ein Fürst in der Noth dergleichen begehrte, die- jenigen, welche die Proposition thun solten, oder durch ihr Ansehen bey dem Lande etwas dazu contribuiren können, bald diese, bald eine andere Gnade begehrten, welche der Fürst ih- nen, wenn er in Noth wäre, nicht versagen dürffte noch könte, und also etwas weggeben müste, welches ihm und seinen Nachkommen nachtheilig und schädlich wäre. Damit nun ein Fürst von seinen Unterthanen independent, und vor sich absolut seyn möge, so achtet er vor das sicherste, und einem Fürsten am zuträglich- sten, daß er das Hefft in Händen und Geld im Kasten behalte, wodurch er sein Verlangen ins Werck setzen, und weder sich noch seiner Repu- tation schaden könte. Ob es nun wohl gar gut, wenn ein Landes-Herr auch Gelegenheit hat, ohne der Unterthanen Schaden Geld zu sammlen, so ist es doch besser, wenn er seine Un- terthanen bereichert, als seine eigene Kästen an- füllet.
§. 3. Ein Fürst muß allezeit sein Interesse bey den gewinnenden Theile suchen, welcher es auch am besten geben kan, und wenn er allezeit von demjenigen, welcher gewinnet, etwas parti- cipiret, so hat er alle Tage Geld einzunehmen. Denn alle Tage müssen die Leute etwas gewin- nen, auch wird das Quantum ein viel mehrers
aus-
ein Fuͤrſt in der Noth dergleichen begehrte, die- jenigen, welche die Propoſition thun ſolten, oder durch ihr Anſehen bey dem Lande etwas dazu contribuiren koͤnnen, bald dieſe, bald eine andere Gnade begehrten, welche der Fuͤrſt ih- nen, wenn er in Noth waͤre, nicht verſagen duͤrffte noch koͤnte, und alſo etwas weggeben muͤſte, welches ihm und ſeinen Nachkommen nachtheilig und ſchaͤdlich waͤre. Damit nun ein Fuͤrſt von ſeinen Unterthanen independent, und vor ſich abſolut ſeyn moͤge, ſo achtet er vor das ſicherſte, und einem Fuͤrſten am zutraͤglich- ſten, daß er das Hefft in Haͤnden und Geld im Kaſten behalte, wodurch er ſein Verlangen ins Werck ſetzen, und weder ſich noch ſeiner Repu- tation ſchaden koͤnte. Ob es nun wohl gar gut, wenn ein Landes-Herr auch Gelegenheit hat, ohne der Unterthanen Schaden Geld zu ſammlen, ſo iſt es doch beſſer, wenn er ſeine Un- terthanen bereichert, als ſeine eigene Kaͤſten an- fuͤllet.
§. 3. Ein Fuͤrſt muß allezeit ſein Intereſſe bey den gewinnenden Theile ſuchen, welcher es auch am beſten geben kan, und wenn er allezeit von demjenigen, welcher gewinnet, etwas parti- cipiret, ſo hat er alle Tage Geld einzunehmen. Denn alle Tage muͤſſen die Leute etwas gewin- nen, auch wird das Quantum ein viel mehrers
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ein Fuͤrſt in der Noth dergleichen begehrte, die-
jenigen, welche die Propoſition thun ſolten,
oder durch ihr Anſehen bey dem Lande etwas
dazu contribuiren koͤnnen, bald dieſe, bald eine
andere Gnade begehrten, welche der Fuͤrſt ih-
nen, wenn er in Noth waͤre, nicht verſagen
duͤrffte noch koͤnte, und alſo etwas weggeben
muͤſte, welches ihm und ſeinen Nachkommen
nachtheilig und ſchaͤdlich waͤre. Damit nun
ein Fuͤrſt von ſeinen Unterthanen independent,
und vor ſich abſolut ſeyn moͤge, ſo achtet er vor
das ſicherſte, und einem Fuͤrſten am zutraͤglich-
ſten, daß er das Hefft in Haͤnden und Geld im
Kaſten behalte, wodurch er ſein Verlangen ins
Werck ſetzen, und weder ſich noch ſeiner Repu-
tation ſchaden koͤnte. Ob es nun wohl gar
gut, wenn ein Landes-Herr auch Gelegenheit
hat, ohne der Unterthanen Schaden Geld zu
ſammlen, ſo iſt es doch beſſer, wenn er ſeine Un-
terthanen bereichert, als ſeine eigene Kaͤſten an-
fuͤllet.
§. 3. Ein Fuͤrſt muß allezeit ſein Intereſſe
bey den gewinnenden Theile ſuchen, welcher es
auch am beſten geben kan, und wenn er allezeit
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 840. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/860>, abgerufen am 23.11.2024.
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