Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 2. Berlin, 1842.

Bild:
<< vorherige Seite

N001
zu der Vermuthung Veranlassung geben, die auch N002
Göbel aufgestellt hat 1), dass das kaspische Meer N003
ursprünglich ein Süsswassersee gewesen sei, und sei- N004
nen Salzgehalt allmählig aus der angränzenden Steppe N005
empfangen habe. Indessen würde sich damit doch N006
nicht das Dasein der in dem kaspischen Meere leben- N007
den Seethiere erklären lassen. Allerdings sind diese N008
nicht sehr zahlreich, sowohl in Rücksicht der Species N009
als auch der Individuen, denn der grosse Reichthum N010
an Fischen, der das kaspische Meer so berühmt ge- N011
macht hat, findet sich nur in der Nähe der schilfrei- N012
chen Mündungen der Flüsse, wo der Salzgehalt des N013
Meeres durch das süsse Wasser der Flüsse verdünnt N014
ist. Das eigentliche Meer wird von allen Reisenden N015
als arm an Seethieren geschildert; aber ihre Zahl ist N016
nach der neuesten Uebersicht, die Eichwald davon N017
giebt, doch nicht so gering als man bisher vermuthet N018
hatte, und unter diesen fanden sich recht eigentliche N019
Seefische, wie Heringe, und die Arten der Gattungen N020
Atherina und Syngnathus 2).

[footnote reference]
[footnote reference] N001
1) Reise Th. II S. 104. N002
2) Vergl. Bulletin de la societe imperiale des naturalistes de N003
Moscou 1838 B. I S. 125. Ausser der grossen Menge von Karpfen- N004
Arten, Stören und Schlammbeisker (Cyprinus , Acipenser und Cobi- N005
tis), welche von den Flüssen in das Meer, und aus diesem in die N006
Flüsse steigen und den vielen Seehunden (Phoca canina, Pallas) N007
die auch in dem süssen Wasser des Baikal Sees leben, führt Eich- N008
wald folgende Seethiere auf: Von Schildkröten Clemmys caspia N009
(Wagler); von Fischen Cyprinus Persa (Pallas), Cobitis caspia N010
(Eichwald), Clupea caspia, C. pontica, Atherina caspia, A. pon- N011
tica, Bentophilus (Gobius) macrocephalus (Eichwald), Gobius N012
sulcatus, G. affinis, G. caspius, Syngnathus nigrolineatus , S. ca- N013
spius; von Krebsen Astacus leptodactylus, var. caspia (Esch- N014
scholz), A. caspius (Eichwald); von Mollusken Paludina varia- N015
bilis (Eichwald), P. pusilla, Neritina liturata, Cyrena orientalis, N016
Mytilus (Dreissena ) polymorphus, M. edulis, Venus gallina, Car N017
dium edule, C. rusticum, Didacna trigonoides, D. crassa, Monodacna N018
caspia, M. pontica, Adacna laeviuscula, A. plicata, A. vitrea, A. colo- N019
rata . -- Die Fauna des kaspischen Meeres unterscheidet sich, wie Eich-

N001
zu der Vermuthung Veranlassung geben, die auch N002
Göbel aufgestellt hat 1), dass das kaspische Meer N003
ursprünglich ein Süsswassersee gewesen sei, und sei- N004
nen Salzgehalt allmählig aus der angränzenden Steppe N005
empfangen habe. Indessen würde sich damit doch N006
nicht das Dasein der in dem kaspischen Meere leben- N007
den Seethiere erklären lassen. Allerdings sind diese N008
nicht sehr zahlreich, sowohl in Rücksicht der Species N009
als auch der Individuen, denn der grosse Reichthum N010
an Fischen, der das kaspische Meer so berühmt ge- N011
macht hat, findet sich nur in der Nähe der schilfrei- N012
chen Mündungen der Flüsse, wo der Salzgehalt des N013
Meeres durch das süsse Wasser der Flüsse verdünnt N014
ist. Das eigentliche Meer wird von allen Reisenden N015
als arm an Seethieren geschildert; aber ihre Zahl ist N016
nach der neuesten Uebersicht, die Eichwald davon N017
giebt, doch nicht so gering als man bisher vermuthet N018
hatte, und unter diesen fanden sich recht eigentliche N019
Seefische, wie Heringe, und die Arten der Gattungen N020
Atherina und Syngnathus 2).

