Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite

N001
über welche ein viereckiges weisses Tuch geschlagen N002
ist, welches nach hinten herabhängt. Mit den thurm- N003
ähnlichen Mützen verrichten die Frauen auch ihre Ar- N004
beit auf den Feldern, wo wir sie häufig sahen; in N005
Kilmes-Seltinskaja aber hatten wir Gelegenheit sie N006
mit Musse zu betrachten, da sich einige von ihnen in N007
ihrem vollen Ornate uns vorstellten.

N001
Das letzte Dorf auf unserm Wege, welches von N002
Wotjaken bewohnt wird, ist Debeskaja, das wir den N003
11ten Juni Vormittags erreichten. Es ist zugleich das N004
letzte in dem Gouvernement Wjatka, das folgende Kle- N005
nowka gehört zum Gouvernement Perm, und wird schon N006
wieder von Russen bewohnt. In der Nacht setzten wir N007
jenseits Ochansk über die Kama, und kamen am Morgen N008
in Werchne-Mulinsk auf den Gütern des Grafen Polier N009
an, wo wir den Tag über (den 12ten Juni) blieben.

N001
Werchne-Mulinsk ist ein grosses Dorf. Es hat N002
eine steinerne Kirche mit einem Thurm und einem N003
Glockenspiel, und liegt 10 Werste westlich von der N004
Gouvernementsstadt Perm, an dem kleinen Flüsschen N005
Muli, das sich nicht weit davon in die Kama ergiesst. N006
Wir hatten erst die Absicht, die dem Grafen zugehö- N007
rigen Kupfergruben und Hütten zu besuchen, erfuhren N008
jedoch, dass sie zu fern von Werchne-Mulinsk, jen- N009
seits der Kama liegen, und unterliessen daher ihre N010
Besichtigung, die uns zu viel Zeit gekostet haben N011
würde. Die Kupfererze, welche hier gewonnen und N012
verschmolzen werden, sind die sogenannten Sanderze, N013
die in dem ältesten Flötzsandsteine, dem weissen Lie- N014
genden brechen. Diese Sandsteinformation kommt auf N015
der Westseite des Urals in grosser Ausdehnung vor, N016
nicht nur in dem Gouvernement Perm, sondern auch N017
in denen von Wjatka und von Orenburg, wo in ihr N018
an vielen Punkten, an den Ufern der Wjatka, Kama, N019
Dioma und Sakmara gebaut wird 1). An der Ostseite

[footnote reference]
[footnote reference] N001
1 ) Zu dieser Sandsteinformation gehört vielleicht auch schon der

N001
über welche ein viereckiges weisses Tuch geschlagen N002
ist, welches nach hinten herabhängt. Mit den thurm- N003
ähnlichen Mützen verrichten die Frauen auch ihre Ar- N004
beit auf den Feldern, wo wir sie häufig sahen; in N005
Kilmes-Seltinskaja aber hatten wir Gelegenheit sie N006
mit Musse zu betrachten, da sich einige von ihnen in N007
ihrem vollen Ornate uns vorstellten.

N001
Das letzte Dorf auf unserm Wege, welches von N002
Wotjaken bewohnt wird, ist Debeskaja, das wir den N003
11ten Juni Vormittags erreichten. Es ist zugleich das N004
letzte in dem Gouvernement Wjatka, das folgende Kle- N005
nowka gehört zum Gouvernement Perm, und wird schon N006
wieder von Russen bewohnt. In der Nacht setzten wir N007
jenseits Ochansk über die Kama, und kamen am Morgen N008
in Werchne-Mulinsk auf den Gütern des Grafen Polier N009
an, wo wir den Tag über (den 12ten Juni) blieben.

