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Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837.

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sowie alle Mineralprodukte die ihm von einigem Interesse schei- N002
nen könnten, vorzulegen.

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Den 5ten Juli kam ich mit Herrn Schmidt, einem N002
jungen Freiberger Mineralogen, dem ich die Direction der N003
Werke anvertrauen wollte, in dem Seifenwerke an, und den- N004
selben Tag wurde in dem mir vorgelegten Goldsande und zwi- N005
schen einer Menge von Eisenkieskrystallen und Quarzstücken, N006
der erste Diamant des Urals entdeckt. Er war den Tag vor- N007
her durch einen Knaben von 14 Jahren, Namens Paul Po- N008
poff aus dem Dorfe Kalinskoje aufgefunden. Dieser Knabe N009
war bei dem Seifenwerke angestellt, und da denjenigen eine N010
Belohnung zugesichert war, welche auffallende Steine finden N011
würden, so hatte er sich beeilt, seinen Fund dem Aufseher zu N012
geben, der aber, einem so kleinen Steine keine Wichtigkeit bei- N013
messend, und denselben für einen Tjeschelowess (vollwichtigen N014
Stein, Topas) haltend, ihn zu den andern Mineralien, die er mir N015
überreichte, gelegt hatte. Seine Durchsichtigkeit war vollkom- N016
men, und dies allein, verbunden mit seinem Glanze, hätte uns N017
bewiesen, dass es ein Diamant sei, selbst wenn seine Kristal- N018
lisation mit abgerundeten Flächen uns noch den mindesten N019
Zweifel gelassen hätte, dass die Prophezeihung des Herrn von N020
Humboldt eingetroffen wäre. Drei Tage darauf fand ein an- N021
derer Knabe einen zweiten, und einige Tage nach meiner Ab- N022
reise von dem Seifenwerke schickte man mir einen dritten, der N023
grösser als die beiden andern zusammengenommen war.

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Herr Schmidt hatte alle einem Mineralogen nöthige In- N002
strumente bei sich, wodurch wir in den Stand gesetzt wurden, N003
mit diesen 3 Krystallen Versuche anzustellen, um die Realität N004
der Entdeckung zu bestätigen. Wir nahmen zuerst ihr speci- N005
fisches Gewicht. Das der beiden erstern, die zusammen gewo- N006
gen wurden, fand sich 3,520, welches gerade die Mitte zwi- N007
schen den beiden Gränzen ist, die von den Mineralogen für das N008
specifische Gewicht des Diamantes angegeben werden; es schwankt N009
zwischen 3,4 und 3,6. Das absolute Gewicht des erstern be- N010
trug 0,105 Grammen, oder etwas mehr als ein halbes Karat, N011
des zweiten 0,132 Grammen, des dritten 0,253 Grammen, ungefähr N012
1 1/4 Karat. 205 Milligrammen machen 1 Karat. Das specifische N013
Gewicht des dritten betrug 3,514. Wir konnten uns ebenso N014
versichern, dass die Härte dieser Steine bedeutender war, als N015
die des Quarzes, den sie mit Leichtigkeit ritzten, und dass der N016
Korund sie nicht angriff; aber die Kleinheit dieser Diamanten

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sowie alle Mineralprodukte die ihm von einigem Interesse schei- N002
nen könnten, vorzulegen.

N001
Den 5ten Juli kam ich mit Herrn Schmidt, einem N002
jungen Freiberger Mineralogen, dem ich die Direction der N003
Werke anvertrauen wollte, in dem Seifenwerke an, und den- N004
selben Tag wurde in dem mir vorgelegten Goldsande und zwi- N005
schen einer Menge von Eisenkieskrystallen und Quarzstücken, N006
der erste Diamant des Urals entdeckt. Er war den Tag vor- N007
her durch einen Knaben von 14 Jahren, Namens Paul Po- N008
poff aus dem Dorfe Kalinskoje aufgefunden. Dieser Knabe N009
war bei dem Seifenwerke angestellt, und da denjenigen eine N010
Belohnung zugesichert war, welche auffallende Steine finden N011
würden, so hatte er sich beeilt, seinen Fund dem Aufseher zu N012
geben, der aber, einem so kleinen Steine keine Wichtigkeit bei- N013
messend, und denselben für einen Tjeschelowess (vollwichtigen N014
Stein, Topas) haltend, ihn zu den andern Mineralien, die er mir N015
überreichte, gelegt hatte. Seine Durchsichtigkeit war vollkom- N016
men, und dies allein, verbunden mit seinem Glanze, hätte uns N017
bewiesen, dass es ein Diamant sei, selbst wenn seine Kristal- N018
lisation mit abgerundeten Flächen uns noch den mindesten N019
Zweifel gelassen hätte, dass die Prophezeihung des Herrn von N020
Humboldt eingetroffen wäre. Drei Tage darauf fand ein an- N021
derer Knabe einen zweiten, und einige Tage nach meiner Ab- N022
reise von dem Seifenwerke schickte man mir einen dritten, der N023
grösser als die beiden andern zusammengenommen war.

