geachtet; am liebsten ist ihm die Erden Gottes gewesen, wie sie daliegt im hellen Sonnenschein. -- Wartet nur, 's ist nicht allerweg' so fortgegangen."
Und nach einer weiteren Weile fährt das Weib fort: "In seinem zwanzigsten Jahr herum mag's gewesen sein, da ist er einmal mit einer Kornfuhr in die Kreisstadt gefahren. Das Fuhr- werk hat ein Ueberreiter zurückgebracht; der Mathes ist nicht mehr heimgekommen."
"Oho! heimgekommen schon!" unterbricht sie der Kranke, und will sich heben. -- "Es ist nichts Unrechtes, daß du erzählst, Weib, aber wissen wirst es nicht recht, bist ja nicht dabei gewesen, Adel- heid, wie sie mich erwischt haben. Ich erzähl's selber. Wie ich in der Stadt mein Geschäft fertig hab', geh' ich in's Wirthshaus, daß ich mir ein klein wenig die Zunge netz'. Auf dem Kornmarkt, müßt' ihr denken, wird das Red'werk trocken, bis der letzte Sack vom Wagen geschwätzt ist. -- Wie ich in die Wirthsstuben tret', sitzen ihrer drei, vier Herren bei einem Tisch, laden mich ein, daß ich mich zu ihnen setz', und mit ihnen Wein trink'. -- Freundlich sind die Herren gewesen, eingeschenkt haben sie mir."
Der Mann unterbricht sich, um Athem zu schöpfen; sein Weib bittet ihn, daß er sich schone. Der Kranke hört es nicht und fährt fort: "Von
geachtet; am liebſten iſt ihm die Erden Gottes geweſen, wie ſie daliegt im hellen Sonnenſchein. — Wartet nur, ’s iſt nicht allerweg’ ſo fortgegangen.“
Und nach einer weiteren Weile fährt das Weib fort: „In ſeinem zwanzigſten Jahr herum mag’s geweſen ſein, da iſt er einmal mit einer Kornfuhr in die Kreisſtadt gefahren. Das Fuhr- werk hat ein Ueberreiter zurückgebracht; der Mathes iſt nicht mehr heimgekommen.“
„Oho! heimgekommen ſchon!“ unterbricht ſie der Kranke, und will ſich heben. — „Es iſt nichts Unrechtes, daß du erzählſt, Weib, aber wiſſen wirſt es nicht recht, biſt ja nicht dabei geweſen, Adel- heid, wie ſie mich erwiſcht haben. Ich erzähl’s ſelber. Wie ich in der Stadt mein Geſchäft fertig hab’, geh’ ich in’s Wirthshaus, daß ich mir ein klein wenig die Zunge netz’. Auf dem Kornmarkt, müßt’ ihr denken, wird das Red’werk trocken, bis der letzte Sack vom Wagen geſchwätzt iſt. — Wie ich in die Wirthsſtuben tret’, ſitzen ihrer drei, vier Herren bei einem Tiſch, laden mich ein, daß ich mich zu ihnen ſetz’, und mit ihnen Wein trink’. — Freundlich ſind die Herren geweſen, eingeſchenkt haben ſie mir.“
Der Mann unterbricht ſich, um Athem zu ſchöpfen; ſein Weib bittet ihn, daß er ſich ſchone. Der Kranke hört es nicht und fährt fort: „Von
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geachtet; am liebſten iſt ihm die Erden Gottes
geweſen, wie ſie daliegt im hellen Sonnenſchein. —
Wartet nur, ’s iſt nicht allerweg’ ſo fortgegangen.“
Und nach einer weiteren Weile fährt das
Weib fort: „In ſeinem zwanzigſten Jahr herum
mag’s geweſen ſein, da iſt er einmal mit einer
Kornfuhr in die Kreisſtadt gefahren. Das Fuhr-
werk hat ein Ueberreiter zurückgebracht; der Mathes
iſt nicht mehr heimgekommen.“
„Oho! heimgekommen ſchon!“ unterbricht ſie
der Kranke, und will ſich heben. — „Es iſt nichts
Unrechtes, daß du erzählſt, Weib, aber wiſſen wirſt
es nicht recht, biſt ja nicht dabei geweſen, Adel-
heid, wie ſie mich erwiſcht haben. Ich erzähl’s
ſelber. Wie ich in der Stadt mein Geſchäft fertig
hab’, geh’ ich in’s Wirthshaus, daß ich mir ein
klein wenig die Zunge netz’. Auf dem Kornmarkt,
müßt’ ihr denken, wird das Red’werk trocken, bis
der letzte Sack vom Wagen geſchwätzt iſt. — Wie
ich in die Wirthsſtuben tret’, ſitzen ihrer drei, vier
Herren bei einem Tiſch, laden mich ein, daß ich
mich zu ihnen ſetz’, und mit ihnen Wein trink’. —
Freundlich ſind die Herren geweſen, eingeſchenkt
haben ſie mir.“
Der Mann unterbricht ſich, um Athem zu
ſchöpfen; ſein Weib bittet ihn, daß er ſich ſchone.
Der Kranke hört es nicht und fährt fort: „Von
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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/140>, abgerufen am 23.11.2024.
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