Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite

N001
grossen Ausdehnung der Stadt erhielten. Aber die N002
Strassen sind breit und gerade, und die hölzernen N003
Häuser meistens einstöckig, und nehmen daher einen N004
grossen Raum ein. Zwischen diesen aber ragen grosse N005
weisse steinerne Häuser hervor, die in der Regel in N006
einem sehr guten Geschmack angelegt, und entweder N007
Kronsgebäude und für die Wohnungen der Bergoffi- N008
cianten bestimmt sind, oder reichern Bewohnern des N009
Orts gehören. Da man Herrn v. Humboldt mit einer N010
grössern Begleitung erwartete, hatte man eine Gegend N011
der Stadt ausgesucht, wo mehrere dieser steinernen N012
Häuser in nicht zu grosser Entfernung bei einander N013
standen, was gerade im Mittelpunkte der Stadt nicht der N014
Fall war. Hr. v. Humboldt hatte eins dieser Häuser N015
für sich, Hrn. Ehrenberg und mich gewählt, ein zwei- N016
tes hatte Herr Menschenin und ein drittes der Graf N017
Polier mit seiner Begleitung bezogen. Das Haus, in N018
welchem wir wohnten, gehörte einem Russischen Kauf- N019
mann, der wie alle Russen einen langen blauen Ueber- N020
rock mit einem Gurt um den Leib und einen Bart trug; N021
er hatte uns die besten Zimmer im zweiten Stocke N022
eingeräumt, die mit weissem Stuck bekleidet, um das N023
Gesims herum eine schöne Stuckatur von Gyps hatten, N024
und geschmackvoll meublirt waren; hier wohnten wir N025
die ganze Zeit während wir in Katharinenburg blieben, N026
kehrten von mehreren Excursionen wieder dahin zurück, N027
und brachten eine Menge Gegenstände mit, die wir in N028
den Zimmern ausbreiteten. Ungeachtet aller unserer N029
Bemühungen, unserm Wirthe so wenig wie möglich N030
beschwerlich zu sein, verursachten wir ihm doch so N031
manche Unbequemlichkeiten, und er hatte dafür nicht N032
einmal den Ersatz, sich mit uns gut unterhalten zu N033
können, da wir kein russisch sprachen, und die Unter- N034
haltung mit ihm demnach meistens durch unsern Be- N035
dienten geschehen musste, der übrigens der russischen N036
Sprache vollkommen mächtig war; dennoch haben wir

N001
grossen Ausdehnung der Stadt erhielten. Aber die N002
Strassen sind breit und gerade, und die hölzernen N003
Häuser meistens einstöckig, und nehmen daher einen N004
grossen Raum ein. Zwischen diesen aber ragen grosse N005
weisse steinerne Häuser hervor, die in der Regel in N006
einem sehr guten Geschmack angelegt, und entweder N007
Kronsgebäude und für die Wohnungen der Bergoffi- N008
cianten bestimmt sind, oder reichern Bewohnern des N009
Orts gehören. Da man Herrn v. Humboldt mit einer N010
grössern Begleitung erwartete, hatte man eine Gegend N011
der Stadt ausgesucht, wo mehrere dieser steinernen N012
Häuser in nicht zu grosser Entfernung bei einander N013
standen, was gerade im Mittelpunkte der Stadt nicht der N014
Fall war. Hr. v. Humboldt hatte eins dieser Häuser N015
für sich, Hrn. Ehrenberg und mich gewählt, ein zwei- N016
tes hatte Herr Menschenin und ein drittes der Graf N017
Polier mit seiner Begleitung bezogen. Das Haus, in N018
welchem wir wohnten, gehörte einem Russischen Kauf- N019
mann, der wie alle Russen einen langen blauen Ueber- N020
rock mit einem Gurt um den Leib und einen Bart trug; N021
er hatte uns die besten Zimmer im zweiten Stocke N022
eingeräumt, die mit weissem Stuck bekleidet, um das N023
Gesims herum eine schöne Stuckatur von Gyps hatten, N024
und geschmackvoll meublirt waren; hier wohnten wir N025
die ganze Zeit während wir in Katharinenburg blieben, N026
kehrten von mehreren Excursionen wieder dahin zurück, N027
und brachten eine Menge Gegenstände mit, die wir in N028
den Zimmern ausbreiteten. Ungeachtet aller unserer N029
Bemühungen, unserm Wirthe so wenig wie möglich N030
beschwerlich zu sein, verursachten wir ihm doch so N031
manche Unbequemlichkeiten, und er hatte dafür nicht N032
einmal den Ersatz, sich mit uns gut unterhalten zu N033
können, da wir kein russisch sprachen, und die Unter- N034
haltung mit ihm demnach meistens durch unsern Be- N035
dienten geschehen musste, der übrigens der russischen N036
Sprache vollkommen mächtig war; dennoch haben wir