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Herr Schmidt hatte alle einem Mineralogen nöthige In- N002
strumente bei sich, wodurch wir in den Stand gesetzt wurden, N003
mit diesen 3 Krystallen Versuche anzustellen, um die Realität N004
der Entdeckung zu bestätigen. Wir nahmen zuerst ihr speci- N005
fisches Gewicht. Das der beiden erstern, die zusammen gewo- N006
gen wurden, fand sich 3,520, welches gerade die Mitte zwi- N007
schen den beiden Gränzen ist, die von den Mineralogen für das N008
specifische Gewicht des Diamantes angegeben werden; es schwankt N009
zwischen 3,4 und 3,6. Das absolute Gewicht des erstern be- N010
trug 0,105 Grammen, oder etwas mehr als ein halbes Karat, N011
des zweiten 0,132 Grammen, des dritten 0,253 Grammen, ungefähr N012
1 ¼ Karat. 205 Milligrammen machen 1 Karat. Das specifische N013
Gewicht des dritten betrug 3,514. Wir konnten uns ebenso N014
versichern, dass die Härte dieser Steine bedeutender war, als N015
die des Quarzes, den sie mit Leichtigkeit ritzten, und dass der N016
Korund sie nicht angriff; aber die Kleinheit dieser Diamanten

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[357/0391] N001 sowie alle Mineralprodukte die ihm von einigem Interesse schei- N002 nen könnten, vorzulegen. N001 Den 5ten Juli kam ich mit Herrn Schmidt, einem N002 jungen Freiberger Mineralogen, dem ich die Direction der N003 Werke anvertrauen wollte, in dem Seifenwerke an, und den- N004 selben Tag wurde in dem mir vorgelegten Goldsande und zwi- N005 schen einer Menge von Eisenkieskrystallen und Quarzstücken, N006 der erste Diamant des Urals entdeckt. Er war den Tag vor- N007 her durch einen Knaben von 14 Jahren, Namens Paul Po- N008 poff aus dem Dorfe Kalinskoje aufgefunden. Dieser Knabe N009 war bei dem Seifenwerke angestellt, und da denjenigen eine N010 Belohnung zugesichert war, welche auffallende Steine finden N011 würden, so hatte er sich beeilt, seinen Fund dem Aufseher zu N012 geben, der aber, einem so kleinen Steine keine Wichtigkeit bei- N013 messend, und denselben für einen Tjeschelowess (vollwichtigen N014 Stein, Topas) haltend, ihn zu den andern Mineralien, die er mir N015 überreichte, gelegt hatte. Seine Durchsichtigkeit war vollkom- N016 men, und dies allein, verbunden mit seinem Glanze, hätte uns N017 bewiesen, dass es ein Diamant sei, selbst wenn seine Kristal- N018 lisation mit abgerundeten Flächen uns noch den mindesten N019 Zweifel gelassen hätte, dass die Prophezeihung des Herrn von N020 Humboldt eingetroffen wäre. Drei Tage darauf fand ein an- N021 derer Knabe einen zweiten, und einige Tage nach meiner Ab- N022 reise von dem Seifenwerke schickte man mir einen dritten, der N023 grösser als die beiden andern zusammengenommen war. N001 Herr Schmidt hatte alle einem Mineralogen nöthige In- N002 strumente bei sich, wodurch wir in den Stand gesetzt wurden, N003 mit diesen 3 Krystallen Versuche anzustellen, um die Realität N004 der Entdeckung zu bestätigen. Wir nahmen zuerst ihr speci- N005 fisches Gewicht. Das der beiden erstern, die zusammen gewo- N006 gen wurden, fand sich 3,520, welches gerade die Mitte zwi- N007 schen den beiden Gränzen ist, die von den Mineralogen für das N008 specifische Gewicht des Diamantes angegeben werden; es schwankt N009 zwischen 3,4 und 3,6. Das absolute Gewicht des erstern be- N010 trug 0,105 Grammen, oder etwas mehr als ein halbes Karat, N011 des zweiten 0,132 Grammen, des dritten 0,253 Grammen, ungefähr N012 1 ¼ Karat. 205 Milligrammen machen 1 Karat. Das specifische N013 Gewicht des dritten betrug 3,514. Wir konnten uns ebenso N014 versichern, dass die Härte dieser Steine bedeutender war, als N015 die des Quarzes, den sie mit Leichtigkeit ritzten, und dass der N016 Korund sie nicht angriff; aber die Kleinheit dieser Diamanten

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Zitationshilfe: Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837/391>, abgerufen am 18.05.2024.