Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite

N001
mit aller Pracht im Aeussern eine eben so grosse Zweck- N002
mässigkeit im Innern verbindet. Ein vortreffliches Cy- N003
lindergebläse, das mit grosser Leichtigkeit und Sicher- N004
heit arbeitet, giebt den Wind für die Oefen und Ma- N005
schinen 1). Neben dem Hauptgebäude liegt ein grosses N006
Hospital mit der Apotheke, und daran stossen die N007
Wohnungen der Hüttenarbeiter. Hinter dem Haupt- N008
gebäude befindet sich der Damm, der den Isset zu N009
einem über 10 Werste langen und 2 bis 3 Werste N010
breiten See aufstaut. Der Damm ist mit einem eiser- N011
nen Geländer verziert, und bietet bei seiner Länge N012
einen angenehmen Spaziergang dar, von welchem man N013
eine vortreffliche Aussicht auf den zu einem bedeuten- N014
den See angeschwollenen Hüttenteich hat. Die schwarze N015
Tannenwaldung, welche die Höhen an dem Ufer des N016
Sees bedeckt, giebt der Aussicht zwar den ernsten N017
Karakter, der die Landschaften des Nordens im All- N018
gemeinen karakterisirt, aber nichts desto weniger viel N019
Anziehendes hat. Die Landschaft erinnerte mich leb- N020
haft an ähnliche in Schweden, die ich in früherer Zeit N021
gesehen hatte.

N001
Das Eisenerz, welches in Werch-Issetsk ver- N002
schmolzen wird, ist Brauneisenerz, das in der Gegend N003
vorkommt, und der Stein, dessen man sich zur Auf- N004
führung des Dammes bedient hat, ein Granit, der nicht N005
aus dem eben beschriebenen, sondern aus einem an- N006
dern, 10 Werste entfernten Bruche gewonnen ist. Auch N007
hat er ein anderes Ansehen, und besteht der Haupt-

[footnote reference]
[footnote reference] N001
1) Das Hüttenwerk Werch-Issetsk verdankt seinen blühenden Zu- N002
stand dem frühern Ober-Aufseher der Jacowleffschen Berg- und Hüt- N003
tenwerke, Gregor Sotoff, der als ein Mann von grossem Talent N004
und vieler Kraft, die Umgestaltung des Werkes zu Stande brachte, N005
ohne ähnliche grossartige Anstalten des Auslands kennen gelernt zu N006
haben. Gleich den meisten übrigen Ober-Aufsehern von Privatwer- N007
ken in Russland war auch er ein Leibeigener, bis er auf den Wunsch N008
des Kaisers Alexander, der im Jahre 1824 den Ural bereiste und N009
von den gesehenen Einrichtungen sehr eingenommen war, seine Frei- N010
heit erhielt.

N001
mit aller Pracht im Aeussern eine eben so grosse Zweck- N002
mässigkeit im Innern verbindet. Ein vortreffliches Cy- N003
lindergebläse, das mit grosser Leichtigkeit und Sicher- N004
heit arbeitet, giebt den Wind für die Oefen und Ma- N005
schinen 1). Neben dem Hauptgebäude liegt ein grosses N006
Hospital mit der Apotheke, und daran stossen die N007
Wohnungen der Hüttenarbeiter. Hinter dem Haupt- N008
gebäude befindet sich der Damm, der den Isset zu N009
einem über 10 Werste langen und 2 bis 3 Werste N010
breiten See aufstaut. Der Damm ist mit einem eiser- N011
nen Geländer verziert, und bietet bei seiner Länge N012
einen angenehmen Spaziergang dar, von welchem man N013
eine vortreffliche Aussicht auf den zu einem bedeuten- N014
den See angeschwollenen Hüttenteich hat. Die schwarze N015
Tannenwaldung, welche die Höhen an dem Ufer des N016
Sees bedeckt, giebt der Aussicht zwar den ernsten N017
Karakter, der die Landschaften des Nordens im All- N018
gemeinen karakterisirt, aber nichts desto weniger viel N019
Anziehendes hat. Die Landschaft erinnerte mich leb- N020
haft an ähnliche in Schweden, die ich in früherer Zeit N021
gesehen hatte.

