wird es in Spanien sehr genutzet, weil es eine Art guten Hanffs abgiebt. Mit diesem Ge- wächse, dieweil es mit dem geringsten Orte zu- frieden, und doch so vielfältigen Nutzen hat, kön- te gar leicht ein Versuch gemachet werden, und ein iedweder, auch bey seiner Privat-Wirth- schafft sich hierinnen exerciren, welches gewiß ein sonderbar vorträglicher und nützlicher Theil desselbigen seyn würde. Es findet sich zwar in unserm Meißnischen Lande, jenseits der El- be, eine dergleichen Art, so insgemein Grinitzsch genennet wird; Aber es ist mehr eine wilde Art und Unkraut, als etwas nützliches zu nen- nen, weil es sonst gar zu nichts dienet, außer daß die Schaafe und die Haasen Winters-Zeit daran hangen, welches aber, indem es in grosser Menge wächset, das Erdreich aussauget, denen nahestehenden Bäumen die Krafft und Nah- rung nimmet, und so sehr demmet, daß wenig oder gar kein Widerwachs darneben aufkom- men kan. Weil aber diese wilde Art des Gries- ses hier zu Lande so guten Nutz und Gedeyen hat, so wäre auch nicht zu zweiffeln, daß obge- dachte zahme Art daselbst mit guten Nutzen ge- pflantzet und fortgebracht werden könte.
§. 12. Pistacium, oder wilde Pimpernuß- Baum, wächset auch in Teutschland, Böhmen und in der Schweitz, trägt Frucht und siehet
fast
wird es in Spanien ſehr genutzet, weil es eine Art guten Hanffs abgiebt. Mit dieſem Ge- waͤchſe, dieweil es mit dem geringſten Orte zu- frieden, und doch ſo vielfaͤltigen Nutzen hat, koͤn- te gar leicht ein Verſuch gemachet werden, und ein iedweder, auch bey ſeiner Privat-Wirth- ſchafft ſich hierinnen exerciren, welches gewiß ein ſonderbar vortraͤglicher und nuͤtzlicher Theil deſſelbigen ſeyn wuͤrde. Es findet ſich zwar in unſerm Meißniſchen Lande, jenſeits der El- be, eine dergleichen Art, ſo insgemein Grinitzſch genennet wird; Aber es iſt mehr eine wilde Art und Unkraut, als etwas nuͤtzliches zu nen- nen, weil es ſonſt gar zu nichts dienet, außer daß die Schaafe und die Haaſen Winters-Zeit daran hangen, welches aber, indem es in groſſer Menge waͤchſet, das Erdreich ausſauget, denen naheſtehenden Baͤumen die Krafft und Nah- rung nimmet, und ſo ſehr demmet, daß wenig oder gar kein Widerwachs darneben aufkom- men kan. Weil aber dieſe wilde Art des Grieſ- ſes hier zu Lande ſo guten Nutz und Gedeyen hat, ſo waͤre auch nicht zu zweiffeln, daß obge- dachte zahme Art daſelbſt mit guten Nutzen ge- pflantzet und fortgebracht werden koͤnte.
§. 12. Piſtacium, oder wilde Pimpernuß- Baum, waͤchſet auch in Teutſchland, Boͤhmen und in der Schweitz, traͤgt Frucht und ſiehet
faſt
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0912"n="892"/><fwplace="top"type="header"><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/></fw> wird es in Spanien ſehr genutzet, weil es eine<lb/>
Art guten Hanffs abgiebt. Mit dieſem Ge-<lb/>
waͤchſe, dieweil es mit dem geringſten Orte zu-<lb/>
frieden, und doch ſo vielfaͤltigen Nutzen hat, koͤn-<lb/>
te gar leicht ein Verſuch gemachet werden, und<lb/>
ein iedweder, auch bey ſeiner Privat-Wirth-<lb/>ſchafft ſich hierinnen <hirendition="#aq">exerci</hi>ren, welches gewiß<lb/>
ein ſonderbar vortraͤglicher und nuͤtzlicher Theil<lb/>
deſſelbigen ſeyn wuͤrde. Es findet ſich zwar<lb/>
in unſerm Meißniſchen Lande, jenſeits der El-<lb/>
be, eine dergleichen Art, ſo insgemein Grinitzſch<lb/>
genennet wird; Aber es iſt mehr eine wilde<lb/>
Art und Unkraut, als etwas nuͤtzliches zu nen-<lb/>
nen, weil es ſonſt gar zu nichts dienet, außer daß<lb/>
die Schaafe und die Haaſen Winters-Zeit<lb/>
daran hangen, welches aber, indem es in groſſer<lb/>
Menge waͤchſet, das Erdreich ausſauget, denen<lb/>
naheſtehenden Baͤumen die Krafft und Nah-<lb/>
rung nimmet, und ſo ſehr demmet, daß wenig<lb/>
oder gar kein Widerwachs darneben aufkom-<lb/>
men kan. Weil aber dieſe wilde Art des Grieſ-<lb/>ſes hier zu Lande ſo guten Nutz und Gedeyen<lb/>
hat, ſo waͤre auch nicht zu zweiffeln, daß obge-<lb/>
dachte zahme Art daſelbſt mit guten Nutzen ge-<lb/>
pflantzet und fortgebracht werden koͤnte.</p><lb/><p>§. 12. Piſtacium, oder wilde Pimpernuß-<lb/>
Baum, waͤchſet auch in Teutſchland, Boͤhmen<lb/>
und in der Schweitz, traͤgt Frucht und ſiehet<lb/><fwplace="bottom"type="catch">faſt</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[892/0912]
wird es in Spanien ſehr genutzet, weil es eine
Art guten Hanffs abgiebt. Mit dieſem Ge-
waͤchſe, dieweil es mit dem geringſten Orte zu-
frieden, und doch ſo vielfaͤltigen Nutzen hat, koͤn-
te gar leicht ein Verſuch gemachet werden, und
ein iedweder, auch bey ſeiner Privat-Wirth-
ſchafft ſich hierinnen exerciren, welches gewiß
ein ſonderbar vortraͤglicher und nuͤtzlicher Theil
deſſelbigen ſeyn wuͤrde. Es findet ſich zwar
in unſerm Meißniſchen Lande, jenſeits der El-
be, eine dergleichen Art, ſo insgemein Grinitzſch
genennet wird; Aber es iſt mehr eine wilde
Art und Unkraut, als etwas nuͤtzliches zu nen-
nen, weil es ſonſt gar zu nichts dienet, außer daß
die Schaafe und die Haaſen Winters-Zeit
daran hangen, welches aber, indem es in groſſer
Menge waͤchſet, das Erdreich ausſauget, denen
naheſtehenden Baͤumen die Krafft und Nah-
rung nimmet, und ſo ſehr demmet, daß wenig
oder gar kein Widerwachs darneben aufkom-
men kan. Weil aber dieſe wilde Art des Grieſ-
ſes hier zu Lande ſo guten Nutz und Gedeyen
hat, ſo waͤre auch nicht zu zweiffeln, daß obge-
dachte zahme Art daſelbſt mit guten Nutzen ge-
pflantzet und fortgebracht werden koͤnte.
§. 12. Piſtacium, oder wilde Pimpernuß-
Baum, waͤchſet auch in Teutſchland, Boͤhmen
und in der Schweitz, traͤgt Frucht und ſiehet
faſt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 892. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/912>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.