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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875.

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Bei den Waldteufeln.

In dieser Wildniß gibt es Gewerbe, von
denen ich keine Ahnung gehabt habe. Buchstäblich
von der Erde, von dem Gesteine heraus graben
die Leute ihr Brot. Und von den Bäumen schaben
sie es herab, und aus dem alllebendigen Ameis-
haufen wühlen sie es hervor, und aus wilden,
ungenießbaren Früchten zwingen sie es durch all
die hundertfältigen Mittel ihrer Schlauheit. Daß
der Mensch doch so Alles zu finden und zu nützen
weiß! Hat er aber schon Alles gefunden und ge-
nützt? Und die Bedürfnisse, sind sie schon da ge-
wesen, ehe die Mittel gefunden worden, oder sind
sie die Folgen der errungenen Dinge? -- Wäre
das Letztere der Fall, ich hielte die tausenderlei
Errungenschaften für keinen Gewinn.

Die wüsten, verkommenen "Waldteufel" stehen
mit den Menschenschaaren draußen in engerer
Verbindung, als man meint, und als sie es

Bei den Waldteufeln.

In dieſer Wildniß gibt es Gewerbe, von
denen ich keine Ahnung gehabt habe. Buchſtäblich
von der Erde, von dem Geſteine heraus graben
die Leute ihr Brot. Und von den Bäumen ſchaben
ſie es herab, und aus dem alllebendigen Ameis-
haufen wühlen ſie es hervor, und aus wilden,
ungenießbaren Früchten zwingen ſie es durch all
die hundertfältigen Mittel ihrer Schlauheit. Daß
der Menſch doch ſo Alles zu finden und zu nützen
weiß! Hat er aber ſchon Alles gefunden und ge-
nützt? Und die Bedürfniſſe, ſind ſie ſchon da ge-
weſen, ehe die Mittel gefunden worden, oder ſind
ſie die Folgen der errungenen Dinge? — Wäre
das Letztere der Fall, ich hielte die tauſenderlei
Errungenſchaften für keinen Gewinn.

Die wüſten, verkommenen „Waldteufel“ ſtehen
mit den Menſchenſchaaren draußen in engerer
Verbindung, als man meint, und als ſie es

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[91/0101] Bei den Waldteufeln. In dieſer Wildniß gibt es Gewerbe, von denen ich keine Ahnung gehabt habe. Buchſtäblich von der Erde, von dem Geſteine heraus graben die Leute ihr Brot. Und von den Bäumen ſchaben ſie es herab, und aus dem alllebendigen Ameis- haufen wühlen ſie es hervor, und aus wilden, ungenießbaren Früchten zwingen ſie es durch all die hundertfältigen Mittel ihrer Schlauheit. Daß der Menſch doch ſo Alles zu finden und zu nützen weiß! Hat er aber ſchon Alles gefunden und ge- nützt? Und die Bedürfniſſe, ſind ſie ſchon da ge- weſen, ehe die Mittel gefunden worden, oder ſind ſie die Folgen der errungenen Dinge? — Wäre das Letztere der Fall, ich hielte die tauſenderlei Errungenſchaften für keinen Gewinn. Die wüſten, verkommenen „Waldteufel“ ſtehen mit den Menſchenſchaaren draußen in engerer Verbindung, als man meint, und als ſie es

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Zitationshilfe: Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/101>, abgerufen am 27.11.2024.