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Roquette, Otto: Die Schlangenkönigin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 221–335. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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O die ist kurz zu erzählen! sagte Marie lachend. Wer die Schlangen recht hegt und pflegt, den läßt der Schlangenkönig einen großen Schatz finden, und Alles, was er will, muß ihm nach Wunsch gehen. -- Und wenn es ein Mädchen ist, fuhr Victor fort, dann macht sie der Schlangenkönig vermuthlich zu seiner Königin? -- Das steht nicht geschrieben, meinte sie. Wenn ihr gelingt, was sie will, dann hat sie die Wahl und braucht keinen Schlangenkönig mehr.

Das sind dumme Geschichten, die so die Leute glauben! warf Koal ein. Es ist etliche Jahre her, da fand Einer hier in der Gegend beim Graben ein langes Stück goldenen Draht. Es war in Ringel gewunden, wie eine Schlange. Er fuhr damit in die Stadt, und es wurde für ächtes Gold erkannt. Hernach kam das Ding nach Berlin, und die Gelehrten haben ausgesagt, es sei ein königliches Armband von Jahrhunderten her, da die Wenden noch Heiden waren. Der Mann aber hat ein gutes Stück Geld dafür gelös't. Und nun sagen die Leute, das sei auch ein Geschenk des Schlangenkönigs gewesen, weil er die Schlangen in seinem Hause gefüttert habe.

Aber das ist ja eine ganz entsetzliche Sitte! rief Victor. Wie kann man Schlangen in seinem Hause dulden? -- Marie sah ihn schalkhaft an. O! sagte sie. Sie mögen Schlangen nicht leiden? -- Gott bewahre mich! Aber was gilt's, ich habe zu Nacht, wenn nicht den König, so doch die Schlangenkönigin

O die ist kurz zu erzählen! sagte Marie lachend. Wer die Schlangen recht hegt und pflegt, den läßt der Schlangenkönig einen großen Schatz finden, und Alles, was er will, muß ihm nach Wunsch gehen. — Und wenn es ein Mädchen ist, fuhr Victor fort, dann macht sie der Schlangenkönig vermuthlich zu seiner Königin? — Das steht nicht geschrieben, meinte sie. Wenn ihr gelingt, was sie will, dann hat sie die Wahl und braucht keinen Schlangenkönig mehr.

Das sind dumme Geschichten, die so die Leute glauben! warf Koal ein. Es ist etliche Jahre her, da fand Einer hier in der Gegend beim Graben ein langes Stück goldenen Draht. Es war in Ringel gewunden, wie eine Schlange. Er fuhr damit in die Stadt, und es wurde für ächtes Gold erkannt. Hernach kam das Ding nach Berlin, und die Gelehrten haben ausgesagt, es sei ein königliches Armband von Jahrhunderten her, da die Wenden noch Heiden waren. Der Mann aber hat ein gutes Stück Geld dafür gelös't. Und nun sagen die Leute, das sei auch ein Geschenk des Schlangenkönigs gewesen, weil er die Schlangen in seinem Hause gefüttert habe.

Aber das ist ja eine ganz entsetzliche Sitte! rief Victor. Wie kann man Schlangen in seinem Hause dulden? — Marie sah ihn schalkhaft an. O! sagte sie. Sie mögen Schlangen nicht leiden? — Gott bewahre mich! Aber was gilt's, ich habe zu Nacht, wenn nicht den König, so doch die Schlangenkönigin

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[0046] O die ist kurz zu erzählen! sagte Marie lachend. Wer die Schlangen recht hegt und pflegt, den läßt der Schlangenkönig einen großen Schatz finden, und Alles, was er will, muß ihm nach Wunsch gehen. — Und wenn es ein Mädchen ist, fuhr Victor fort, dann macht sie der Schlangenkönig vermuthlich zu seiner Königin? — Das steht nicht geschrieben, meinte sie. Wenn ihr gelingt, was sie will, dann hat sie die Wahl und braucht keinen Schlangenkönig mehr. Das sind dumme Geschichten, die so die Leute glauben! warf Koal ein. Es ist etliche Jahre her, da fand Einer hier in der Gegend beim Graben ein langes Stück goldenen Draht. Es war in Ringel gewunden, wie eine Schlange. Er fuhr damit in die Stadt, und es wurde für ächtes Gold erkannt. Hernach kam das Ding nach Berlin, und die Gelehrten haben ausgesagt, es sei ein königliches Armband von Jahrhunderten her, da die Wenden noch Heiden waren. Der Mann aber hat ein gutes Stück Geld dafür gelös't. Und nun sagen die Leute, das sei auch ein Geschenk des Schlangenkönigs gewesen, weil er die Schlangen in seinem Hause gefüttert habe. Aber das ist ja eine ganz entsetzliche Sitte! rief Victor. Wie kann man Schlangen in seinem Hause dulden? — Marie sah ihn schalkhaft an. O! sagte sie. Sie mögen Schlangen nicht leiden? — Gott bewahre mich! Aber was gilt's, ich habe zu Nacht, wenn nicht den König, so doch die Schlangenkönigin

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T10:15:33Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T10:15:33Z)

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Zitationshilfe: Roquette, Otto: Die Schlangenkönigin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 221–335. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roquette_schlangenkoenigin_1910/46>, abgerufen am 24.11.2024.