N001 freigebig sind; die geschriebenen Gebete aber hat man N002 bei Bereisung der Steppe öfter Gelegenheit zu sam- N003 meln, da die Kalmücken sie oft in Menge in die Ka- N004 pellen oder Zaza's legen, die sie mitten in der Steppe N005 denjenigen ihrer Lama's oder Oberpriester nach ihrem N006 Tode erbauen, die sich im Leben durch besondere Hei- N007 ligkeit ausgezeichnet haben. Diese Zaza's sind nur N008 klein, viereckig, und von Ziegelsteinen aufgeführt, N009 die mit Mörtel verbunden sind, worunter man die N010 Asche von dem verbrannten Körper des Lama ge- N011 mischt hat; sie haben in einiger Entfernung vom Bo- N012 den eine kleine Oeffnung, durch welche man zur Noth N013 hineinsteigen kann. Die Kalmücken lassen die hinein- N014 gelegten Gebete unberührt liegen, die darin verrotten, N015 wenn sie nicht von anderen Personen fortgenommen N016 werden.
N001 Ausser diesen kalmückischen Merkwürdigkeiten N002 besitzt Herr Zwick noch eine wichtige Sammlung N003 von orientalischen Münzen 1), von denen ein grosser N004 Theil unter den Ruinen der tatarischen Städte an der N005 linken Seite der Achtuba 2) gefunden ist, so wie auch
[footnote reference][footnote reference]
[footnote reference]N001 1) Prof. Göbel giebt in seiner Reise (Th. I S. 227) einen Ka- N002 talog dieser Münzen, und führt auch an, dass Herr Zwick im N003 Jahre 1836 nach Deutschland versetzt sei, und gegenwärtig in Ebers- N004 dorf bei Lobenstein im Voigtlande lebe, nachdem er vorher noch N005 eine Reise nach Tifflis im Auftrage der Kolonie Sarepta gemacht N006 habe, um Handelsverbindungen anzuknüpfen. N007 2) Die tatarischen Ruinen liegen an der ganzen Seite der Ach- N008 tuba und sind ausführlich von Pallas in seinen älteren und neue- N009 ren Reisen beschrieben. Die grössten Ruinenhaufen sieht man in der N010 Nähe des Dorfes Zarewka, Sarepta gegenüber, und weiter südlich N011 bei dem Orte Selitrennoi Gorodok (dem Salpeterstädtchen, weil man N012 hier früher auf den Ruinen eine Salpeterhütte angelegt hatte) Jeno- N013 tajewsk gegenüber; daher man auch bald die einen, bald die andern N014 für die Ueberbleibsel von Serai (oder Sarai), dem Hoflager der Chane N015 der goldenen Horde gehalten hat. Nach Pallas 1) und Müller 2)
[footnote reference]N001 1) Reise in die südl. Statthaltersch. d. russ. Reichs Tb. 1 S. 167. N002 2) Der Ugrische Volksstamm, Th. 1 Abth. 2 S. 574.
N001 freigebig sind; die geschriebenen Gebete aber hat man N002 bei Bereisung der Steppe öfter Gelegenheit zu sam- N003 meln, da die Kalmücken sie oft in Menge in die Ka- N004 pellen oder Zaza's legen, die sie mitten in der Steppe N005 denjenigen ihrer Lama's oder Oberpriester nach ihrem N006 Tode erbauen, die sich im Leben durch besondere Hei- N007 ligkeit ausgezeichnet haben. Diese Zaza’s sind nur N008 klein, viereckig, und von Ziegelsteinen aufgeführt, N009 die mit Mörtel verbunden sind, worunter man die N010 Asche von dem verbrannten Körper des Lama ge- N011 mischt hat; sie haben in einiger Entfernung vom Bo- N012 den eine kleine Oeffnung, durch welche man zur Noth N013 hineinsteigen kann. Die Kalmücken lassen die hinein- N014 gelegten Gebete unberührt liegen, die darin verrotten, N015 wenn sie nicht von anderen Personen fortgenommen N016 werden.
