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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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genheit zu einiger Unruhe aus dem Wege ge-
räumet werde. Es weiß ein Mensch, daß sein
Leib, den er träget, schwach und den Kranckhei-
ten unterworffen sey, es weiß aber auch ein Re-
gente, daß das bürgerliche Corpus, worüber er
herrschet, corrumpiret sey, und also muß er sich
der Remedien, die wider die zu befürchtende
Troublen zu gebrauchen, genau erkundigen.
Da die innerliche Ruhe der Republic in der
Einigkeit bestehet, diese aber durch die Cultur
der Justiz am ehesten erhalten wird, so muß
sich ein Landes-Herr derselben vornemlich be-
fleissen, als die die Einigkeit der Bürger nehret
und erhält.

§. 3. Es kommt denen Landes-Herren zu,
durch geziemende und vernünfftige Mittel die
Unterthanen zu zähmen und ihre Macht zu ver-
mindern, daß sie wider den statum publicum
nichts vornehmen können, oder auch auf andere
Art die Republic zu reformiren. Es wird
vergebens nach den Hülffs-Mitteln wider die
Kranckheiten gefraget, wenn die fontes dersel-
ben nicht entdecket seyn. Die Ursachen der
bürgerlichen Kranckheiten sind unzehlich, wel-
che die Staats-Klugheit zu untersuchen hat.
Uberhaupt rühret das innerliche Malum, so
dem gemeinen Wesen praejudicirlich ist, entwe-
der von der allzugrossen Autorität der wenigen,

oder



genheit zu einiger Unruhe aus dem Wege ge-
raͤumet werde. Es weiß ein Menſch, daß ſein
Leib, den er traͤget, ſchwach und den Kranckhei-
ten unterworffen ſey, es weiß aber auch ein Re-
gente, daß das buͤrgerliche Corpus, woruͤber er
herrſchet, corrumpiret ſey, und alſo muß er ſich
der Remedien, die wider die zu befuͤrchtende
Troublen zu gebrauchen, genau erkundigen.
Da die innerliche Ruhe der Republic in der
Einigkeit beſtehet, dieſe aber durch die Cultur
der Juſtiz am eheſten erhalten wird, ſo muß
ſich ein Landes-Herr derſelben vornemlich be-
fleiſſen, als die die Einigkeit der Buͤrger nehret
und erhaͤlt.

§. 3. Es kommt denen Landes-Herren zu,
durch geziemende und vernuͤnfftige Mittel die
Unterthanen zu zaͤhmen und ihre Macht zu ver-
mindern, daß ſie wider den ſtatum publicum
nichts vornehmen koͤnnen, oder auch auf andere
Art die Republic zu reformiren. Es wird
vergebens nach den Huͤlffs-Mitteln wider die
Kranckheiten gefraget, wenn die fontes derſel-
ben nicht entdecket ſeyn. Die Urſachen der
buͤrgerlichen Kranckheiten ſind unzehlich, wel-
che die Staats-Klugheit zu unterſuchen hat.
Uberhaupt ruͤhret das innerliche Malum, ſo
dem gemeinen Weſen præjudicirlich iſt, entwe-
der von der allzugroſſen Autoritaͤt der wenigen,

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[548/0568] genheit zu einiger Unruhe aus dem Wege ge- raͤumet werde. Es weiß ein Menſch, daß ſein Leib, den er traͤget, ſchwach und den Kranckhei- ten unterworffen ſey, es weiß aber auch ein Re- gente, daß das buͤrgerliche Corpus, woruͤber er herrſchet, corrumpiret ſey, und alſo muß er ſich der Remedien, die wider die zu befuͤrchtende Troublen zu gebrauchen, genau erkundigen. Da die innerliche Ruhe der Republic in der Einigkeit beſtehet, dieſe aber durch die Cultur der Juſtiz am eheſten erhalten wird, ſo muß ſich ein Landes-Herr derſelben vornemlich be- fleiſſen, als die die Einigkeit der Buͤrger nehret und erhaͤlt. §. 3. Es kommt denen Landes-Herren zu, durch geziemende und vernuͤnfftige Mittel die Unterthanen zu zaͤhmen und ihre Macht zu ver- mindern, daß ſie wider den ſtatum publicum nichts vornehmen koͤnnen, oder auch auf andere Art die Republic zu reformiren. Es wird vergebens nach den Huͤlffs-Mitteln wider die Kranckheiten gefraget, wenn die fontes derſel- ben nicht entdecket ſeyn. Die Urſachen der buͤrgerlichen Kranckheiten ſind unzehlich, wel- che die Staats-Klugheit zu unterſuchen hat. Uberhaupt ruͤhret das innerliche Malum, ſo dem gemeinen Weſen præjudicirlich iſt, entwe- der von der allzugroſſen Autoritaͤt der wenigen, oder

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 548. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/568>, abgerufen am 22.11.2024.