[footnote reference]
[footnote reference] N001
1) Reise Th. II S. 104. N002
2) Vergl. Bulletin de la societe impériale des naturalistes de N003
Moscou 1838 B. I S. 125. Ausser der grossen Menge von Karpfen- N004
Arten, Stören und Schlammbeisker (Cyprinus , Acipenser und Cobi- N005
tis), welche von den Flüssen in das Meer, und aus diesem in die N006
Flüsse steigen und den vielen Seehunden (Phoca canina, Pallas) N007
die auch in dem süssen Wasser des Baikal Sees leben, führt Eich- N008
wald folgende Seethiere auf: Von Schildkröten Clemmys caspia N009
(Wagler); von Fischen Cyprinus Persa (Pallas), Cobitis caspia N010
(Eichwald), Clupea caspia, C. pontica, Atherina caspia, A. pon- N011
tica, Bentophilus (Gobius) macrocephalus (Eichwald), Gobius N012
sulcatus, G. affinis, G. caspius, Syngnathus nigrolineatus , S. ca- N013
spius; von Krebsen Astacus leptodactylus, var. caspia (Esch- N014
scholz), A. caspius (Eichwald); von Mollusken Paludina varia- N015
bilis (Eichwald), P. pusilla, Neritina liturata, Cyrena orientalis, N016
Mytilus (Dreissena ) polymorphus, M. edulis, Venus gallina, Car N017
dium edule, C. rusticum, Didacna trigonoides, D. crassa, Monodacna N018
caspia, M. pontica, Adacna laeviuscula, A. plicata, A. vitrea, A. colo- N019
rata . — Die Fauna des kaspischen Meeres unterscheidet sich, wie Eich-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0337" xml:id="img_0335" n="319"/>
        <p><lb n="N001"/>
zu der Vermuthung Veranlassung geben, die auch             <lb n="N002"/>
Göbel aufgestellt hat 1), dass das kaspische Meer <lb n="N003"/>
ursprünglich ein Süsswassersee gewesen sei, und sei-             <lb n="N004"/>
nen Salzgehalt allmählig aus der angränzenden Steppe             <lb n="N005"/>
empfangen habe. Indessen würde sich damit doch             <lb n="N006"/>
nicht das Dasein der in dem kaspischen Meere leben-             <lb n="N007"/>
den Seethiere erklären lassen. Allerdings sind diese             <lb n="N008"/>
nicht sehr zahlreich, sowohl in Rücksicht der Species             <lb n="N009"/>
als auch der Individuen, denn der grosse Reichthum             <lb n="N010"/>
an Fischen, der das kaspische Meer so berühmt ge-             <lb n="N011"/>
macht hat, findet sich nur in der Nähe der schilfrei-             <lb n="N012"/>
chen Mündungen der Flüsse, wo der Salzgehalt des             <lb n="N013"/>
Meeres durch das süsse Wasser der Flüsse verdünnt             <lb n="N014"/>
ist. Das eigentliche Meer wird von allen Reisenden             <lb n="N015"/>
als arm an Seethieren geschildert; aber ihre Zahl ist             <lb n="N016"/>
nach der neuesten Uebersicht, die Eichwald davon <lb n="N017"/>
giebt, doch nicht so gering als man bisher vermuthet             <lb n="N018"/>
hatte, und unter diesen fanden sich recht eigentliche             <lb n="N019"/>
Seefische, wie Heringe, und die Arten der Gattungen             <lb n="N020"/>
Atherina und Syngnathus 2).</p>
        <note place="foot" n="[footnote reference]"><lb n="N001"/>
1) Reise Th. II S. 104. <lb n="N002"/>
2) Vergl. Bulletin de la societe impériale des naturalistes de <lb n="N003"/>
Moscou 1838 B. I S. 125. Ausser der grossen Menge von Karpfen-             <lb n="N004"/>
Arten, Stören und Schlammbeisker (Cyprinus , Acipenser und Cobi- <lb n="N005"/>
tis), welche von den Flüssen in das Meer, und aus diesem in die             <lb n="N006"/>
Flüsse steigen und den vielen Seehunden (Phoca canina, Pallas) <lb n="N007"/>
die auch in dem süssen Wasser des Baikal Sees leben, führt Eich- <lb n="N008"/>
wald folgende Seethiere auf: Von Schildkröten Clemmys caspia             <lb n="N009"/>
(Wagler); von Fischen Cyprinus Persa (Pallas), Cobitis caspia             <lb n="N010"/>
(Eichwald), Clupea caspia, C. pontica, Atherina caspia, A. pon-             <lb n="N011"/>
tica, Bentophilus (Gobius) macrocephalus (Eichwald), Gobius             <lb n="N012"/>
sulcatus, G. affinis, G. caspius, Syngnathus nigrolineatus , S. ca- <lb n="N013"/>
spius; von Krebsen Astacus leptodactylus, var. caspia (Esch- <lb n="N014"/>
scholz), A. caspius (Eichwald); von Mollusken Paludina varia- <lb n="N015"/>
bilis (Eichwald), P. pusilla, Neritina liturata, Cyrena orientalis,             <lb n="N016"/>
Mytilus (Dreissena ) polymorphus, M. edulis, Venus gallina, Car <lb n="N017"/>
dium edule, C. rusticum, Didacna trigonoides, D. crassa, Monodacna             <lb n="N018"/>
caspia, M. pontica, Adacna laeviuscula, A. plicata, A. vitrea, A. colo-             <lb n="N019"/>
rata . &#x2014; Die Fauna des kaspischen Meeres unterscheidet sich, wie Eich-</note>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[319/0337] N001 zu der Vermuthung Veranlassung geben, die auch N002 Göbel aufgestellt hat 1), dass das kaspische Meer N003 ursprünglich ein Süsswassersee gewesen sei, und sei- N004 nen Salzgehalt allmählig aus der angränzenden Steppe N005 empfangen habe. Indessen würde sich damit doch N006 nicht das Dasein der in dem kaspischen Meere leben- N007 den Seethiere erklären lassen. Allerdings sind diese N008 nicht sehr zahlreich, sowohl in Rücksicht der Species N009 als auch der Individuen, denn der grosse Reichthum N010 an Fischen, der das kaspische Meer so berühmt ge- N011 macht hat, findet sich nur in der Nähe der schilfrei- N012 chen Mündungen der Flüsse, wo der Salzgehalt des N013 Meeres durch das süsse Wasser der Flüsse verdünnt N014 ist. Das eigentliche Meer wird von allen Reisenden N015 als arm an Seethieren geschildert; aber ihre Zahl ist N016 nach der neuesten Uebersicht, die Eichwald davon N017 giebt, doch nicht so gering als man bisher vermuthet N018 hatte, und unter diesen fanden sich recht eigentliche N019 Seefische, wie Heringe, und die Arten der Gattungen N020 Atherina und Syngnathus 2). [footnote reference] [footnote reference] N001 1) Reise Th. II S. 104. N002 2) Vergl. Bulletin de la societe impériale des naturalistes de N003 Moscou 1838 B. I S. 125. Ausser der grossen Menge von Karpfen- N004 Arten, Stören und Schlammbeisker (Cyprinus , Acipenser und Cobi- N005 tis), welche von den Flüssen in das Meer, und aus diesem in die N006 Flüsse steigen und den vielen Seehunden (Phoca canina, Pallas) N007 die auch in dem süssen Wasser des Baikal Sees leben, führt Eich- N008 wald folgende Seethiere auf: Von Schildkröten Clemmys caspia N009 (Wagler); von Fischen Cyprinus Persa (Pallas), Cobitis caspia N010 (Eichwald), Clupea caspia, C. pontica, Atherina caspia, A. pon- N011 tica, Bentophilus (Gobius) macrocephalus (Eichwald), Gobius N012 sulcatus, G. affinis, G. caspius, Syngnathus nigrolineatus , S. ca- N013 spius; von Krebsen Astacus leptodactylus, var. caspia (Esch- N014 scholz), A. caspius (Eichwald); von Mollusken Paludina varia- N015 bilis (Eichwald), P. pusilla, Neritina liturata, Cyrena orientalis, N016 Mytilus (Dreissena ) polymorphus, M. edulis, Venus gallina, Car N017 dium edule, C. rusticum, Didacna trigonoides, D. crassa, Monodacna N018 caspia, M. pontica, Adacna laeviuscula, A. plicata, A. vitrea, A. colo- N019 rata . — Die Fauna des kaspischen Meeres unterscheidet sich, wie Eich-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

