§. 2. Ob zwar wohl die meisten Stücke der Dorff-Ordnungen mit einander harmoni- ren, so sind doch gewisse speciale Umstände, die in Ansehung der unterschiednen Dörffer von einander unterschieden sind, und also einer be- sondern Determination bedürffen. Dahe- ro solten auf allen Dörffern von dem Landes- Fürsten gewisse Dorff-Ordnungen vorgeschrie- ben und der Obrigkeit anbefohlen werden, darü- ber zu halten, und ein iedweder Bauer solte ein Exemplar davon im Hause haben. Geschä- he dieses, so würde durch solche allgemeine Dorff-Ordnungen auch die besondere Ord- nung in den Häusern desto eher erlanget und er- halten werden.
§. 3. Jch will in folgenden die vornehm- sten Puncte vorstellen, die bey den meisten ent- weder in Acht genommen werden, oder doch in Acht genommen werden sollen, und was die Lan- des-Fürsten den Bauern bey ihren Dorff- und Acker-Wesen vorzuschreib en haben.
§. 4. Weil ein iedweder vor allen Dingen die Gottesfurcht vor Augen haben muß, wofern er sich eines Göttlichen Seegens und Gedey- ens in seinem Thun und Lassen getrösten will, so ist nöthig, daß ein Hauß-Wirth samt seinen Kindern und Gesinde sich derselben und der Frömmigkeit befleißige, die Seinigen darzu
stets
S s 2
§. 2. Ob zwar wohl die meiſten Stuͤcke der Dorff-Ordnungen mit einander harmoni- ren, ſo ſind doch gewiſſe ſpeciale Umſtaͤnde, die in Anſehung der unterſchiednen Doͤrffer von einander unterſchieden ſind, und alſo einer be- ſondern Determination beduͤrffen. Dahe- ro ſolten auf allen Doͤrffern von dem Landes- Fuͤrſten gewiſſe Dorff-Ordnungen vorgeſchrie- ben und der Obrigkeit anbefohlen werden, daruͤ- ber zu halten, und ein iedweder Bauer ſolte ein Exemplar davon im Hauſe haben. Geſchaͤ- he dieſes, ſo wuͤrde durch ſolche allgemeine Dorff-Ordnungen auch die beſondere Ord- nung in den Haͤuſern deſto eher erlanget und er- halten werden.
§. 3. Jch will in folgenden die vornehm- ſten Puncte vorſtellen, die bey den meiſten ent- weder in Acht genommen werden, oder doch in Acht genommen werden ſollen, und was die Lan- des-Fuͤrſten den Bauern bey ihren Dorff- und Acker-Weſen vorzuſchreib en haben.
§. 4. Weil ein iedweder vor allen Dingen die Gottesfurcht vor Augen haben muß, wofern er ſich eines Goͤttlichen Seegens und Gedey- ens in ſeinem Thun und Laſſen getroͤſten will, ſo iſt noͤthig, daß ein Hauß-Wirth ſamt ſeinen Kindern und Geſinde ſich derſelben und der Froͤmmigkeit befleißige, die Seinigen darzu
ſtets
S s 2
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0663"n="643"/><fwplace="top"type="header"><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/></fw><p>§. 2. Ob zwar wohl die meiſten Stuͤcke<lb/>
der Dorff-Ordnungen mit einander <hirendition="#aq">harmoni-</hi><lb/>
ren, ſo ſind doch gewiſſe <hirendition="#aq">ſpeciale</hi> Umſtaͤnde, die<lb/>
in Anſehung der unterſchiednen Doͤrffer von<lb/>
einander unterſchieden ſind, und alſo einer be-<lb/>ſondern <hirendition="#aq">Determination</hi> beduͤrffen. Dahe-<lb/>
ro ſolten auf allen Doͤrffern von dem Landes-<lb/>
Fuͤrſten gewiſſe Dorff-Ordnungen vorgeſchrie-<lb/>
ben und der Obrigkeit anbefohlen werden, daruͤ-<lb/>
ber zu halten, und ein iedweder Bauer ſolte ein<lb/><hirendition="#aq">Exemplar</hi> davon im Hauſe haben. Geſchaͤ-<lb/>
he dieſes, ſo wuͤrde durch ſolche allgemeine<lb/>
Dorff-Ordnungen auch die beſondere Ord-<lb/>
nung in den Haͤuſern deſto eher erlanget und er-<lb/>
halten werden.</p><lb/><p>§. 3. Jch will in folgenden die vornehm-<lb/>ſten Puncte vorſtellen, die bey den meiſten ent-<lb/>
weder in Acht genommen werden, oder doch in<lb/>
Acht genommen werden ſollen, und was die Lan-<lb/>
des-Fuͤrſten den Bauern bey ihren Dorff- und<lb/>
Acker-Weſen vorzuſchreib en haben.</p><lb/><p>§. 4. Weil ein iedweder vor allen Dingen<lb/>
die Gottesfurcht vor Augen haben muß, wofern<lb/>
er ſich eines Goͤttlichen Seegens und Gedey-<lb/>
ens in ſeinem Thun und Laſſen getroͤſten will,<lb/>ſo iſt noͤthig, daß ein Hauß-Wirth ſamt ſeinen<lb/>
Kindern und Geſinde ſich derſelben und der<lb/>
Froͤmmigkeit befleißige, die Seinigen darzu<lb/><fwplace="bottom"type="sig">S s 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">ſtets</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[643/0663]
§. 2. Ob zwar wohl die meiſten Stuͤcke
der Dorff-Ordnungen mit einander harmoni-
ren, ſo ſind doch gewiſſe ſpeciale Umſtaͤnde, die
in Anſehung der unterſchiednen Doͤrffer von
einander unterſchieden ſind, und alſo einer be-
ſondern Determination beduͤrffen. Dahe-
ro ſolten auf allen Doͤrffern von dem Landes-
Fuͤrſten gewiſſe Dorff-Ordnungen vorgeſchrie-
ben und der Obrigkeit anbefohlen werden, daruͤ-
ber zu halten, und ein iedweder Bauer ſolte ein
Exemplar davon im Hauſe haben. Geſchaͤ-
he dieſes, ſo wuͤrde durch ſolche allgemeine
Dorff-Ordnungen auch die beſondere Ord-
nung in den Haͤuſern deſto eher erlanget und er-
halten werden.
§. 3. Jch will in folgenden die vornehm-
ſten Puncte vorſtellen, die bey den meiſten ent-
weder in Acht genommen werden, oder doch in
Acht genommen werden ſollen, und was die Lan-
des-Fuͤrſten den Bauern bey ihren Dorff- und
Acker-Weſen vorzuſchreib en haben.
§. 4. Weil ein iedweder vor allen Dingen
die Gottesfurcht vor Augen haben muß, wofern
er ſich eines Goͤttlichen Seegens und Gedey-
ens in ſeinem Thun und Laſſen getroͤſten will,
ſo iſt noͤthig, daß ein Hauß-Wirth ſamt ſeinen
Kindern und Geſinde ſich derſelben und der
Froͤmmigkeit befleißige, die Seinigen darzu
ſtets
S s 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 643. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/663>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.