Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



suchte ein bordell, und daß er von ihnen nicht
möchte eingesetzt werden, hat er ihnen 12. Du-
caten offeriret; Als sie ihn nun gehen lassen, so
besticht er auch mit einer gewissen Summa
Geldes die andere Schildwache. Bey der
dritten aber offeriret er das Geld vergebens
und wird vielmehr mit Schlägen übel tractirt
und den Gesetzen nach ins Gefängniß geführet,
biß er den Kerckermeister durch ein gewisses
Zeichen von seiner Persohn Nachricht ertheilet.
Des folgenden Tages aber jagt er alle diejeni-
gen Schildwachen, die sich mit Geld hatten be-
stechen lassen, aus der Stadt und läßt sie darzu
hart bestraffen, die er aber beständig und
getreu befunden hatte, belohnen. S. Luitprand.
Ticinens. Rer. Gest. ab Europ. Imp. & Reg.
L. I. C.
3.

§. 22. Zur vierdten Classe sind die zu referi-
ren, die allerhand unvermuthete Fälle und wie-
drige Begebenheiten sich zu dieser Absicht zu
Nutz gemacht, als wenn sie z. E. auf der Jagd
von ihren Leuten abgekommen, oder sie die
Nacht überfallen, daß sie genöthiget wor-
den, bey einem Bauer, Hirten, u. s. w. in einem
schlechten Hüttgen, so in einem Walde etwa
gelegen gewesen, einzukehren und daselbst eines
und das andere, welches ihnen die vornehmsten
Leute nicht gesagt hätten, erfahren. Also hat

Antio-
D 5



ſuchte ein bordell, und daß er von ihnen nicht
moͤchte eingeſetzt werden, hat er ihnen 12. Du-
caten offeriret; Als ſie ihn nun gehen laſſen, ſo
beſticht er auch mit einer gewiſſen Summa
Geldes die andere Schildwache. Bey der
dritten aber offeriret er das Geld vergebens
und wird vielmehr mit Schlaͤgen uͤbel tractirt
und den Geſetzen nach ins Gefaͤngniß gefuͤhret,
biß er den Kerckermeiſter durch ein gewiſſes
Zeichen von ſeiner Perſohn Nachricht ertheilet.
Des folgenden Tages aber jagt er alle diejeni-
gen Schildwachen, die ſich mit Geld hatten be-
ſtechen laſſen, aus der Stadt und laͤßt ſie darzu
hart beſtraffen, die er aber beſtaͤndig und
getreu befunden hatte, belohnen. S. Luitprand.
Ticinenſ. Rer. Geſt. ab Europ. Imp. & Reg.
L. I. C.
3.

§. 22. Zur vierdten Claſſe ſind die zu referi-
ren, die allerhand unvermuthete Faͤlle und wie-
drige Begebenheiten ſich zu dieſer Abſicht zu
Nutz gemacht, als wenn ſie z. E. auf der Jagd
von ihren Leuten abgekommen, oder ſie die
Nacht uͤberfallen, daß ſie genoͤthiget wor-
den, bey einem Bauer, Hirten, u. ſ. w. in einem
ſchlechten Huͤttgen, ſo in einem Walde etwa
gelegen geweſen, einzukehren und daſelbſt eines
und das andere, welches ihnen die vornehmſten
Leute nicht geſagt haͤtten, erfahren. Alſo hat