N001
Das Eisenerz, welches in Werch-Issetsk ver- N002
schmolzen wird, ist Brauneisenerz, das in der Gegend N003
vorkommt, und der Stein, dessen man sich zur Auf- N004
führung des Dammes bedient hat, ein Granit, der nicht N005
aus dem eben beschriebenen, sondern aus einem an- N006
dern, 10 Werste entfernten Bruche gewonnen ist. Auch N007
hat er ein anderes Ansehen, und besteht der Haupt-

[footnote reference]
[footnote reference] N001
1) Das Hüttenwerk Werch-Issetsk verdankt seinen blühenden Zu- N002
stand dem frühern Ober-Aufseher der Jacowleffschen Berg- und Hüt- N003
tenwerke, Gregor Sotoff, der als ein Mann von grossem Talent N004
und vieler Kraft, die Umgestaltung des Werkes zu Stande brachte, N005
ohne ähnliche grossartige Anstalten des Auslands kennen gelernt zu N006
haben. Gleich den meisten übrigen Ober-Aufsehern von Privatwer- N007
ken in Russland war auch er ein Leibeigener, bis er auf den Wunsch N008
des Kaisers Alexander, der im Jahre 1824 den Ural bereiste und N009
von den gesehenen Einrichtungen sehr eingenommen war, seine Frei- N010
heit erhielt.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0204" xml:id="img_0204" n="170"/>
        <p><lb n="N001"/>
mit aller Pracht im Aeussern eine eben so grosse Zweck-             <lb n="N002"/>
mässigkeit im Innern verbindet. Ein vortreffliches Cy-             <lb n="N003"/>
lindergebläse, das mit grosser Leichtigkeit und Sicher-             <lb n="N004"/>
heit arbeitet, giebt den Wind für die Oefen und Ma-             <lb n="N005"/>
schinen 1). Neben dem Hauptgebäude liegt ein grosses             <lb n="N006"/>
Hospital mit der Apotheke, und daran stossen die             <lb n="N007"/>
Wohnungen der Hüttenarbeiter. Hinter dem Haupt-             <lb n="N008"/>
gebäude befindet sich der Damm, der den Isset zu             <lb n="N009"/>
einem über 10 Werste langen und 2 bis 3 Werste             <lb n="N010"/>
breiten See aufstaut. Der Damm ist mit einem eiser-             <lb n="N011"/>
nen Geländer verziert, und bietet bei seiner Länge             <lb n="N012"/>
einen angenehmen Spaziergang dar, von welchem man             <lb n="N013"/>
eine vortreffliche Aussicht auf den zu einem bedeuten-             <lb n="N014"/>
den See angeschwollenen Hüttenteich hat. Die schwarze             <lb n="N015"/>
Tannenwaldung, welche die Höhen an dem Ufer des <lb n="N016"/>
Sees bedeckt, giebt der Aussicht zwar den ernsten             <lb n="N017"/>
Karakter, der die Landschaften des Nordens im All-             <lb n="N018"/>
gemeinen karakterisirt, aber nichts desto weniger viel             <lb n="N019"/>
Anziehendes hat. Die Landschaft erinnerte mich leb-             <lb n="N020"/>
haft an ähnliche in Schweden, die ich in früherer Zeit             <lb n="N021"/>
gesehen hatte.</p>
        <p><lb n="N001"/>
Das Eisenerz, welches in Werch-Issetsk ver-             <lb n="N002"/>
schmolzen wird, ist Brauneisenerz, das in der Gegend             <lb n="N003"/>
vorkommt, und der Stein, dessen man sich zur Auf-             <lb n="N004"/>
führung des Dammes bedient hat, ein Granit, der nicht             <lb n="N005"/>
aus dem eben beschriebenen, sondern aus einem an-             <lb n="N006"/>
dern, 10 Werste entfernten Bruche gewonnen ist. Auch             <lb n="N007"/>
hat er ein anderes Ansehen, und besteht der Haupt-</p>
        <note place="foot" n="[footnote reference]"><lb n="N001"/>
1) Das Hüttenwerk Werch-Issetsk verdankt seinen blühenden Zu-             <lb n="N002"/>
stand dem frühern Ober-Aufseher der Jacowleffschen Berg- und Hüt-             <lb n="N003"/>
tenwerke, Gregor Sotoff, der als ein Mann von grossem Talent             <lb n="N004"/>
und vieler Kraft, die Umgestaltung des Werkes zu Stande brachte,             <lb n="N005"/>
ohne ähnliche grossartige Anstalten des Auslands kennen gelernt zu             <lb n="N006"/>
