Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

N001
Wir verweilten in der sehr reinlichen Wohnung eines N002
derselben nur etwas, um Frühstück und Mittag zugleich N003
einzunehmen, und vollendeten nun die 58 Werste bis N004
Kasan in fast unglaublich kurzer Zeit. Die Tataren N005
haben sämtlich viele und gute Pferde; sie fahren in der N006
Regel noch schneller als die Russen, und unsere Fuhr- N007
leute thaten es darin noch allen zuvor, die uns bisher N008
gefahren hatten. Der Weg ist gut, und führt durch N009
einen Wald von Laubholz und über angebaute Felder. N010
Vier Werste vor Kasan kamen wir noch bei dem Kloster N011
Jerusalem, der Wohnung des Erzbischofs vorbei, das N012
eine reizende Lage hat, worauf wir denn bald unser N013
Ziel erreichten, aber freilich erst um 9 Uhr Abends, N014
und viel zu spät für das angesetzte Mittagsmahl, das N015
nun auf den folgenden Tag verschoben worden war.

N001
Wir blieben demnach noch den folgenden Tag in N002
Kasan; Graf Polier reiste dagegen schon am Vor- N003
mittage ab, um so bald als möglich auf seine Güter N004
bei Perm zu kommen, wo wir wieder zusammentreffen N005
wollten. Auch schien es zweckmässig bis Perm ge- N006
trennt zu reisen, da es sich leicht hätte treffen kön- N007
nen, dass wir bei unserer grossen Gesellschaft nicht N008
immer die nöthige Zahl von Pferden auf den Stationen N009
gefunden hätten. Herr von Humboldt benutzte den N010
Vormittag um die Inklination der Magnetnadel in Kasan N011
zu bestimmen, welche er (am 8ten Mai 1829) 68° 26,'7 N012
fand. Er beobachtete sie im Beisein des Hrn. Curators N013
von Mussin-Puschkin und des Hrn. Soimonoff, N014
und erhielt bei dieser Gelegenheit von dem erstern N015
das Versprechen, dass in Kasan ein eigenes magneti- N016
sches Observatorium erbaut werden sollte, ein Ver- N017
sprechen, das nun schon seit mehreren Jahren in Er- N018
füllung gegangen ist. Ich bemerke hierbei, dass die N019
ersten Resultate gleichzeitiger Perturbationen des täg-

[footnote-continued reference]
[footnote-continued reference] N001
stromabwärts gehen, hier umgeladen und auf andere Schiffe gebracht N002
werden müssen, in denen sie die Wolga stromaufwärts gehen.

N001
Wir verweilten in der sehr reinlichen Wohnung eines N002
derselben nur etwas, um Frühstück und Mittag zugleich N003
einzunehmen, und vollendeten nun die 58 Werste bis N004
Kasan in fast unglaublich kurzer Zeit. Die Tataren N005
haben sämtlich viele und gute Pferde; sie fahren in der N006
Regel noch schneller als die Russen, und unsere Fuhr- N007
leute thaten es darin noch allen zuvor, die uns bisher N008
gefahren hatten. Der Weg ist gut, und führt durch N009
einen Wald von Laubholz und über angebaute Felder. N010
Vier Werste vor Kasan kamen wir noch bei dem Kloster N011
Jerusalem, der Wohnung des Erzbischofs vorbei, das N012
eine reizende Lage hat, worauf wir denn bald unser N013
Ziel erreichten, aber freilich erst um 9 Uhr Abends, N014
und viel zu spät für das angesetzte Mittagsmahl, das N015
nun auf den folgenden Tag verschoben worden war.

