchrillt un- abläſſig, aber die Töne verklingen im Sturmwind, und die Menſchen des Dörfleins ſind wieder zur Ruhe gegangen, und auch ich bin, nachdem ich den Zweien eine Weile nachgeblickt, in meine Stube zurückgekehrt.
Ich will es aber niederſchreiben, was dem Pfarrer in derſelbigen Nacht begegnet iſt. Es iſt durch kein Beichtſiegel verſchloſſen.
Als unſer Vater Paul an dem Bette des Kranken ſteht, ſagt dieſer: „Gedenkt es der Herr Pfarrer noch, wie Er in die Karwäſſer gekommen iſt? Gedenkt Er’s? ’s iſt lang vorbei; wir Beid’ haben ſeither wol was erfahren, ſind eisgrau ge- worden, bei meiner Treu!“
Der Pfarrer ermahnt den alten Kohlenbrenner, ſich durch angeſtrengtes Reden nicht aufzuregen.
„Und kann Er ſich erinnern, was ich damalen hab’ geſagt: ich hätt’ auch mein Anliegen und kunnt leicht einmal von einem geiſtlichen Herrn eine
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Es iſt eine ſtürmiſche Winternacht; der Wind
ſauſt über die Lehnen und pfeift durch das kahle,
gefrorne Geäſte der Bäume. Schneeſtaub wirbelt
heran und verlegt den Weg und ſtiebt in alle Fal-
ten der Kleider.
Das Weib eilt mit Haſt voran und die rothen
Scheintafeln der Laterne zucken auf dem Schnee-
grunde hin und her; und das Glöcklein ſchrillt un-
abläſſig, aber die Töne verklingen im Sturmwind,
und die Menſchen des Dörfleins ſind wieder zur
Ruhe gegangen, und auch ich bin, nachdem ich den
Zweien eine Weile nachgeblickt, in meine Stube
zurückgekehrt.
Ich will es aber niederſchreiben, was dem
Pfarrer in derſelbigen Nacht begegnet iſt. Es iſt
durch kein Beichtſiegel verſchloſſen.
Als unſer Vater Paul an dem Bette des
Kranken ſteht, ſagt dieſer: „Gedenkt es der Herr
Pfarrer noch, wie Er in die Karwäſſer gekommen
iſt? Gedenkt Er’s? ’s iſt lang vorbei; wir Beid’
haben ſeither wol was erfahren, ſind eisgrau ge-
worden, bei meiner Treu!“
Der Pfarrer ermahnt den alten Kohlenbrenner,
ſich durch angeſtrengtes Reden nicht aufzuregen.
„Und kann Er ſich erinnern, was ich damalen
hab’ geſagt: ich hätt’ auch mein Anliegen und
kunnt leicht einmal von einem geiſtlichen Herrn eine
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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/367>, abgerufen am 25.11.2024.
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