Antio-
D 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0077" n="57"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> &#x017F;uchte ein <hi rendition="#aq">bordell,</hi> und daß er von ihnen nicht<lb/>
mo&#x0364;chte einge&#x017F;etzt werden, hat er ihnen 12. Du-<lb/>
caten <hi rendition="#aq">offeri</hi>ret; Als &#x017F;ie ihn nun gehen la&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o<lb/>
be&#x017F;ticht er auch mit einer gewi&#x017F;&#x017F;en Summa<lb/>
Geldes die andere Schildwache. Bey der<lb/>
dritten aber <hi rendition="#aq">offeri</hi>ret er das Geld vergebens<lb/>
und wird vielmehr mit Schla&#x0364;gen u&#x0364;bel <hi rendition="#aq">tracti</hi>rt<lb/>
und den Ge&#x017F;etzen nach ins Gefa&#x0364;ngniß gefu&#x0364;hret,<lb/>
biß er den Kerckermei&#x017F;ter durch ein gewi&#x017F;&#x017F;es<lb/>
Zeichen von &#x017F;einer Per&#x017F;ohn Nachricht ertheilet.<lb/>
Des folgenden Tages aber jagt er alle diejeni-<lb/>
gen Schildwachen, die &#x017F;ich mit Geld hatten be-<lb/>
&#x017F;techen la&#x017F;&#x017F;en, aus der Stadt und la&#x0364;ßt &#x017F;ie darzu<lb/>
hart be&#x017F;traffen, die er aber be&#x017F;ta&#x0364;ndig und<lb/>
getreu befunden hatte, belohnen. <hi rendition="#aq">S. Luitprand.<lb/>
Ticinen&#x017F;. Rer. Ge&#x017F;t. ab Europ. Imp. &amp; Reg.<lb/>
L. I. C.</hi> 3.</p><lb/>
        <p>§. 22. Zur vierdten Cla&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ind die zu <hi rendition="#aq">referi-</hi><lb/>
ren, die allerhand unvermuthete Fa&#x0364;lle und wie-<lb/>
drige Begebenheiten &#x017F;ich zu die&#x017F;er Ab&#x017F;icht zu<lb/>
Nutz gemacht, als wenn &#x017F;ie z. E. auf der Jagd<lb/>
von ihren Leuten abgekommen, oder &#x017F;ie die<lb/>
Nacht u&#x0364;berfallen, daß &#x017F;ie geno&#x0364;thiget wor-<lb/>
den, bey einem Bauer, Hirten, u. &#x017F;. w. in einem<lb/>
&#x017F;chlechten Hu&#x0364;ttgen, &#x017F;o in einem Walde etwa<lb/>
gelegen gewe&#x017F;en, einzukehren und da&#x017F;elb&#x017F;t eines<lb/>
und das andere, welches ihnen die vornehm&#x017F;ten<lb/>
Leute nicht ge&#x017F;agt ha&#x0364;tten, erfahren. Al&#x017F;o hat<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D 5</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Antio-</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[57/0077] ſuchte ein bordell, und daß er von ihnen nicht moͤchte eingeſetzt werden, hat er ihnen 12. Du- caten offeriret; Als ſie ihn nun gehen laſſen, ſo beſticht er auch mit einer gewiſſen Summa Geldes die andere Schildwache. Bey der dritten aber offeriret er das Geld vergebens und wird vielmehr mit Schlaͤgen uͤbel tractirt und den Geſetzen nach ins Gefaͤngniß gefuͤhret, biß er den Kerckermeiſter durch ein gewiſſes Zeichen von ſeiner Perſohn Nachricht ertheilet. Des folgenden Tages aber jagt er alle diejeni- gen Schildwachen, die ſich mit Geld hatten be- ſtechen laſſen, aus der Stadt und laͤßt ſie darzu hart beſtraffen, die er aber beſtaͤndig und getreu befunden hatte, belohnen. S. Luitprand. Ticinenſ. Rer. Geſt. ab Europ. Imp. & Reg. L. I. C. 3. §. 22. Zur vierdten Claſſe ſind die zu referi- ren, die allerhand unvermuthete Faͤlle und wie- drige Begebenheiten ſich zu dieſer Abſicht zu Nutz gemacht, als wenn ſie z. E. auf der Jagd von ihren Leuten abgekommen, oder ſie die Nacht uͤberfallen, daß ſie genoͤthiget wor- den, bey einem Bauer, Hirten, u. ſ. w. in einem ſchlechten Huͤttgen, ſo in einem Walde etwa gelegen geweſen, einzukehren und daſelbſt eines und das andere, welches ihnen die vornehmſten Leute nicht geſagt haͤtten, erfahren. Alſo hat Antio- D 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/77
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/77>, abgerufen am 22.11.2024.