N001
Wir blieben demnach noch den folgenden Tag in N002
Kasan; Graf Polier reiste dagegen schon am Vor- N003
mittage ab, um so bald als möglich auf seine Güter N004
bei Perm zu kommen, wo wir wieder zusammentreffen N005
wollten. Auch schien es zweckmässig bis Perm ge- N006
trennt zu reisen, da es sich leicht hätte treffen kön- N007
nen, dass wir bei unserer grossen Gesellschaft nicht N008
immer die nöthige Zahl von Pferden auf den Stationen N009
gefunden hätten. Herr von Humboldt benutzte den N010
Vormittag um die Inklination der Magnetnadel in Kasan N011
zu bestimmen, welche er (am 8ten Mai 1829) 68° 26,'7 N012
fand. Er beobachtete sie im Beisein des Hrn. Curators N013
von Mussin-Puschkin und des Hrn. Soimonoff, N014
und erhielt bei dieser Gelegenheit von dem erstern N015
das Versprechen, dass in Kasan ein eigenes magneti- N016
sches Observatorium erbaut werden sollte, ein Ver- N017
sprechen, das nun schon seit mehreren Jahren in Er- N018
füllung gegangen ist. Ich bemerke hierbei, dass die N019
ersten Resultate gleichzeitiger Perturbationen des täg-

[footnote-continued reference]
[footnote-continued reference] N001
stromabwärts gehen, hier umgeladen und auf andere Schiffe gebracht N002
werden müssen, in denen sie die Wolga stromaufwärts gehen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0140" xml:id="img_0140" n="106"/>
        <p><lb n="N001"/>
Wir verweilten in der sehr reinlichen Wohnung eines             <lb n="N002"/>
derselben nur etwas, um Frühstück und Mittag zugleich             <lb n="N003"/>
einzunehmen, und vollendeten nun die 58 Werste bis             <lb n="N004"/>
Kasan in fast unglaublich kurzer Zeit. Die Tataren             <lb n="N005"/>
haben sämtlich viele und gute Pferde; sie fahren in der             <lb n="N006"/>
Regel noch schneller als die Russen, und unsere Fuhr-             <lb n="N007"/>
leute thaten es darin noch allen zuvor, die uns bisher             <lb n="N008"/>
gefahren hatten. Der Weg ist gut, und führt durch             <lb n="N009"/>
einen Wald von Laubholz und über angebaute Felder.             <lb n="N010"/>
Vier Werste vor Kasan kamen wir noch bei dem Kloster             <lb n="N011"/>
Jerusalem, der Wohnung des Erzbischofs vorbei, das             <lb n="N012"/>
eine reizende Lage hat, worauf wir denn bald unser             <lb n="N013"/>
Ziel erreichten, aber freilich erst um 9 Uhr Abends,             <lb n="N014"/>
und viel zu spät für das angesetzte Mittagsmahl, das             <lb n="N015"/>
nun auf den folgenden Tag verschoben worden war.</p>
        <p><lb n="N001"/>
Wir blieben demnach noch den folgenden Tag in             <lb n="N002"/>
Kasan; Graf Polier reiste dagegen schon am Vor-             <lb n="N003"/>
mittage ab, um so bald als möglich auf seine Güter             <lb n="N004"/>
bei Perm zu kommen, wo wir wieder zusammentreffen             <lb n="N005"/>
wollten. Auch schien es zweckmässig bis Perm ge-             <lb n="N006"/>
trennt zu reisen, da es sich leicht hätte treffen kön-             <lb n="N007"/>
nen, dass wir bei unserer grossen Gesellschaft nicht             <lb n="N008"/>
immer die nöthige Zahl von Pferden auf den Stationen             <lb n="N009"/>
gefunden hätten. Herr von Humboldt benutzte den             <lb n="N010"/>
Vormittag um die Inklination der Magnetnadel in Kasan             <lb n="N011"/>
zu bestimmen, welche er (am 8ten Mai 1829) 68° 26,'7             <lb n="N012"/>
fand. Er beobachtete sie im Beisein des Hrn. Curators             <lb n="N013"/>
von Mussin-Puschkin und des Hrn. Soimonoff,             <lb n="N014"/>
und erhielt bei dieser Gelegenheit von dem erstern             <lb n="N015"/>
das Versprechen, dass in Kasan ein eigenes magneti-             <lb n="N016"/>
sches Observatorium erbaut werden sollte, ein Ver-             <lb n="N017"/>
