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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875.

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hastigen Worten theilt er mir sein Bekenntniß mit.
Dann faltet er die Hände so fest ineinander, daß
sie zittern und stammelt die Bitte um Lossprechung.
-- Mein Herz steigt empor zu den Lippen, ich will
dem Geängstigten Worte des Trostes sagen. Aber
unwirsch stoße ich mein eigen Herz zurück in die
Brust; denn die Satzung verlangt in diesem Falle
unerbittliche Strenge. Das Verbrechen ist kein un-
gewöhnliches gewesen; es kommt oft genug vor.
Nehmen wir zum Beispiel, der Mann hätte sich an
dem Gute seines Nachbars vergangen.

Und wie er stumm so dakniet, entgegne ich in
ruhiger Weise: das Unrecht könne ihm nicht ver-
ziehen werden vor Gott, so lange es nicht bis auf
das letzte Pünktchen gut gemacht.

-- Gutmachen, das kann ich nicht, versetzt er,
mein Nachbar ist fortgezogen; ich weiß ihn nicht
zu finden.

-- So wandert durch die Welt, ihn zu suchen;
besser die Füße abgehen bis auf die Kniee, als daß
die einzige, kostbare Seele ewig verloren gehe.

-- Aber mein Weib, meine unmündigen
Kinder! ruft er und fährt sich mit den Händen
über die Stirne.

-- Umsomehr Seelen stürzet ihr mit euch
in das Verderben, wollt das Unrecht ihr nicht
sühnen.


haſtigen Worten theilt er mir ſein Bekenntniß mit.
Dann faltet er die Hände ſo feſt ineinander, daß
ſie zittern und ſtammelt die Bitte um Losſprechung.
— Mein Herz ſteigt empor zu den Lippen, ich will
dem Geängſtigten Worte des Troſtes ſagen. Aber
unwirſch ſtoße ich mein eigen Herz zurück in die
Bruſt; denn die Satzung verlangt in dieſem Falle
unerbittliche Strenge. Das Verbrechen iſt kein un-
gewöhnliches geweſen; es kommt oft genug vor.
Nehmen wir zum Beiſpiel, der Mann hätte ſich an
dem Gute ſeines Nachbars vergangen.

Und wie er ſtumm ſo dakniet, entgegne ich in
ruhiger Weiſe: das Unrecht könne ihm nicht ver-
ziehen werden vor Gott, ſo lange es nicht bis auf
das letzte Pünktchen gut gemacht.

— Gutmachen, das kann ich nicht, verſetzt er,
mein Nachbar iſt fortgezogen; ich weiß ihn nicht
zu finden.

— So wandert durch die Welt, ihn zu ſuchen;
beſſer die Füße abgehen bis auf die Kniee, als daß
die einzige, koſtbare Seele ewig verloren gehe.

— Aber mein Weib, meine unmündigen
Kinder! ruft er und fährt ſich mit den Händen
über die Stirne.

— Umſomehr Seelen ſtürzet ihr mit euch
in das Verderben, wollt das Unrecht ihr nicht
ſühnen.


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[282/0292] haſtigen Worten theilt er mir ſein Bekenntniß mit. Dann faltet er die Hände ſo feſt ineinander, daß ſie zittern und ſtammelt die Bitte um Losſprechung. — Mein Herz ſteigt empor zu den Lippen, ich will dem Geängſtigten Worte des Troſtes ſagen. Aber unwirſch ſtoße ich mein eigen Herz zurück in die Bruſt; denn die Satzung verlangt in dieſem Falle unerbittliche Strenge. Das Verbrechen iſt kein un- gewöhnliches geweſen; es kommt oft genug vor. Nehmen wir zum Beiſpiel, der Mann hätte ſich an dem Gute ſeines Nachbars vergangen. Und wie er ſtumm ſo dakniet, entgegne ich in ruhiger Weiſe: das Unrecht könne ihm nicht ver- ziehen werden vor Gott, ſo lange es nicht bis auf das letzte Pünktchen gut gemacht. — Gutmachen, das kann ich nicht, verſetzt er, mein Nachbar iſt fortgezogen; ich weiß ihn nicht zu finden. — So wandert durch die Welt, ihn zu ſuchen; beſſer die Füße abgehen bis auf die Kniee, als daß die einzige, koſtbare Seele ewig verloren gehe. — Aber mein Weib, meine unmündigen Kinder! ruft er und fährt ſich mit den Händen über die Stirne. — Umſomehr Seelen ſtürzet ihr mit euch in das Verderben, wollt das Unrecht ihr nicht ſühnen.

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Zitationshilfe: Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/292>, abgerufen am 27.11.2024.