Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

erzählen können. Edelweiß hat er bei sich ge-
tragen -- einen Strauß an der Brust -- einen
Kranz auf dem Haupte; schneeweiß, edelweiß sind
seine Haare gewesen.

Und das Sennmädchen, das sich in seinem
Uebermuth an dem braunen Lockenkopf versündigt,
hat jetztund das Weishaupt geliebt und gepflegt,
bis es selbst ein solches geworden in späten Jahren.

Fast schön hat der Berthold diese Geschichte
erzählt und letztlich beigesetzt, daß er von dem
Forstjungen und der Sennin das Kind sei.


Im Herbst 1818.

Wenn ich in den Wäldern herumgehe zu großen
und kleinen Leuten, und von den ersteren lerne und
die letzteren lehre, so sehne ich mich oftmals zurück
zum Steg der Winkel. Da haben die letzten Jahre
her die Leute um das Winkelhüterhaus mit Axt und
Hammer so herumgearbeitet und ich hab selber zu-
weilen ein wenig meine Hand daran gelegt. Und
nun ich die Augen einmal aufmache und die Dinge
betrachte, sehe ich, daß wir ein Dorf haben.

Neben dem Hause sind ein par Hütten auf-
gerichtet worden, anfangs nur für die Bauarbeiter,
und nun werden sie zu ständigen Häusern ein-
gerichtet. Und da ist der Martin Grassteiger, ein

erzählen können. Edelweiß hat er bei ſich ge-
tragen — einen Strauß an der Bruſt — einen
Kranz auf dem Haupte; ſchneeweiß, edelweiß ſind
ſeine Haare geweſen.

Und das Sennmädchen, das ſich in ſeinem
Uebermuth an dem braunen Lockenkopf verſündigt,
hat jetztund das Weishaupt geliebt und gepflegt,
bis es ſelbſt ein ſolches geworden in ſpäten Jahren.

Faſt ſchön hat der Berthold dieſe Geſchichte
erzählt und letztlich beigeſetzt, daß er von dem
Forſtjungen und der Sennin das Kind ſei.


Im Herbſt 1818.

Wenn ich in den Wäldern herumgehe zu großen
und kleinen Leuten, und von den erſteren lerne und
die letzteren lehre, ſo ſehne ich mich oftmals zurück
zum Steg der Winkel. Da haben die letzten Jahre
her die Leute um das Winkelhüterhaus mit Axt und
Hammer ſo herumgearbeitet und ich hab ſelber zu-
weilen ein wenig meine Hand daran gelegt. Und
nun ich die Augen einmal aufmache und die Dinge
betrachte, ſehe ich, daß wir ein Dorf haben.

Neben dem Hauſe ſind ein par Hütten auf-
gerichtet worden, anfangs nur für die Bauarbeiter,
und nun werden ſie zu ſtändigen Häuſern ein-
gerichtet. Und da iſt der Martin Grasſteiger, ein

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0238" n="228"/>
erzählen können. Edelweiß hat er bei &#x017F;ich ge-<lb/>
tragen &#x2014; einen Strauß an der Bru&#x017F;t &#x2014; einen<lb/>
Kranz auf dem Haupte; &#x017F;chneeweiß, edelweiß &#x017F;ind<lb/>
&#x017F;eine Haare gewe&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>Und das Sennmädchen, das &#x017F;ich in &#x017F;einem<lb/>
Uebermuth an dem braunen Lockenkopf ver&#x017F;ündigt,<lb/>
hat jetztund das Weishaupt geliebt und gepflegt,<lb/>
bis es &#x017F;elb&#x017F;t ein &#x017F;olches geworden in &#x017F;päten Jahren.</p><lb/>
          <p>Fa&#x017F;t &#x017F;chön hat der Berthold die&#x017F;e Ge&#x017F;chichte<lb/>
erzählt und letztlich beige&#x017F;etzt, daß er von dem<lb/>
For&#x017F;tjungen und der Sennin das Kind &#x017F;ei.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <p>
            <date> <hi rendition="#et">Im Herb&#x017F;t 1818.</hi> </date>
          </p><lb/>
          <p>Wenn ich in den Wäldern herumgehe zu großen<lb/>
und kleinen Leuten, und von den er&#x017F;teren lerne und<lb/>
die letzteren lehre, &#x017F;o &#x017F;ehne ich mich oftmals zurück<lb/>
zum Steg der Winkel. Da haben die letzten Jahre<lb/>
her die Leute um das Winkelhüterhaus mit Axt und<lb/>
Hammer &#x017F;o herumgearbeitet und ich hab &#x017F;elber zu-<lb/>
weilen ein wenig meine Hand daran gelegt. Und<lb/>
nun ich die Augen einmal aufmache und die Dinge<lb/>
betrachte, &#x017F;ehe ich, daß wir ein Dorf haben.</p><lb/>
          <p>Neben dem Hau&#x017F;e &#x017F;ind ein par Hütten auf-<lb/>
gerichtet worden, anfangs nur für die Bauarbeiter,<lb/>
und nun werden &#x017F;ie zu &#x017F;tändigen Häu&#x017F;ern ein-<lb/>
gerichtet. Und da i&#x017F;t der Martin Gras&#x017F;teiger, ein<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[228/0238] erzählen können. Edelweiß hat er bei ſich ge- tragen — einen Strauß an der Bruſt — einen Kranz auf dem Haupte; ſchneeweiß, edelweiß ſind ſeine Haare geweſen. Und das Sennmädchen, das ſich in ſeinem Uebermuth an dem braunen Lockenkopf verſündigt, hat jetztund das Weishaupt geliebt und gepflegt, bis es ſelbſt ein ſolches geworden in ſpäten Jahren. Faſt ſchön hat der Berthold dieſe Geſchichte erzählt und letztlich beigeſetzt, daß er von dem Forſtjungen und der Sennin das Kind ſei. Im Herbſt 1818. Wenn ich in den Wäldern herumgehe zu großen und kleinen Leuten, und von den erſteren lerne und die letzteren lehre, ſo ſehne ich mich oftmals zurück zum Steg der Winkel. Da haben die letzten Jahre her die Leute um das Winkelhüterhaus mit Axt und Hammer ſo herumgearbeitet und ich hab ſelber zu- weilen ein wenig meine Hand daran gelegt. Und nun ich die Augen einmal aufmache und die Dinge betrachte, ſehe ich, daß wir ein Dorf haben. Neben dem Hauſe ſind ein par Hütten auf- gerichtet worden, anfangs nur für die Bauarbeiter, und nun werden ſie zu ſtändigen Häuſern ein- gerichtet. Und da iſt der Martin Grasſteiger, ein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/238
Zitationshilfe: Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/238>, abgerufen am 08.05.2024.