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0165" xml:id="img_0165" n="131"/>
        <p><lb n="N001"/>
grossen Ausdehnung der Stadt erhielten. Aber die             <lb n="N002"/>
Strassen sind breit und gerade, und die hölzernen             <lb n="N003"/>
Häuser meistens einstöckig, und nehmen daher einen             <lb n="N004"/>
grossen Raum ein. Zwischen diesen aber ragen grosse             <lb n="N005"/>
weisse steinerne Häuser hervor, die in der Regel in             <lb n="N006"/>
einem sehr guten Geschmack angelegt, und entweder             <lb n="N007"/>
Kronsgebäude und für die Wohnungen der Bergoffi-             <lb n="N008"/>
cianten bestimmt sind, oder reichern Bewohnern des             <lb n="N009"/>
Orts gehören. Da man Herrn v. Humboldt mit einer             <lb n="N010"/>
grössern Begleitung erwartete, hatte man eine Gegend             <lb n="N011"/>
der Stadt ausgesucht, wo mehrere dieser steinernen             <lb n="N012"/>
Häuser in nicht zu grosser Entfernung bei einander             <lb n="N013"/>
standen, was gerade im Mittelpunkte der Stadt nicht der             <lb n="N014"/>
Fall war. Hr. v. Humboldt hatte eins dieser Häuser             <lb n="N015"/>
für sich, Hrn. Ehrenberg und mich gewählt, ein zwei-             <lb n="N016"/>
tes hatte Herr Menschenin und ein drittes der Graf <lb n="N017"/>
Polier mit seiner Begleitung bezogen. Das Haus, in             <lb n="N018"/>
welchem wir wohnten, gehörte einem Russischen Kauf-             <lb n="N019"/>
mann, der wie alle Russen einen langen blauen Ueber- <lb n="N020"/>
rock mit einem Gurt um den Leib und einen Bart trug;             <lb n="N021"/>
er hatte uns die besten Zimmer im zweiten Stocke             <lb n="N022"/>
eingeräumt, die mit weissem Stuck bekleidet, um das             <lb n="N023"/>
Gesims herum eine schöne Stuckatur von Gyps hatten,             <lb n="N024"/>
und geschmackvoll meublirt waren; hier wohnten wir             <lb n="N025"/>
die ganze Zeit während wir in Katharinenburg blieben,             <lb n="N026"/>
kehrten von mehreren Excursionen wieder dahin zurück,             <lb n="N027"/>
und brachten eine Menge Gegenstände mit, die wir in             <lb n="N028"/>
den Zimmern ausbreiteten. Ungeachtet aller unserer             <lb n="N029"/>
Bemühungen, unserm Wirthe so wenig wie möglich             <lb n="N030"/>
beschwerlich zu sein, verursachten wir ihm doch so             <lb n="N031"/>
manche Unbequemlichkeiten, und er hatte dafür nicht             <lb n="N032"/>
einmal den Ersatz, sich mit uns gut unterhalten zu             <lb n="N033"/>
können, da wir kein russisch sprachen, und die Unter-             <lb n="N034"/>
haltung mit ihm demnach meistens durch unsern Be-             <lb n="N035"/>
dienten geschehen musste, der übrigens der russischen             <lb n="N036"/>
Sprache vollkommen mächtig war; dennoch haben wir</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[131/0165] N001 grossen Ausdehnung der Stadt erhielten. Aber die N002 Strassen sind breit und gerade, und die hölzernen N003 Häuser meistens einstöckig, und nehmen daher einen N004 grossen Raum ein. Zwischen diesen aber ragen grosse N005 weisse steinerne Häuser hervor, die in der Regel in N006 einem sehr guten Geschmack angelegt, und entweder N007 Kronsgebäude und für die Wohnungen der Bergoffi- N008 cianten bestimmt sind, oder reichern Bewohnern des N009 Orts gehören. Da man Herrn v. Humboldt mit einer N010 grössern Begleitung erwartete, hatte man eine Gegend N011 der Stadt ausgesucht, wo mehrere dieser steinernen N012 Häuser in nicht zu grosser Entfernung bei einander N013 standen, was gerade im Mittelpunkte der Stadt nicht der N014 Fall war. Hr. v. Humboldt hatte eins dieser Häuser N015 für sich, Hrn. Ehrenberg und mich gewählt, ein zwei- N016 tes hatte Herr Menschenin und ein drittes der Graf N017 Polier mit seiner Begleitung bezogen. Das Haus, in N018 welchem wir wohnten, gehörte einem Russischen Kauf- N019 mann, der wie alle Russen einen langen blauen Ueber- N020 rock mit einem Gurt um den Leib und einen Bart trug; N021 er hatte uns die besten Zimmer im zweiten Stocke N022 eingeräumt, die mit weissem Stuck bekleidet, um das N023 Gesims herum eine schöne Stuckatur von Gyps hatten, N024 und geschmackvoll meublirt waren; hier wohnten wir N025 die ganze Zeit während wir in Katharinenburg blieben, N026 kehrten von mehreren Excursionen wieder dahin zurück, N027 und brachten eine Menge Gegenstände mit, die wir in N028 den Zimmern ausbreiteten. Ungeachtet aller unserer N029 Bemühungen, unserm Wirthe so wenig wie möglich N030 beschwerlich zu sein, verursachten wir ihm doch so N031 manche Unbequemlichkeiten, und er hatte dafür nicht N032 einmal den Ersatz, sich mit uns gut unterhalten zu N033 können, da wir kein russisch sprachen, und die Unter- N034 haltung mit ihm demnach meistens durch unsern Be- N035 dienten geschehen musste, der übrigens der russischen N036 Sprache vollkommen mächtig war; dennoch haben wir

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

OCR-D: Bereitstellung der Texttranskription. (2019-10-24T14:49:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Dennis Dietrich, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2019-10-24T14:49:29Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR ohne Nachkorrektur.

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.ocr-d.de/gt_guidelines formulierten Richtlinien und wurde in Richtung des Zielformats DTABf angepasst.

Der Textinhalt einzelner Tabellen wurde von der OCR nur teilweise erfasst.

Weitere Textphänomene wurden wie folgt behandelt:

  • Bogensignaturen: gekennzeichnet;
  • Druckfehler: dokumentiert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet;
  • langes s (ſ): als s transkribiert;
  • Normalisierungen: dokumentiert;
  • Seitenumbrüche markiert: ja;
  • Silbentrennung: wie Vorlage;
  • Vollständigkeit: vollständig erfasst;
  • Zeichensetzung: wie Vorlage;
  • Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837/165
Zitationshilfe: Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837/165>, abgerufen am 21.11.2024.