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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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Herrn zu etabilirung ihrer Macht und Einrich-
tung ihrer Tyranney bisweilen der Partheyen
bedienet und dadurch auf den Thron geschwun-
gen. Allein diese methode den Scepter zu ü-
berkommen, kommt mit dem natürlichen Recht
nicht gar wohl überein, und hat auch gar selten
den gewünschten Effect, welches der König in
Engelland Carl I. mit seinem traurigen Exem-
pel erwiesen, der den Presbyterianern wider
die Episcopalen favorisirte. Ein Regente kan
den factionen entgegen gehen, wenn er die
Häupter entweder durch Wohlthaten auff seine
Seite bekömmt, oder sie sonst weg schafft, und
sich die Liebe des Volcks durch Geld spendiren
und auf andere Art zu Wege bringt.

§. 12. Wenn nun aber das malum öffent-
lich ausbricht und keine Vorsorge und circum-
spection
nichts weiter mehr helffen will; so ent-
stehet daraus das Verbrechen eines Auffruhrs
und einer Perduellion, welches um desto schwe-
rer und härter zu bestraffen, ie mehr es die gantze
Verfassung der Republic in Unruhe setzen, ja
gar über den Hauffen kehren kan. Biswei-
len pflegt es auch zu geschehen, daß die Unter-
thanen selbst zumahl in den Städten einen Auf-
lauff verursachen und einander feindlich anfal-
len, oder es doch thun wollen, welchem gewißlich
bey Zeiten vorzubeugen ist. Diesemnach ist

von



Herrn zu etabilirung ihrer Macht und Einrich-
tung ihrer Tyranney bisweilen der Partheyen
bedienet und dadurch auf den Thron geſchwun-
gen. Allein dieſe methode den Scepter zu uͤ-
berkommen, kommt mit dem natuͤrlichen Recht
nicht gar wohl uͤberein, und hat auch gar ſelten
den gewuͤnſchten Effect, welches der Koͤnig in
Engelland Carl I. mit ſeinem traurigen Exem-
pel erwieſen, der den Presbyterianern wider
die Epiſcopalen favoriſirte. Ein Regente kan
den factionen entgegen gehen, wenn er die
Haͤupter entweder durch Wohlthaten auff ſeine
Seite bekoͤmmt, oder ſie ſonſt weg ſchafft, und
ſich die Liebe des Volcks durch Geld ſpendiren
und auf andere Art zu Wege bringt.

§. 12. Wenn nun aber das malum oͤffent-
lich ausbricht und keine Vorſorge und circum-
ſpection
nichts weiter mehr helffen will; ſo ent-
ſtehet daraus das Verbrechen eines Auffruhrs
und einer Perduellion, welches um deſto ſchwe-
rer und haͤrter zu beſtraffen, ie mehr es die gantze
Verfaſſung der Republic in Unruhe ſetzen, ja
gar uͤber den Hauffen kehren kan. Biswei-
len pflegt es auch zu geſchehen, daß die Unter-
thanen ſelbſt zumahl in den Staͤdten einen Auf-
lauff verurſachen und einander feindlich anfal-
len, oder es doch thun wollen, welchem gewißlich
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[557/0577] Herrn zu etabilirung ihrer Macht und Einrich- tung ihrer Tyranney bisweilen der Partheyen bedienet und dadurch auf den Thron geſchwun- gen. Allein dieſe methode den Scepter zu uͤ- berkommen, kommt mit dem natuͤrlichen Recht nicht gar wohl uͤberein, und hat auch gar ſelten den gewuͤnſchten Effect, welches der Koͤnig in Engelland Carl I. mit ſeinem traurigen Exem- pel erwieſen, der den Presbyterianern wider die Epiſcopalen favoriſirte. Ein Regente kan den factionen entgegen gehen, wenn er die Haͤupter entweder durch Wohlthaten auff ſeine Seite bekoͤmmt, oder ſie ſonſt weg ſchafft, und ſich die Liebe des Volcks durch Geld ſpendiren und auf andere Art zu Wege bringt. §. 12. Wenn nun aber das malum oͤffent- lich ausbricht und keine Vorſorge und circum- ſpection nichts weiter mehr helffen will; ſo ent- ſtehet daraus das Verbrechen eines Auffruhrs und einer Perduellion, welches um deſto ſchwe- rer und haͤrter zu beſtraffen, ie mehr es die gantze Verfaſſung der Republic in Unruhe ſetzen, ja gar uͤber den Hauffen kehren kan. Biswei- len pflegt es auch zu geſchehen, daß die Unter- thanen ſelbſt zumahl in den Staͤdten einen Auf- lauff verurſachen und einander feindlich anfal- len, oder es doch thun wollen, welchem gewißlich bey Zeiten vorzubeugen iſt. Dieſemnach iſt von

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 557. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/577>, abgerufen am 22.11.2024.