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Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837.

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hatten wir das Ungemach, fast alle Flüsse, die wir zu N002
passiren hatten, im Eisgange anzutreffen. Dieser musste N003
nun bei allen erst abgewartet werden, wodurch unsere N004
Reise ausserordentlich verzögert wurde.

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In den ersten Tagen hatten wir indessen diese N002
Uebelstände noch wenig empfunden. Die grosse Kunst- N003
strasse, die bis nach Königsberg führt, war durch den N004
thauenden Schnee nicht sehr verdorben, und in Dir- N005
schau, wo wir am 14ten in der Frühe ankamen, fan- N006
den wir die Weichsel schon seit acht Tagen offen, und N007
konnten daher mit der Fähre ohne Aufenthalt über- N008
setzen. Das Wasser stand sehr hoch, es hatte in den N009
Niederungen bei Danzig die Dünen durchbrochen und N010
grossen Schaden angerichtet. Zwei Meilen weiter N011
setzten wir über den zweiten Arm der Weichsel, die N012
Nogat, jenseits welcher Marienburg liegt. Die Be- N013
sichtigung des alten Schlosses der deutschen Ritter, N014
das jetzt im ursprünglichen Style hergestellt ist, ge- N015
währte uns einige Stunden frohen Genusses. Jenseits N016
Marienburg bis Elbing fanden wir wieder die ganze N017
Gegend zu beiden Seiten der Strasse so überschwemmt, N018
dass diese nur wenig aus der alles bedeckenden Was- N019
sermasse hervorragte.

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Wir erreichten Königsberg am 15ten Morgens und N002
verlebten dort zwei sehr angenehme Tage in der Er- N003
neuerung alter Bekanntschaften und in der Anknüpfung N004
von neuen. Herr von Humboldt machte hier zuerst N005
die persönliche Bekanntschaft des Herrn Prof. Bessel, N006
bei dem der Eindruck allgemein bewunderter Talente N007
durch liebenswürdige Einfachheit des Umganges erhöht N008
wird. Er zeigte uns alle Einzelheiten seiner vortreff- N009
lich eingerichteten Sternwarte, die auf einer zu den N010
ehemaligen Festungswerken der Stadt gehörigen An- N011
höhe gelegen ist und mit der grössten Zweckmässig- N012
keit eine grosse Bequemlichkeit verbindet, indem die N013
Räume, in denen der Meridiankreis und das grosse N014
Heliometer von Reichenbach aufgestellt sind, dem

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hatten wir das Ungemach, fast alle Flüsse, die wir zu N002
passiren hatten, im Eisgange anzutreffen. Dieser musste N003
nun bei allen erst abgewartet werden, wodurch unsere N004
Reise ausserordentlich verzögert wurde.

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In den ersten Tagen hatten wir indessen diese N002
Uebelstände noch wenig empfunden. Die grosse Kunst- N003
strasse, die bis nach Königsberg führt, war durch den N004
thauenden Schnee nicht sehr verdorben, und in Dir- N005
schau, wo wir am 14ten in der Frühe ankamen, fan- N006
den wir die Weichsel schon seit acht Tagen offen, und N007
konnten daher mit der Fähre ohne Aufenthalt über- N008
setzen. Das Wasser stand sehr hoch, es hatte in den N009
Niederungen bei Danzig die Dünen durchbrochen und N010
grossen Schaden angerichtet. Zwei Meilen weiter N011
setzten wir über den zweiten Arm der Weichsel, die N012
Nogat, jenseits welcher Marienburg liegt. Die Be- N013
sichtigung des alten Schlosses der deutschen Ritter, N014
das jetzt im ursprünglichen Style hergestellt ist, ge- N015
währte uns einige Stunden frohen Genusses. Jenseits N016
Marienburg bis Elbing fanden wir wieder die ganze N017
Gegend zu beiden Seiten der Strasse so überschwemmt, N018
dass diese nur wenig aus der alles bedeckenden Was- N019
sermasse hervorragte.

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Wir erreichten Königsberg am 15ten Morgens und N002
verlebten dort zwei sehr angenehme Tage in der Er- N003
neuerung alter Bekanntschaften und in der Anknüpfung N004
von neuen. Herr von Humboldt machte hier zuerst N005
die persönliche Bekanntschaft des Herrn Prof. Bessel, N006
bei dem der Eindruck allgemein bewunderter Talente N007
durch liebenswürdige Einfachheit des Umganges erhöht N008
wird. Er zeigte uns alle Einzelheiten seiner vortreff- N009
lich eingerichteten Sternwarte, die auf einer zu den N010
ehemaligen Festungswerken der Stadt gehörigen An- N011
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[2/0036] N001 hatten wir das Ungemach, fast alle Flüsse, die wir zu N002 passiren hatten, im Eisgange anzutreffen. Dieser musste N003 nun bei allen erst abgewartet werden, wodurch unsere N004 Reise ausserordentlich verzögert wurde. N001 In den ersten Tagen hatten wir indessen diese N002 Uebelstände noch wenig empfunden. Die grosse Kunst- N003 strasse, die bis nach Königsberg führt, war durch den N004 thauenden Schnee nicht sehr verdorben, und in Dir- N005 schau, wo wir am 14ten in der Frühe ankamen, fan- N006 den wir die Weichsel schon seit acht Tagen offen, und N007 konnten daher mit der Fähre ohne Aufenthalt über- N008 setzen. Das Wasser stand sehr hoch, es hatte in den N009 Niederungen bei Danzig die Dünen durchbrochen und N010 grossen Schaden angerichtet. Zwei Meilen weiter N011 setzten wir über den zweiten Arm der Weichsel, die N012 Nogat, jenseits welcher Marienburg liegt. Die Be- N013 sichtigung des alten Schlosses der deutschen Ritter, N014 das jetzt im ursprünglichen Style hergestellt ist, ge- N015 währte uns einige Stunden frohen Genusses. Jenseits N016 Marienburg bis Elbing fanden wir wieder die ganze N017 Gegend zu beiden Seiten der Strasse so überschwemmt, N018 dass diese nur wenig aus der alles bedeckenden Was- N019 sermasse hervorragte. N001 Wir erreichten Königsberg am 15ten Morgens und N002 verlebten dort zwei sehr angenehme Tage in der Er- N003 neuerung alter Bekanntschaften und in der Anknüpfung N004 von neuen. Herr von Humboldt machte hier zuerst N005 die persönliche Bekanntschaft des Herrn Prof. Bessel, N006 bei dem der Eindruck allgemein bewunderter Talente N007 durch liebenswürdige Einfachheit des Umganges erhöht N008 wird. Er zeigte uns alle Einzelheiten seiner vortreff- N009 lich eingerichteten Sternwarte, die auf einer zu den N010 ehemaligen Festungswerken der Stadt gehörigen An- N011 höhe gelegen ist und mit der grössten Zweckmässig- N012 keit eine grosse Bequemlichkeit verbindet, indem die N013 Räume, in denen der Meridiankreis und das grosse N014 Heliometer von Reichenbach aufgestellt sind, dem

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Zitationshilfe: Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837/36>, abgerufen am 19.04.2024.