N001
Werchne-Mulinsk ist ein grosses Dorf. Es hat N002
eine steinerne Kirche mit einem Thurm und einem N003
Glockenspiel, und liegt 10 Werste westlich von der N004
Gouvernementsstadt Perm, an dem kleinen Flüsschen N005
Muli, das sich nicht weit davon in die Kama ergiesst. N006
Wir hatten erst die Absicht, die dem Grafen zugehö- N007
rigen Kupfergruben und Hütten zu besuchen, erfuhren N008
jedoch, dass sie zu fern von Werchne-Mulinsk, jen- N009
seits der Kama liegen, und unterliessen daher ihre N010
Besichtigung, die uns zu viel Zeit gekostet haben N011
würde. Die Kupfererze, welche hier gewonnen und N012
verschmolzen werden, sind die sogenannten Sanderze, N013
die in dem ältesten Flötzsandsteine, dem weissen Lie- N014
genden brechen. Diese Sandsteinformation kommt auf N015
der Westseite des Urals in grosser Ausdehnung vor, N016
nicht nur in dem Gouvernement Perm, sondern auch N017
in denen von Wjatka und von Orenburg, wo in ihr N018
an vielen Punkten, an den Ufern der Wjatka, Kama, N019
Dioma und Sakmara gebaut wird 1). An der Ostseite