sprechen, das nun schon seit mehreren Jahren in Er-             <lb n="N018"/>
füllung gegangen ist. Ich bemerke hierbei, dass die             <lb n="N019"/>
ersten Resultate gleichzeitiger Perturbationen des täg-</p>
        <note place="foot" n="[footnote-continued reference]"><lb n="N001"/>
stromabwärts gehen, hier umgeladen und auf andere Schiffe gebracht             <lb n="N002"/>
werden müssen, in denen sie die Wolga stromaufwärts gehen.</note>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[106/0140] N001 Wir verweilten in der sehr reinlichen Wohnung eines N002 derselben nur etwas, um Frühstück und Mittag zugleich N003 einzunehmen, und vollendeten nun die 58 Werste bis N004 Kasan in fast unglaublich kurzer Zeit. Die Tataren N005 haben sämtlich viele und gute Pferde; sie fahren in der N006 Regel noch schneller als die Russen, und unsere Fuhr- N007 leute thaten es darin noch allen zuvor, die uns bisher N008 gefahren hatten. Der Weg ist gut, und führt durch N009 einen Wald von Laubholz und über angebaute Felder. N010 Vier Werste vor Kasan kamen wir noch bei dem Kloster N011 Jerusalem, der Wohnung des Erzbischofs vorbei, das N012 eine reizende Lage hat, worauf wir denn bald unser N013 Ziel erreichten, aber freilich erst um 9 Uhr Abends, N014 und viel zu spät für das angesetzte Mittagsmahl, das N015 nun auf den folgenden Tag verschoben worden war. N001 Wir blieben demnach noch den folgenden Tag in N002 Kasan; Graf Polier reiste dagegen schon am Vor- N003 mittage ab, um so bald als möglich auf seine Güter N004 bei Perm zu kommen, wo wir wieder zusammentreffen N005 wollten. Auch schien es zweckmässig bis Perm ge- N006 trennt zu reisen, da es sich leicht hätte treffen kön- N007 nen, dass wir bei unserer grossen Gesellschaft nicht N008 immer die nöthige Zahl von Pferden auf den Stationen N009 gefunden hätten. Herr von Humboldt benutzte den N010 Vormittag um die Inklination der Magnetnadel in Kasan N011 zu bestimmen, welche er (am 8ten Mai 1829) 68° 26,'7 N012 fand. Er beobachtete sie im Beisein des Hrn. Curators N013 von Mussin-Puschkin und des Hrn. Soimonoff, N014 und erhielt bei dieser Gelegenheit von dem erstern N015 das Versprechen, dass in Kasan ein eigenes magneti- N016 sches Observatorium erbaut werden sollte, ein Ver- N017 sprechen, das nun schon seit mehreren Jahren in Er- N018 füllung gegangen ist. Ich bemerke hierbei, dass die N019 ersten Resultate gleichzeitiger Perturbationen des täg- [footnote-continued reference] [footnote-continued reference] N001 stromabwärts gehen, hier umgeladen und auf andere Schiffe gebracht N002 werden müssen, in denen sie die Wolga stromaufwärts gehen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

OCR-D: Bereitstellung der Texttranskription. (2019-10-24T14:49:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Dennis Dietrich, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2019-10-24T14:49:29Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR ohne Nachkorrektur.

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.ocr-d.de/gt_guidelines formulierten Richtlinien und wurde in Richtung des Zielformats DTABf angepasst.

Der Textinhalt einzelner Tabellen wurde von der OCR nur teilweise erfasst.

Weitere Textphänomene wurden wie folgt behandelt:

  • Bogensignaturen: gekennzeichnet;
  • Druckfehler: dokumentiert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet;
  • langes s (ſ): als s transkribiert;
  • Normalisierungen: dokumentiert;
  • Seitenumbrüche markiert: ja;
  • Silbentrennung: wie Vorlage;
  • Vollständigkeit: vollständig erfasst;
  • Zeichensetzung: wie Vorlage;
  • Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837/140
Zitationshilfe: Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837/140>, abgerufen am 22.11.2024.