N001 Ausser diesen kalmückischen Merkwürdigkeiten N002 besitzt Herr Zwick noch eine wichtige Sammlung N003 von orientalischen Münzen 1), von denen ein grosser N004 Theil unter den Ruinen der tatarischen Städte an der N005 linken Seite der Achtuba 2) gefunden ist, so wie auch
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[footnote reference]N001 1) Prof. Göbel giebt in seiner Reise (Th. I S. 227) einen Ka- N002 talog dieser Münzen, und führt auch an, dass Herr Zwick im N003 Jahre 1836 nach Deutschland versetzt sei, und gegenwärtig in Ebers- N004 dorf bei Lobenstein im Voigtlande lebe, nachdem er vorher noch N005 eine Reise nach Tifflis im Auftrage der Kolonie Sarepta gemacht N006 habe, um Handelsverbindungen anzuknüpfen. N007 2) Die tatarischen Ruinen liegen an der ganzen Seite der Ach- N008 tuba und sind ausführlich von Pallas in seinen älteren und neue- N009 ren Reisen beschrieben. Die grössten Ruinenhaufen sieht man in der N010 Nähe des Dorfes Zarewka, Sarepta gegenüber, und weiter südlich N011 bei dem Orte Selitrennoi Gorodok (dem Salpeterstädtchen, weil man N012 hier früher auf den Ruinen eine Salpeterhütte angelegt hatte) Jeno- N013 tajewsk gegenüber; daher man auch bald die einen, bald die andern N014 für die Ueberbleibsel von Serai (oder Sarai), dem Hoflager der Chane N015 der goldenen Horde gehalten hat. Nach Pallas 1) und Müller 2)
[footnote reference]N001 1) Reise in die südl. Statthaltersch. d. russ. Reichs Tb. 1 S. 167. N002 2) Der Ugrische Volksstamm, Th. 1 Abth. 2 S. 574.
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freigebig sind; die geschriebenen Gebete aber hat man N002
bei Bereisung der Steppe öfter Gelegenheit zu sam- N003
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pellen oder Zaza's legen, die sie mitten in der Steppe N005
denjenigen ihrer Lama's oder Oberpriester nach ihrem N006
Tode erbauen, die sich im Leben durch besondere Hei- N007
ligkeit ausgezeichnet haben. Diese Zaza’s sind nur N008
klein, viereckig, und von Ziegelsteinen aufgeführt, N009
die mit Mörtel verbunden sind, worunter man die N010
Asche von dem verbrannten Körper des Lama ge- N011
mischt hat; sie haben in einiger Entfernung vom Bo- N012
den eine kleine Oeffnung, durch welche man zur Noth N013
hineinsteigen kann. Die Kalmücken lassen die hinein- N014
gelegten Gebete unberührt liegen, die darin verrotten, N015
wenn sie nicht von anderen Personen fortgenommen N016
werden.
N001
Ausser diesen kalmückischen Merkwürdigkeiten N002
besitzt Herr Zwick noch eine wichtige Sammlung N003
von orientalischen Münzen 1), von denen ein grosser N004
Theil unter den Ruinen der tatarischen Städte an der N005
linken Seite der Achtuba 2) gefunden ist, so wie auch
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1) Prof. Göbel giebt in seiner Reise (Th. I S. 227) einen Ka- N002
talog dieser Münzen, und führt auch an, dass Herr Zwick im N003
Jahre 1836 nach Deutschland versetzt sei, und gegenwärtig in Ebers- N004
dorf bei Lobenstein im Voigtlande lebe, nachdem er vorher noch N005
eine Reise nach Tifflis im Auftrage der Kolonie Sarepta gemacht N006
habe, um Handelsverbindungen anzuknüpfen. N007
2) Die tatarischen Ruinen liegen an der ganzen Seite der Ach- N008
tuba und sind ausführlich von Pallas in seinen älteren und neue- N009
ren Reisen beschrieben. Die grössten Ruinenhaufen sieht man in der N010
Nähe des Dorfes Zarewka, Sarepta gegenüber, und weiter südlich N011
bei dem Orte Selitrennoi Gorodok (dem Salpeterstädtchen, weil man N012
hier früher auf den Ruinen eine Salpeterhütte angelegt hatte) Jeno- N013
tajewsk gegenüber; daher man auch bald die einen, bald die andern N014
für die Ueberbleibsel von Serai (oder Sarai), dem Hoflager der Chane N015
der goldenen Horde gehalten hat. Nach Pallas 1) und Müller 2)
[footnote reference] N001
1) Reise in die südl. Statthaltersch. d. russ. Reichs Tb. 1 S. 167. N002
2) Der Ugrische Volksstamm, Th. 1 Abth. 2 S. 574.
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Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 2. Berlin, 1842, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural02_1842/302>, abgerufen am 16.07.2024.
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