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Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837.

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werden auch hier noch Gemmen aus den Onyxen und N002
Chalcedonen von Nertschinsk, grösstentheils nach an- N003
tiken Mustern geschnitten. Die Arbeiten, die in dieser N004
Rücksicht geliefert werden, haben zum Theil einen N005
grossen Kunstwerth, was um so mehr zu bewundern N006
ist, da sie nur von den geschickteren unter den ge- N007
wöhnlichen Arbeitern, also doch immer von Männern N008
ohne weitere Bildung ausgeführt werden; ein Umstand, N009
der nur durch die den Russen eigentümliche Anstel- N010
ligkeit und Gelehrigkeit erklärt werden kann. Indes- N011
sen hatte man auch die mechanischen Hülfsmittel zu N012
einer grossen Vollkommenheit gebracht, und besonders N013
interessirte mich die Art wie kleinere Gegenstände mit N014
der mit Schmirgel belegten Kupferscheibe geschliffen N015
werden. Statt dass man diese sonst feststellt und sie N016
nur um ihre Axe bewegt, den zu schleifenden Gegen- N017
stand aber derselben nähert, wird hier umgekehrt die N018
Scheibe mit der Hand dem Steine genähert, welcher N019
mit Mastix auf eine feststehende Unterlage befestigt N020
ist. Dabei wird aber die Scheibe stets in drehender N021
Bewegung erhalten, welches auf eine sehr sinnreiche N022
Weise durch einen ledernen Riem ohne Ende bewerk- N023
stelligt wird, der einerseits durch zwei Löcher in einer N024
Hülse, die die Axe der Scheibe umgiebt, und zugleich N025
über die Welle der Fabrik geführt ist. Indem sich N026
nun durch die Bewegung der Welle der Riem dreht, N027
wird zu gleicher Zeit die Axe der Scheibe durch N028
Reibung an dem Rieme in drehende Bewegung ge- N029
setzt und darin erhalten, wenn auch der Arbeiter die N030
Scheibe, die er an der Hülse der Axe hält, hin und N031
her bewegt 1).

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Die Mineraliensammlungen, welche ich in N002
Katharinenburg zu sehen Gelegenheit hatte, sind von

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1) Eine ausführlichere Beschreibung dieser Einrichtung nebst Zeich- N002
nung hat Ad. Erman in seiner Reise Th. I, S.403 gegeben.

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werden auch hier noch Gemmen aus den Onyxen und N002
Chalcedonen von Nertschinsk, grösstentheils nach an- N003
tiken Mustern geschnitten. Die Arbeiten, die in dieser N004
Rücksicht geliefert werden, haben zum Theil einen N005
grossen Kunstwerth, was um so mehr zu bewundern N006
ist, da sie nur von den geschickteren unter den ge- N007
wöhnlichen Arbeitern, also doch immer von Männern N008
ohne weitere Bildung ausgeführt werden; ein Umstand, N009
der nur durch die den Russen eigentümliche Anstel- N010
ligkeit und Gelehrigkeit erklärt werden kann. Indes- N011
sen hatte man auch die mechanischen Hülfsmittel zu N012
einer grossen Vollkommenheit gebracht, und besonders N013
interessirte mich die Art wie kleinere Gegenstände mit N014
der mit Schmirgel belegten Kupferscheibe geschliffen N015
werden. Statt dass man diese sonst feststellt und sie N016
nur um ihre Axe bewegt, den zu schleifenden Gegen- N017
stand aber derselben nähert, wird hier umgekehrt die N018
Scheibe mit der Hand dem Steine genähert, welcher N019
mit Mastix auf eine feststehende Unterlage befestigt N020
ist. Dabei wird aber die Scheibe stets in drehender N021
Bewegung erhalten, welches auf eine sehr sinnreiche N022
Weise durch einen ledernen Riem ohne Ende bewerk- N023
stelligt wird, der einerseits durch zwei Löcher in einer N024
Hülse, die die Axe der Scheibe umgiebt, und zugleich N025
über die Welle der Fabrik geführt ist. Indem sich N026
nun durch die Bewegung der Welle der Riem dreht, N027
wird zu gleicher Zeit die Axe der Scheibe durch N028
Reibung an dem Rieme in drehende Bewegung ge- N029
setzt und darin erhalten, wenn auch der Arbeiter die N030
Scheibe, die er an der Hülse der Axe hält, hin und N031
her bewegt 1).

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Die Mineraliensammlungen, welche ich in N002
Katharinenburg zu sehen Gelegenheit hatte, sind von

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1) Eine ausführlichere Beschreibung dieser Einrichtung nebst Zeich- N002
nung hat Ad. Erman in seiner Reise Th. I, S.403 gegeben.
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[147/0181] N001 werden auch hier noch Gemmen aus den Onyxen und N002 Chalcedonen von Nertschinsk, grösstentheils nach an- N003 tiken Mustern geschnitten. Die Arbeiten, die in dieser N004 Rücksicht geliefert werden, haben zum Theil einen N005 grossen Kunstwerth, was um so mehr zu bewundern N006 ist, da sie nur von den geschickteren unter den ge- N007 wöhnlichen Arbeitern, also doch immer von Männern N008 ohne weitere Bildung ausgeführt werden; ein Umstand, N009 der nur durch die den Russen eigentümliche Anstel- N010 ligkeit und Gelehrigkeit erklärt werden kann. Indes- N011 sen hatte man auch die mechanischen Hülfsmittel zu N012 einer grossen Vollkommenheit gebracht, und besonders N013 interessirte mich die Art wie kleinere Gegenstände mit N014 der mit Schmirgel belegten Kupferscheibe geschliffen N015 werden. Statt dass man diese sonst feststellt und sie N016 nur um ihre Axe bewegt, den zu schleifenden Gegen- N017 stand aber derselben nähert, wird hier umgekehrt die N018 Scheibe mit der Hand dem Steine genähert, welcher N019 mit Mastix auf eine feststehende Unterlage befestigt N020 ist. Dabei wird aber die Scheibe stets in drehender N021 Bewegung erhalten, welches auf eine sehr sinnreiche N022 Weise durch einen ledernen Riem ohne Ende bewerk- N023 stelligt wird, der einerseits durch zwei Löcher in einer N024 Hülse, die die Axe der Scheibe umgiebt, und zugleich N025 über die Welle der Fabrik geführt ist. Indem sich N026 nun durch die Bewegung der Welle der Riem dreht, N027 wird zu gleicher Zeit die Axe der Scheibe durch N028 Reibung an dem Rieme in drehende Bewegung ge- N029 setzt und darin erhalten, wenn auch der Arbeiter die N030 Scheibe, die er an der Hülse der Axe hält, hin und N031 her bewegt 1). N001 Die Mineraliensammlungen, welche ich in N002 Katharinenburg zu sehen Gelegenheit hatte, sind von [footnote reference] [footnote reference] N001 1) Eine ausführlichere Beschreibung dieser Einrichtung nebst Zeich- N002 nung hat Ad. Erman in seiner Reise Th. I, S.403 gegeben.

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Matthias Boenig, Dennis Dietrich, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2019-10-24T14:49:29Z)

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Zitationshilfe: Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837/181>, abgerufen am 03.05.2024.