haben. Gleich den meisten übrigen Ober-Aufsehern von Privatwer-             <lb n="N007"/>
ken in Russland war auch er ein Leibeigener, bis er auf den Wunsch             <lb n="N008"/>
des Kaisers Alexander, der im Jahre 1824 den Ural bereiste und             <lb n="N009"/>
von den gesehenen Einrichtungen sehr eingenommen war, seine Frei-             <lb n="N010"/>
heit erhielt.</note>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[170/0204] N001 mit aller Pracht im Aeussern eine eben so grosse Zweck- N002 mässigkeit im Innern verbindet. Ein vortreffliches Cy- N003 lindergebläse, das mit grosser Leichtigkeit und Sicher- N004 heit arbeitet, giebt den Wind für die Oefen und Ma- N005 schinen 1). Neben dem Hauptgebäude liegt ein grosses N006 Hospital mit der Apotheke, und daran stossen die N007 Wohnungen der Hüttenarbeiter. Hinter dem Haupt- N008 gebäude befindet sich der Damm, der den Isset zu N009 einem über 10 Werste langen und 2 bis 3 Werste N010 breiten See aufstaut. Der Damm ist mit einem eiser- N011 nen Geländer verziert, und bietet bei seiner Länge N012 einen angenehmen Spaziergang dar, von welchem man N013 eine vortreffliche Aussicht auf den zu einem bedeuten- N014 den See angeschwollenen Hüttenteich hat. Die schwarze N015 Tannenwaldung, welche die Höhen an dem Ufer des N016 Sees bedeckt, giebt der Aussicht zwar den ernsten N017 Karakter, der die Landschaften des Nordens im All- N018 gemeinen karakterisirt, aber nichts desto weniger viel N019 Anziehendes hat. Die Landschaft erinnerte mich leb- N020 haft an ähnliche in Schweden, die ich in früherer Zeit N021 gesehen hatte. N001 Das Eisenerz, welches in Werch-Issetsk ver- N002 schmolzen wird, ist Brauneisenerz, das in der Gegend N003 vorkommt, und der Stein, dessen man sich zur Auf- N004 führung des Dammes bedient hat, ein Granit, der nicht N005 aus dem eben beschriebenen, sondern aus einem an- N006 dern, 10 Werste entfernten Bruche gewonnen ist. Auch N007 hat er ein anderes Ansehen, und besteht der Haupt- [footnote reference] [footnote reference] N001 1) Das Hüttenwerk Werch-Issetsk verdankt seinen blühenden Zu- N002 stand dem frühern Ober-Aufseher der Jacowleffschen Berg- und Hüt- N003 tenwerke, Gregor Sotoff, der als ein Mann von grossem Talent N004 und vieler Kraft, die Umgestaltung des Werkes zu Stande brachte, N005 ohne ähnliche grossartige Anstalten des Auslands kennen gelernt zu N006 haben. Gleich den meisten übrigen Ober-Aufsehern von Privatwer- N007 ken in Russland war auch er ein Leibeigener, bis er auf den Wunsch N008 des Kaisers Alexander, der im Jahre 1824 den Ural bereiste und N009 von den gesehenen Einrichtungen sehr eingenommen war, seine Frei- N010 heit erhielt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

OCR-D: Bereitstellung der Texttranskription. (2019-10-24T14:49:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Dennis Dietrich, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2019-10-24T14:49:29Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR ohne Nachkorrektur.

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.ocr-d.de/gt_guidelines formulierten Richtlinien und wurde in Richtung des Zielformats DTABf angepasst.

Der Textinhalt einzelner Tabellen wurde von der OCR nur teilweise erfasst.

Weitere Textphänomene wurden wie folgt behandelt:

  • Bogensignaturen: gekennzeichnet;
  • Druckfehler: dokumentiert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet;
  • langes s (ſ): als s transkribiert;
  • Normalisierungen: dokumentiert;
  • Seitenumbrüche markiert: ja;
  • Silbentrennung: wie Vorlage;
  • Vollständigkeit: vollständig erfasst;
  • Zeichensetzung: wie Vorlage;
  • Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837/204
Zitationshilfe: Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837/204>, abgerufen am 05.05.2024.