meiner ersten Kindheit an. Ich bin für den Orden vorbereitet worden, viel eher, als ich oder mein Vater es geahnt haben.
Ich habe Natur und Vermögen geopfert und meinen eigenen Willen; und nur Eines habe ich noch besessen, das Vaterland. Auch daran kommt die Reihe. Es wird unserem Orden vorgeworfen, er sei -- möge er sich nennen, wie immer -- nichts, als verkappter Jesuitismus, dessen Zwecken er in Allem diene. Und als solcher sei er nach dem bestehenden Gesetze des Bodens im Lande verlustig. Fast war ich zu schwach gewesen, meine Heimat und meinen betagten Vater zu verlassen; allein, da gibt es kein Auflehnen des Herzens. Wir sind Märtirer zur größeren Ehre Gottes; und sosehr bin ich Schwärmer, daß mir dieser Gedanke Halt und Entschlossenheit gibt, mich von Allem los- zureißen.
Wir sind nach Wälschland gezogen. Zu Rom lebt Pius der Siebente, der Freund unseres Ordens. Ich habe die Gräber der Apostel und Märtirer besucht; ich habe gewähnt, in dem gottgesegneten Lande ein stillbeschauliches Leben führen zu können. Allein, Gebet und erbauliche Betrachtung ist nicht immer Sache der Gesellschaft Jesu. Bald werden wir ausgesandt zu heißer Arbeit im Weinberge des Herrn. Ich weiß kaum mehr durch welche Vermitt-
meiner erſten Kindheit an. Ich bin für den Orden vorbereitet worden, viel eher, als ich oder mein Vater es geahnt haben.
Ich habe Natur und Vermögen geopfert und meinen eigenen Willen; und nur Eines habe ich noch beſeſſen, das Vaterland. Auch daran kommt die Reihe. Es wird unſerem Orden vorgeworfen, er ſei — möge er ſich nennen, wie immer — nichts, als verkappter Jeſuitismus, deſſen Zwecken er in Allem diene. Und als ſolcher ſei er nach dem beſtehenden Geſetze des Bodens im Lande verluſtig. Faſt war ich zu ſchwach geweſen, meine Heimat und meinen betagten Vater zu verlaſſen; allein, da gibt es kein Auflehnen des Herzens. Wir ſind Märtirer zur größeren Ehre Gottes; und ſoſehr bin ich Schwärmer, daß mir dieſer Gedanke Halt und Entſchloſſenheit gibt, mich von Allem los- zureißen.
Wir ſind nach Wälſchland gezogen. Zu Rom lebt Pius der Siebente, der Freund unſeres Ordens. Ich habe die Gräber der Apoſtel und Märtirer beſucht; ich habe gewähnt, in dem gottgeſegneten Lande ein ſtillbeſchauliches Leben führen zu können. Allein, Gebet und erbauliche Betrachtung iſt nicht immer Sache der Geſellſchaft Jeſu. Bald werden wir ausgeſandt zu heißer Arbeit im Weinberge des Herrn. Ich weiß kaum mehr durch welche Vermitt-
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meiner erſten Kindheit an. Ich bin für den Orden
vorbereitet worden, viel eher, als ich oder mein
Vater es geahnt haben.
Ich habe Natur und Vermögen geopfert und
meinen eigenen Willen; und nur Eines habe ich
noch beſeſſen, das Vaterland. Auch daran kommt
die Reihe. Es wird unſerem Orden vorgeworfen,
er ſei — möge er ſich nennen, wie immer —
nichts, als verkappter Jeſuitismus, deſſen Zwecken
er in Allem diene. Und als ſolcher ſei er nach dem
beſtehenden Geſetze des Bodens im Lande verluſtig.
Faſt war ich zu ſchwach geweſen, meine Heimat
und meinen betagten Vater zu verlaſſen; allein,
da gibt es kein Auflehnen des Herzens. Wir ſind
Märtirer zur größeren Ehre Gottes; und ſoſehr
bin ich Schwärmer, daß mir dieſer Gedanke Halt
und Entſchloſſenheit gibt, mich von Allem los-
zureißen.
Wir ſind nach Wälſchland gezogen. Zu Rom
lebt Pius der Siebente, der Freund unſeres Ordens.
Ich habe die Gräber der Apoſtel und Märtirer
beſucht; ich habe gewähnt, in dem gottgeſegneten
Lande ein ſtillbeſchauliches Leben führen zu können.
Allein, Gebet und erbauliche Betrachtung iſt nicht
immer Sache der Geſellſchaft Jeſu. Bald werden
wir ausgeſandt zu heißer Arbeit im Weinberge des
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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/282>, abgerufen am 24.11.2024.
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