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Rollenhagen, Gabriel: Vier Bücher Wunderbarlicher biß daher vnerhörter/ vnd vngleublicher Jndianischer reysen. Magdeburg, 1603.

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dern durch Gifft. Deine Mutter wird eines
schendlichen vnd erbermlichen tods sterben/ auch
ein zeitlang auff öffentlicher Strassen liegen/ das
sie die Raben vnnd Wilden Thiere zureissen vnnd
fressen werden. Deine Schwestern aber werden
durch Gottes sonderlichen Segen/ eine lange zeit
glücklich sein vnd leben. Vnd du wirst in dersel-
ben geringen zeit/ die du zu leben hast/ die gantze
Welt bezwingen/ vnd drüber allein herschen. Sie-
he dich aber hinfurt wol für/ das du vns Beume
nicht weiter fragest/ sondern gehe aus vnserm
Walde/ vnd zeug zum König Poro in Phasiacen.
Es warnete vns auch der Priester/ wir solten wan-
dern/ dieweil wir die heiligen Beume mit vnserm
Heulen vnd Weinen erzürnet hetten.

Da sprach ich meine Kriegsleute alle an/ vnd
sagte/ wir wolten wiederumb nach dem König
Poro in Phasiacen reysen/ weil vns das Oracu-
lum
diese antwort geben hette/ hoffete/ es würde
vns die Reyse wol vnd glücklich von staten gehen/
vnd würden daselbst bekommen/ was wir wünsche-
ten vnd begerten.

Welches ich darumb thate/ damit das volck nicht
den Muht fallen liesse/ vnd mich an einen frembden
ort verliesse.

Ser-

dern durch Gifft. Deine Mutter wird eines
ſchendlichen vnd erbermlichen tods ſterben/ auch
ein zeitlang auff oͤffentlicher Straſſen liegen/ das
ſie die Raben vnnd Wilden Thiere zureiſſen vnnd
freſſen werden. Deine Schweſtern aber werden
durch Gottes ſonderlichen Segen/ eine lange zeit
gluͤcklich ſein vnd leben. Vnd du wirſt in derſel-
ben geringen zeit/ die du zu leben haſt/ die gantze
Welt bezwingen/ vnd druͤber allein herſchen. Sie-
he dich aber hinfurt wol fuͤr/ das du vns Beume
nicht weiter frageſt/ ſondern gehe aus vnſerm
Walde/ vnd zeug zum Koͤnig Poro in Phaſiacen.
Es warnete vns auch der Prieſter/ wir ſolten wan-
dern/ dieweil wir die heiligen Beume mit vnſerm
Heulen vnd Weinen erzuͤrnet hetten.

Da ſprach ich meine Kriegsleute alle an/ vnd
ſagte/ wir wolten wiederumb nach dem Koͤnig
Poro in Phaſiacen reyſen/ weil vns das Oracu-
lum
dieſe antwort geben hette/ hoffete/ es wuͤrde
vns die Reyſe wol vnd gluͤcklich von ſtaten gehen/
vnd wuͤrden daſelbſt bekommen/ was wir wuͤnſche-
ten vnd begerten.

Welches ich darumb thate/ damit das volck nicht
den Muht fallen lieſſe/ vnd mich an einen frembden
ort verlieſſe.

Ser-
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[39/0049] dern durch Gifft. Deine Mutter wird eines ſchendlichen vnd erbermlichen tods ſterben/ auch ein zeitlang auff oͤffentlicher Straſſen liegen/ das ſie die Raben vnnd Wilden Thiere zureiſſen vnnd freſſen werden. Deine Schweſtern aber werden durch Gottes ſonderlichen Segen/ eine lange zeit gluͤcklich ſein vnd leben. Vnd du wirſt in derſel- ben geringen zeit/ die du zu leben haſt/ die gantze Welt bezwingen/ vnd druͤber allein herſchen. Sie- he dich aber hinfurt wol fuͤr/ das du vns Beume nicht weiter frageſt/ ſondern gehe aus vnſerm Walde/ vnd zeug zum Koͤnig Poro in Phaſiacen. Es warnete vns auch der Prieſter/ wir ſolten wan- dern/ dieweil wir die heiligen Beume mit vnſerm Heulen vnd Weinen erzuͤrnet hetten. Da ſprach ich meine Kriegsleute alle an/ vnd ſagte/ wir wolten wiederumb nach dem Koͤnig Poro in Phaſiacen reyſen/ weil vns das Oracu- lum dieſe antwort geben hette/ hoffete/ es wuͤrde vns die Reyſe wol vnd gluͤcklich von ſtaten gehen/ vnd wuͤrden daſelbſt bekommen/ was wir wuͤnſche- ten vnd begerten. Welches ich darumb thate/ damit das volck nicht den Muht fallen lieſſe/ vnd mich an einen frembden ort verlieſſe. Ser-

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Zitationshilfe: Rollenhagen, Gabriel: Vier Bücher Wunderbarlicher biß daher vnerhörter/ vnd vngleublicher Jndianischer reysen. Magdeburg, 1603, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rollenhagen_reysen_1603/49>, abgerufen am 24.04.2024.