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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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gleichen Verträge insgemein die Wohlfarth
des Landes, mit welcher die Glückseeligkeit des
Regenten auch verknüpfft ist. Wenn sich
demnach ein Regente durch einen Contract
verpflichtet, daß er die wichtigsten Geschäffte
des Reichs mit seinen Unterthanen communi-
ci
re, sie über die gewöhnlichen Anlagen und
Onera nicht beschweren, noch ohne der vor-
nehmsten Land-Stände Consens Krieg anfa-
hen wolle, so gehet ihm hierdurch an seiner
höchsten Gewalt nichts ab, sondern es wird
nur durch sein eignes Gefallen die allzufreye
Ausübung gewisser Rechte einiger Maßen ver-
hindert. Es entstehen auch hierdurch in einer
solchen Republic eben nicht zwey voluntates,
denn alles, was die Republic will, will sie durch
den Willen ihres Souverains. Ob es gleich
durch diese Einschränckung einiger Maßen ge-
schicht, daß, wenn eine gewisse Condition nicht
erfüllet wird, der Souverain etwas nicht wollen
oder vergebens wollen muß. Jnzwischen hat
ein Landes-Herr in einem solchen Reiche eben
sowohl die Landesherrliche Macht, oder das
Parlament, das Concilium der Reichs-und
Land-Stände, oder wie es nach dem Unterschied
der Länder etwan genennet wird, ist deswegen
nicht höher und ansehnlicher, als der König
selbst. Denn es folget nicht: Jch bin nicht

schul-



gleichen Vertraͤge insgemein die Wohlfarth
des Landes, mit welcher die Gluͤckſeeligkeit des
Regenten auch verknuͤpfft iſt. Wenn ſich
demnach ein Regente durch einen Contract
verpflichtet, daß er die wichtigſten Geſchaͤffte
des Reichs mit ſeinen Unterthanen communi-
ci
re, ſie uͤber die gewoͤhnlichen Anlagen und
Onera nicht beſchweren, noch ohne der vor-
nehmſten Land-Staͤnde Conſens Krieg anfa-
hen wolle, ſo gehet ihm hierdurch an ſeiner
hoͤchſten Gewalt nichts ab, ſondern es wird
nur durch ſein eignes Gefallen die allzufreye
Ausuͤbung gewiſſer Rechte einiger Maßen ver-
hindert. Es entſtehen auch hierdurch in einer
ſolchen Republic eben nicht zwey voluntates,
denn alles, was die Republic will, will ſie durch
den Willen ihres Souverains. Ob es gleich
durch dieſe Einſchraͤnckung einiger Maßen ge-
ſchicht, daß, wenn eine gewiſſe Condition nicht
erfuͤllet wird, der Souverain etwas nicht wollen
oder vergebens wollen muß. Jnzwiſchen hat
ein Landes-Herr in einem ſolchen Reiche eben
ſowohl die Landesherrliche Macht, oder das
Parlament, das Concilium der Reichs-und
Land-Staͤnde, oder wie es nach dem Unterſchied
der Laͤnder etwan genennet wird, iſt deswegen
nicht hoͤher und anſehnlicher, als der Koͤnig
ſelbſt. Denn es folget nicht: Jch bin nicht

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[68/0088] gleichen Vertraͤge insgemein die Wohlfarth des Landes, mit welcher die Gluͤckſeeligkeit des Regenten auch verknuͤpfft iſt. Wenn ſich demnach ein Regente durch einen Contract verpflichtet, daß er die wichtigſten Geſchaͤffte des Reichs mit ſeinen Unterthanen communi- cire, ſie uͤber die gewoͤhnlichen Anlagen und Onera nicht beſchweren, noch ohne der vor- nehmſten Land-Staͤnde Conſens Krieg anfa- hen wolle, ſo gehet ihm hierdurch an ſeiner hoͤchſten Gewalt nichts ab, ſondern es wird nur durch ſein eignes Gefallen die allzufreye Ausuͤbung gewiſſer Rechte einiger Maßen ver- hindert. Es entſtehen auch hierdurch in einer ſolchen Republic eben nicht zwey voluntates, denn alles, was die Republic will, will ſie durch den Willen ihres Souverains. Ob es gleich durch dieſe Einſchraͤnckung einiger Maßen ge- ſchicht, daß, wenn eine gewiſſe Condition nicht erfuͤllet wird, der Souverain etwas nicht wollen oder vergebens wollen muß. Jnzwiſchen hat ein Landes-Herr in einem ſolchen Reiche eben ſowohl die Landesherrliche Macht, oder das Parlament, das Concilium der Reichs-und Land-Staͤnde, oder wie es nach dem Unterſchied der Laͤnder etwan genennet wird, iſt deswegen nicht hoͤher und anſehnlicher, als der Koͤnig ſelbſt. Denn es folget nicht: Jch bin nicht ſchul-

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/88>, abgerufen am 22.11.2024.