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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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doppeln kan, pflantze, auch wo man kan die Er-
de mit wärmender Tüngung, als Asche, Harn,
Pferd-Tauben-Hühner-Koth, u. s. w. ver-
bessern.

§. 14. Vor allen Dingen solten die Landes-
Fürsten ihren Unterthanen anbefehlen, daß sie
an denen Land-Strassen Weinberge und an
den Plätzen, da sie Gelegenheit dazu hätten, die
Maulbeer-Bäume pflantzten, als welches ein
überaus nützliches Gewächse ist. Es zeiget sich
aber der Nutzen des Maulbeer-Baums vor-
nehmlich in folgenden, als 1.) in der Nahrung,
die er den Seiden Würmern darreichet, die so
groß ist, daß nach Jsnards Bericht und Zeug-
niß ein einiger wohl erwachsener Baum mit sei-
nem Laube so viel Würmer ernehren kan, als
aus einem Loth Eyerlein auskriechen, davon
insgemein 6. und mehr Pfund Seiden gewon-
nen werden können. Und wann unter unserm
Himmel die Bäume zu einer solchen Fruchtbar-
keit und Grösse schwerlich gedeyen möchten, so
ist es schon genung, wenn drey, viere, fünffe ein
gleiches thun. Doch ist dieses nicht die eintzige
Nahrung, die von ihnen zu gewarten, in dem 2.)
auch ferner ihr Laub zum Futter und Mastung
vor das Rind- und Schaaf-Vieh dienet, ja vor
die Schweine selbst, wenn es ein gebrüet, und
mit Kleyen vermischet wird. 3.) Die Beeren

der



doppeln kan, pflantze, auch wo man kan die Er-
de mit waͤrmender Tuͤngung, als Aſche, Harn,
Pferd-Tauben-Huͤhner-Koth, u. ſ. w. ver-
beſſern.

§. 14. Vor allen Dingen ſolten die Landes-
Fuͤrſten ihren Unterthanen anbefehlen, daß ſie
an denen Land-Straſſen Weinberge und an
den Plaͤtzen, da ſie Gelegenheit dazu haͤtten, die
Maulbeer-Baͤume pflantzten, als welches ein
uͤberaus nuͤtzliches Gewaͤchſe iſt. Es zeiget ſich
aber der Nutzen des Maulbeer-Baums vor-
nehmlich in folgenden, als 1.) in der Nahrung,
die er den Seiden Wuͤrmern darreichet, die ſo
groß iſt, daß nach Jsnards Bericht und Zeug-
niß ein einiger wohl erwachſener Baum mit ſei-
nem Laube ſo viel Wuͤrmer ernehren kan, als
aus einem Loth Eyerlein auskriechen, davon
insgemein 6. und mehr Pfund Seiden gewon-
nen werden koͤnnen. Und wann unter unſerm
Himmel die Baͤume zu einer ſolchen Fruchtbar-
keit und Groͤſſe ſchwerlich gedeyen moͤchten, ſo
iſt es ſchon genung, wenn drey, viere, fuͤnffe ein
gleiches thun. Doch iſt dieſes nicht die eintzige
Nahrung, die von ihnen zu gewarten, in dem 2.)
auch ferner ihr Laub zum Futter und Maſtung
vor das Rind- und Schaaf-Vieh dienet, ja vor
die Schweine ſelbſt, wenn es ein gebruͤet, und
mit Kleyen vermiſchet wird. 3.) Die Beeren

der
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[894/0914] doppeln kan, pflantze, auch wo man kan die Er- de mit waͤrmender Tuͤngung, als Aſche, Harn, Pferd-Tauben-Huͤhner-Koth, u. ſ. w. ver- beſſern. §. 14. Vor allen Dingen ſolten die Landes- Fuͤrſten ihren Unterthanen anbefehlen, daß ſie an denen Land-Straſſen Weinberge und an den Plaͤtzen, da ſie Gelegenheit dazu haͤtten, die Maulbeer-Baͤume pflantzten, als welches ein uͤberaus nuͤtzliches Gewaͤchſe iſt. Es zeiget ſich aber der Nutzen des Maulbeer-Baums vor- nehmlich in folgenden, als 1.) in der Nahrung, die er den Seiden Wuͤrmern darreichet, die ſo groß iſt, daß nach Jsnards Bericht und Zeug- niß ein einiger wohl erwachſener Baum mit ſei- nem Laube ſo viel Wuͤrmer ernehren kan, als aus einem Loth Eyerlein auskriechen, davon insgemein 6. und mehr Pfund Seiden gewon- nen werden koͤnnen. Und wann unter unſerm Himmel die Baͤume zu einer ſolchen Fruchtbar- keit und Groͤſſe ſchwerlich gedeyen moͤchten, ſo iſt es ſchon genung, wenn drey, viere, fuͤnffe ein gleiches thun. Doch iſt dieſes nicht die eintzige Nahrung, die von ihnen zu gewarten, in dem 2.) auch ferner ihr Laub zum Futter und Maſtung vor das Rind- und Schaaf-Vieh dienet, ja vor die Schweine ſelbſt, wenn es ein gebruͤet, und mit Kleyen vermiſchet wird. 3.) Die Beeren der

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 894. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/914>, abgerufen am 29.06.2024.