[footnote reference]
[footnote reference] N001
1 ) Zu dieser Sandsteinformation gehört vielleicht auch schon der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0149" xml:id="img_0149" n="115"/>
        <p><lb n="N001"/>
über welche ein viereckiges weisses Tuch geschlagen             <lb n="N002"/>
ist, welches nach hinten herabhängt. Mit den thurm-             <lb n="N003"/>
ähnlichen Mützen verrichten die Frauen auch ihre Ar-             <lb n="N004"/>
beit auf den Feldern, wo wir sie häufig sahen; in             <lb n="N005"/>
Kilmes-Seltinskaja aber hatten wir Gelegenheit sie <lb n="N006"/>
mit Musse zu betrachten, da sich einige von ihnen in             <lb n="N007"/>
ihrem vollen Ornate uns vorstellten.</p>
        <p><lb n="N001"/>
Das letzte Dorf auf unserm Wege, welches von             <lb n="N002"/>
Wotjaken bewohnt wird, ist Debeskaja, das wir den             <lb n="N003"/>
11ten Juni Vormittags erreichten. Es ist zugleich das             <lb n="N004"/>
letzte in dem Gouvernement Wjatka, das folgende Kle-             <lb n="N005"/>
nowka gehört zum Gouvernement Perm, und wird schon             <lb n="N006"/>
wieder von Russen bewohnt. In der Nacht setzten wir             <lb n="N007"/>
jenseits Ochansk über die Kama, und kamen am Morgen             <lb n="N008"/>
in Werchne-Mulinsk auf den Gütern des Grafen Polier             <lb n="N009"/>
an, wo wir den Tag über (den 12ten Juni) blieben.</p>
        <p><lb n="N001"/>
Werchne-Mulinsk ist ein grosses Dorf. Es hat             <lb n="N002"/>
eine steinerne Kirche mit einem Thurm und einem             <lb n="N003"/>
Glockenspiel, und liegt 10 Werste westlich von der             <lb n="N004"/>
Gouvernementsstadt Perm, an dem kleinen Flüsschen             <lb n="N005"/>
Muli, das sich nicht weit davon in die Kama ergiesst.             <lb n="N006"/>
Wir hatten erst die Absicht, die dem Grafen zugehö-             <lb n="N007"/>
rigen Kupfergruben und Hütten zu besuchen, erfuhren             <lb n="N008"/>
jedoch, dass sie zu fern von Werchne-Mulinsk, jen-             <lb n="N009"/>
seits der Kama liegen, und unterliessen daher ihre <lb n="N010"/>
Besichtigung, die uns zu viel Zeit gekostet haben             <lb n="N011"/>
würde. Die Kupfererze, welche hier gewonnen und             <lb n="N012"/>
verschmolzen werden, sind die sogenannten Sanderze,             <lb n="N013"/>
die in dem ältesten Flötzsandsteine, dem weissen Lie-             <lb n="N014"/>
genden brechen. Diese Sandsteinformation kommt auf             <lb n="N015"/>
der Westseite des Urals in grosser Ausdehnung vor,             <lb n="N016"/>
nicht nur in dem Gouvernement Perm, sondern auch             <lb n="N017"/>
in denen von Wjatka und von Orenburg, wo in ihr             <lb n="N018"/>
an vielen Punkten, an den Ufern der Wjatka, Kama,             <lb n="N019"/>
Dioma und Sakmara gebaut wird 1). An der Ostseite</p>
        <note place="foot" n="[footnote reference]"><lb n="N001"/>
1 ) Zu dieser Sandsteinformation gehört vielleicht auch schon der</note>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[115/0149] N001 über welche ein viereckiges weisses Tuch geschlagen N002 ist, welches nach hinten herabhängt. Mit den thurm- N003 ähnlichen Mützen verrichten die Frauen auch ihre Ar- N004 beit auf den Feldern, wo wir sie häufig sahen; in N005 Kilmes-Seltinskaja aber hatten wir Gelegenheit sie N006 mit Musse zu betrachten, da sich einige von ihnen in N007 ihrem vollen Ornate uns vorstellten. N001 Das letzte Dorf auf unserm Wege, welches von N002 Wotjaken bewohnt wird, ist Debeskaja, das wir den N003 11ten Juni Vormittags erreichten. Es ist zugleich das N004 letzte in dem Gouvernement Wjatka, das folgende Kle- N005 nowka gehört zum Gouvernement Perm, und wird schon N006 wieder von Russen bewohnt. In der Nacht setzten wir N007 jenseits Ochansk über die Kama, und kamen am Morgen N008 in Werchne-Mulinsk auf den Gütern des Grafen Polier N009 an, wo wir den Tag über (den 12ten Juni) blieben. N001 Werchne-Mulinsk ist ein grosses Dorf. Es hat N002 eine steinerne Kirche mit einem Thurm und einem N003 Glockenspiel, und liegt 10 Werste westlich von der N004 Gouvernementsstadt Perm, an dem kleinen Flüsschen N005 Muli, das sich nicht weit davon in die Kama ergiesst. N006 Wir hatten erst die Absicht, die dem Grafen zugehö- N007 rigen Kupfergruben und Hütten zu besuchen, erfuhren N008 jedoch, dass sie zu fern von Werchne-Mulinsk, jen- N009 seits der Kama liegen, und unterliessen daher ihre N010 Besichtigung, die uns zu viel Zeit gekostet haben N011 würde. Die Kupfererze, welche hier gewonnen und N012 verschmolzen werden, sind die sogenannten Sanderze, N013 die in dem ältesten Flötzsandsteine, dem weissen Lie- N014 genden brechen. Diese Sandsteinformation kommt auf N015 der Westseite des Urals in grosser Ausdehnung vor, N016 nicht nur in dem Gouvernement Perm, sondern auch N017 in denen von Wjatka und von Orenburg, wo in ihr N018 an vielen Punkten, an den Ufern der Wjatka, Kama, N019 Dioma und Sakmara gebaut wird 1). An der Ostseite [footnote reference] [footnote reference] N001 1 ) Zu dieser Sandsteinformation gehört vielleicht auch schon der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

OCR-D: Bereitstellung der Texttranskription. (2019-10-24T14:49:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Dennis Dietrich, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2019-10-24T14:49:29Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR ohne Nachkorrektur.

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.ocr-d.de/gt_guidelines formulierten Richtlinien und wurde in Richtung des Zielformats DTABf angepasst.

Der Textinhalt einzelner Tabellen wurde von der OCR nur teilweise erfasst.

Weitere Textphänomene wurden wie folgt behandelt:

  • Bogensignaturen: gekennzeichnet;
  • Druckfehler: dokumentiert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet;
  • langes s (ſ): als s transkribiert;
  • Normalisierungen: dokumentiert;
  • Seitenumbrüche markiert: ja;
  • Silbentrennung: wie Vorlage;
  • Vollständigkeit: vollständig erfasst;
  • Zeichensetzung: wie Vorlage;
  • Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837/149
Zitationshilfe: Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837/149>, abgerufen am 25.11.2024.