OCR-D: Bereitstellung der Texttranskription. (2019-10-24T14:59:58Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Dennis Dietrich, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2019-10-24T14:59:58Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR ohne Nachkorrektur.

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.ocr-d.de/gt_guidelines formulierten Richtlinien und wurde in Richtung des Zielformats DTABf angepasst. Der Textinhalt einzelner Tabellen wurde von der OCR nur teilweise erfasst.

Weitere Textphänomene wurden wie folgt behandelt:

  • Bogensignaturen: gekennzeichnet;
  • Druckfehler: dokumentiert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet;
  • langes s (ſ): als s transkribiert;
  • Normalisierungen: dokumentiert;
  • Seitenumbrüche markiert: ja;
  • Silbentrennung: wie Vorlage;
  • Vollständigkeit: vollständig erfasst;
  • Zeichensetzung: wie Vorlage;
  • Zeilenumbrüche markiert: ja;

Die Faksimiles der Karten, #f0631 bis #f0634, stammen aus dem Digitalisat der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin, Werks-URN (URL): https://www.digi-hub.de/viewer/resolver?urn=urn:nbn:de:kobv:11-d-6431605.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural02_1842
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural02_1842/337
Zitationshilfe: Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 2. Berlin, 1842, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural02_1842/337>, abgerufen am 24.11.2024.