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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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tia actionis verhüten, woran ihm kein Advoca-
te hindern kan. Und gleichergestalt kan er die
incompetentiam fori voraus sehen, und einen
Kläger abweisen, ohne daß darüber verfahren
werde, und er es durch Bescheid thun oder Ur-
thel darüber einhohlen lassen muß. Allein man
will die jurisdiction lieber prorogiren, als in ih-
ren Schrancken erhalten, ob man gleich her-
nach, wenn es zur Execution kömmt, nicht helf-
fen kan.

§. 33. Bey dem Stilo der Sächsischen
Gerichte ist es etwas besonders, daß das über-
gebene Klag-Libell in dem angesetzten Termi-
no
mündlich und nach der hiesigen Redens Art
von Mund aus in die Feder wiederhohlet wer-
den muß, und ist dieses bey dem Leipziger Ober-
Hof Gerichte schlechterdings nöthig, weil sonst
erkannt wird, daß Kläger die Unkosten dieses
Termins Beklagten zu erstatten, und weil des-
sen Advocat die Klage von Mund aus in die Fe-
der dem Gerichts-Stilo zuwider, nicht wieder-
hohlet, so ist er in fünff Thaler Straffe dem
Fisco billig verfallen. Weil aber dieses auf ei-
ne unnöthige Weitläufftigkeit hinaus läufft, so
wird in den Sächsischen Unter-Gerichten, wie
auch in dem Appellations-Gerichte zu Dreßden
mehrentheils vor zulänglich gehalten, wenn nur
der Kläger in termino sich dieser formalien be-

die-



tia actionis verhuͤten, woran ihm kein Advoca-
te hindern kan. Und gleichergeſtalt kan er die
incompetentiam fori voraus ſehen, und einen
Klaͤger abweiſen, ohne daß daruͤber verfahren
werde, und er es durch Beſcheid thun oder Ur-
thel daruͤber einhohlen laſſen muß. Allein man
will die jurisdiction lieber prorogiren, als in ih-
ren Schrancken erhalten, ob man gleich her-
nach, wenn es zur Execution koͤmmt, nicht helf-
fen kan.

§. 33. Bey dem Stilo der Saͤchſiſchen
Gerichte iſt es etwas beſonders, daß das uͤber-
gebene Klag-Libell in dem angeſetzten Termi-
no
muͤndlich und nach der hieſigen Redens Art
von Mund aus in die Feder wiederhohlet wer-
den muß, und iſt dieſes bey dem Leipziger Ober-
Hof Gerichte ſchlechterdings noͤthig, weil ſonſt
erkannt wird, daß Klaͤger die Unkoſten dieſes
Termins Beklagten zu erſtatten, und weil deſ-
ſen Advocat die Klage von Mund aus in die Fe-
der dem Gerichts-Stilo zuwider, nicht wieder-
hohlet, ſo iſt er in fuͤnff Thaler Straffe dem
Fiſco billig verfallen. Weil aber dieſes auf ei-
ne unnoͤthige Weitlaͤufftigkeit hinaus laͤufft, ſo
wird in den Saͤchſiſchen Unter-Gerichten, wie
auch in dem Appellations-Gerichte zu Dreßden
mehrentheils vor zulaͤnglich gehalten, wenn nur
der Klaͤger in termino ſich dieſer formalien be-

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[728/0748] tia actionis verhuͤten, woran ihm kein Advoca- te hindern kan. Und gleichergeſtalt kan er die incompetentiam fori voraus ſehen, und einen Klaͤger abweiſen, ohne daß daruͤber verfahren werde, und er es durch Beſcheid thun oder Ur- thel daruͤber einhohlen laſſen muß. Allein man will die jurisdiction lieber prorogiren, als in ih- ren Schrancken erhalten, ob man gleich her- nach, wenn es zur Execution koͤmmt, nicht helf- fen kan. §. 33. Bey dem Stilo der Saͤchſiſchen Gerichte iſt es etwas beſonders, daß das uͤber- gebene Klag-Libell in dem angeſetzten Termi- no muͤndlich und nach der hieſigen Redens Art von Mund aus in die Feder wiederhohlet wer- den muß, und iſt dieſes bey dem Leipziger Ober- Hof Gerichte ſchlechterdings noͤthig, weil ſonſt erkannt wird, daß Klaͤger die Unkoſten dieſes Termins Beklagten zu erſtatten, und weil deſ- ſen Advocat die Klage von Mund aus in die Fe- der dem Gerichts-Stilo zuwider, nicht wieder- hohlet, ſo iſt er in fuͤnff Thaler Straffe dem Fiſco billig verfallen. Weil aber dieſes auf ei- ne unnoͤthige Weitlaͤufftigkeit hinaus laͤufft, ſo wird in den Saͤchſiſchen Unter-Gerichten, wie auch in dem Appellations-Gerichte zu Dreßden mehrentheils vor zulaͤnglich gehalten, wenn nur der Klaͤger in termino ſich dieſer formalien be- die-

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 728. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/748>, abgerufen am 22.11.2024.