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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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gantz unmöglich sey, dahinter zu kommen, und
solches zu erfahren.

§. 5. Die Leute, unter welche das Geld
im Lande getheilet wird, sind insgemein folgen-
de: Erstlich die Besitzer der Häuser, Güter,
Gärten oder andrer unbeweglichen Grundstü-
cke, zum andern, die aus ihren Bedienungen
gage ziehen, es sey nun von dem Landes-Fürsten
oder in andern Aemtern, zum dritten, die Ge-
lehrten, die durch Bücherschreiben, Collegia
halten, disputiren, u. s. w. sich Geld verdienen,
zum vierdten, die von ihrer Hand-Arbeit leben,
als Tagelöhner, Handwercks-Leute, u. s. w.
zum fünfften, die Kauff Leute, zum sechsten, die
Ausleiher, zum siebenden, die Wucherer, zum
achten, die Spieler. Die erstern leben von
ihren Hauß Zinß, Pacht-Geld und Bestellung
ihrer Güter und Grund-Stücken, nachdem sie
nun gute oder böse Hauß-Wirthe, fruchtbahre
oder aber Miß-Jahre sind, nachdem sind auch
ihre Revenuen steigend oder fallend. Dieser
ihren Ertrag, weil ihre Häuser, Güter und
Grund-Stücken, die sie besitzen, in den Amts-
Urbariis gantz eigentlich und umständlich be-
schrieben, kan man überhaupt gar eigentlich
wissen, ob gleich nicht allezeit gantz accurat in
hypothesi,
bey diesen oder jenen Jahre, inzwi-
schen kan doch eine solche Connoissance schon

genung



gantz unmoͤglich ſey, dahinter zu kommen, und
ſolches zu erfahren.

§. 5. Die Leute, unter welche das Geld
im Lande getheilet wird, ſind insgemein folgen-
de: Erſtlich die Beſitzer der Haͤuſer, Guͤter,
Gaͤrten oder andrer unbeweglichen Grundſtuͤ-
cke, zum andern, die aus ihren Bedienungen
gage ziehen, es ſey nun von dem Landes-Fuͤrſten
oder in andern Aemtern, zum dritten, die Ge-
lehrten, die durch Buͤcherſchreiben, Collegia
halten, diſputiren, u. ſ. w. ſich Geld verdienen,
zum vierdten, die von ihrer Hand-Arbeit leben,
als Tageloͤhner, Handwercks-Leute, u. ſ. w.
zum fuͤnfften, die Kauff Leute, zum ſechſten, die
Ausleiher, zum ſiebenden, die Wucherer, zum
achten, die Spieler. Die erſtern leben von
ihren Hauß Zinß, Pacht-Geld und Beſtellung
ihrer Guͤter und Grund-Stuͤcken, nachdem ſie
nun gute oder boͤſe Hauß-Wirthe, fruchtbahre
oder aber Miß-Jahre ſind, nachdem ſind auch
ihre Revenuen ſteigend oder fallend. Dieſer
ihren Ertrag, weil ihre Haͤuſer, Guͤter und
Grund-Stuͤcken, die ſie beſitzen, in den Amts-
Urbariis gantz eigentlich und umſtaͤndlich be-
ſchrieben, kan man uͤberhaupt gar eigentlich
wiſſen, ob gleich nicht allezeit gantz accurat in
hypotheſi,
bey dieſen oder jenen Jahre, inzwi-
ſchen kan doch eine ſolche Connoiſſance ſchon

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[842/0862] gantz unmoͤglich ſey, dahinter zu kommen, und ſolches zu erfahren. §. 5. Die Leute, unter welche das Geld im Lande getheilet wird, ſind insgemein folgen- de: Erſtlich die Beſitzer der Haͤuſer, Guͤter, Gaͤrten oder andrer unbeweglichen Grundſtuͤ- cke, zum andern, die aus ihren Bedienungen gage ziehen, es ſey nun von dem Landes-Fuͤrſten oder in andern Aemtern, zum dritten, die Ge- lehrten, die durch Buͤcherſchreiben, Collegia halten, diſputiren, u. ſ. w. ſich Geld verdienen, zum vierdten, die von ihrer Hand-Arbeit leben, als Tageloͤhner, Handwercks-Leute, u. ſ. w. zum fuͤnfften, die Kauff Leute, zum ſechſten, die Ausleiher, zum ſiebenden, die Wucherer, zum achten, die Spieler. Die erſtern leben von ihren Hauß Zinß, Pacht-Geld und Beſtellung ihrer Guͤter und Grund-Stuͤcken, nachdem ſie nun gute oder boͤſe Hauß-Wirthe, fruchtbahre oder aber Miß-Jahre ſind, nachdem ſind auch ihre Revenuen ſteigend oder fallend. Dieſer ihren Ertrag, weil ihre Haͤuſer, Guͤter und Grund-Stuͤcken, die ſie beſitzen, in den Amts- Urbariis gantz eigentlich und umſtaͤndlich be- ſchrieben, kan man uͤberhaupt gar eigentlich wiſſen, ob gleich nicht allezeit gantz accurat in hypotheſi, bey dieſen oder jenen Jahre, inzwi- ſchen kan doch eine ſolche Connoiſſance ſchon genung

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 842. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/862>, abgerufen am 23.11.2024.