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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875.

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ich wo Leute find', die gutherzig und lustig sind,
so mach' ich mich bescheiden und mit Freuden
daran, und singe sie an; und singe zur Tauf' und
Hochzeit und anderer Lustbarkeit um mein Stücklein
Brot; ist's auch schwarz und trocken, gesegne mir's
Gott! bin ich gesund und wird mir die Zungen
nicht lahm im Mund, so leid' ich keine Noth. Und
ist es Zeit, so kommt der Herr Tod, ich bin bereit
und gehe heim, und das ist der allerbeste Reim.
Und hör' ich singen und posaunenklingen, so steh'
ich wieder auf. Und das ist des Reim-Rüppels
Lebenslauf."

Ich möchte den Mann die wilde Harfe oder
den Waldsänger heißen, oder den evangelischen
Sperling; er säet nicht und erntet nicht und bettelt
nicht, und die braven Winkelwäldler ernähren ihn
dennoch, während draußen im weiten Land die
Sänger verhungern.

Nach vielen Stunden sind wir endlich hinauf-
gekommen in das Felsenthal. Als wir am zerrissenen
Gewände hingehen, in deren Klüften das Grauen
schlummert, und als wir mitten in den nieder-
gebrochenen Klötzen das Kreuz ragen sehen, theilt
mir mein Begleiter mit, es thät' ihm scheinen,
als husche dort eine Menschengestalt zwischen den
Steinen. Ich aber habe außer uns zweien Nieman-
den bemerkt.


ich wo Leute find’, die gutherzig und luſtig ſind,
ſo mach’ ich mich beſcheiden und mit Freuden
daran, und ſinge ſie an; und ſinge zur Tauf’ und
Hochzeit und anderer Luſtbarkeit um mein Stücklein
Brot; iſt’s auch ſchwarz und trocken, geſegne mir’s
Gott! bin ich geſund und wird mir die Zungen
nicht lahm im Mund, ſo leid’ ich keine Noth. Und
iſt es Zeit, ſo kommt der Herr Tod, ich bin bereit
und gehe heim, und das iſt der allerbeſte Reim.
Und hör’ ich ſingen und poſaunenklingen, ſo ſteh’
ich wieder auf. Und das iſt des Reim-Rüppels
Lebenslauf.“

Ich möchte den Mann die wilde Harfe oder
den Waldſänger heißen, oder den evangeliſchen
Sperling; er ſäet nicht und erntet nicht und bettelt
nicht, und die braven Winkelwäldler ernähren ihn
dennoch, während draußen im weiten Land die
Sänger verhungern.

Nach vielen Stunden ſind wir endlich hinauf-
gekommen in das Felſenthal. Als wir am zerriſſenen
Gewände hingehen, in deren Klüften das Grauen
ſchlummert, und als wir mitten in den nieder-
gebrochenen Klötzen das Kreuz ragen ſehen, theilt
mir mein Begleiter mit, es thät’ ihm ſcheinen,
als huſche dort eine Menſchengeſtalt zwiſchen den
Steinen. Ich aber habe außer uns zweien Nieman-
den bemerkt.


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[238/0248] ich wo Leute find’, die gutherzig und luſtig ſind, ſo mach’ ich mich beſcheiden und mit Freuden daran, und ſinge ſie an; und ſinge zur Tauf’ und Hochzeit und anderer Luſtbarkeit um mein Stücklein Brot; iſt’s auch ſchwarz und trocken, geſegne mir’s Gott! bin ich geſund und wird mir die Zungen nicht lahm im Mund, ſo leid’ ich keine Noth. Und iſt es Zeit, ſo kommt der Herr Tod, ich bin bereit und gehe heim, und das iſt der allerbeſte Reim. Und hör’ ich ſingen und poſaunenklingen, ſo ſteh’ ich wieder auf. Und das iſt des Reim-Rüppels Lebenslauf.“ Ich möchte den Mann die wilde Harfe oder den Waldſänger heißen, oder den evangeliſchen Sperling; er ſäet nicht und erntet nicht und bettelt nicht, und die braven Winkelwäldler ernähren ihn dennoch, während draußen im weiten Land die Sänger verhungern. Nach vielen Stunden ſind wir endlich hinauf- gekommen in das Felſenthal. Als wir am zerriſſenen Gewände hingehen, in deren Klüften das Grauen ſchlummert, und als wir mitten in den nieder- gebrochenen Klötzen das Kreuz ragen ſehen, theilt mir mein Begleiter mit, es thät’ ihm ſcheinen, als huſche dort eine Menſchengeſtalt zwiſchen den Steinen. Ich aber habe außer uns zweien Nieman- den bemerkt.

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Zitationshilfe: Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/248>, abgerufen am 23.11.2024.