ge, sich ehrlich zu ernehren und fortzuhelffen, ein hoher Regente aber nicht mehr als einen eintzigen, nemlich die Kunst wohl zu regieren. Deßwegen auch grosse Monarchen sich ieder- zeit eifrigst beflissen, dieselbe sowohl aus guten Büchern, welche die Erfahrung zum Funda- ment gesetzt, als aus dem Umgange mit vor- treflichen Leuten zu lernen. Also hat Käyser Alexander Severus, wenn es seine Affairen nur ein wenig zulassen wollen, des Platonis und Ciceronis Bücher de Republica sehr fleis- sig gelesen. Carolus V. giebt in seiner väter- lichen Instruction an seinen Sohn Philippum II. die der Herr Cammer-Rath Leib mit An- merckungen ediret, gleichfalls viel Spuren, daß er gute Bücher nie bey Seite gesetzet. Antigonus, König in Macedonien, hat mit vie- ler Mühe und Kosten den damahls berühmten Philosophum Zeno an sich gezogen, um sich seines Unterrichts bey der Regierung zu be- dienen.
§. 4. Die Regier-Kunst ist in der That eine Kunst über alle Künste; dieweil sie aus Fürstenthümern Königreiche, und aus König- reichen Käyserthümer machen, einen in Grund verfallenen Staat wieder empor heben und in sein voriges lustre setzen kan, und durch diese ungemeine force, einen Printzen wahrhafftig
groß
ge, ſich ehrlich zu ernehren und fortzuhelffen, ein hoher Regente aber nicht mehr als einen eintzigen, nemlich die Kunſt wohl zu regieren. Deßwegen auch groſſe Monarchen ſich ieder- zeit eifrigſt befliſſen, dieſelbe ſowohl aus guten Buͤchern, welche die Erfahrung zum Funda- ment geſetzt, als aus dem Umgange mit vor- treflichen Leuten zu lernen. Alſo hat Kaͤyſer Alexander Severus, wenn es ſeine Affairen nur ein wenig zulaſſen wollen, des Platonis und Ciceronis Buͤcher de Republica ſehr fleiſ- ſig geleſen. Carolus V. giebt in ſeiner vaͤter- lichen Inſtruction an ſeinen Sohn Philippum II. die der Herr Cammer-Rath Leib mit An- merckungen ediret, gleichfalls viel Spuren, daß er gute Buͤcher nie bey Seite geſetzet. Antigonus, Koͤnig in Macedonien, hat mit vie- ler Muͤhe und Koſten den damahls beruͤhmten Philoſophum Zeno an ſich gezogen, um ſich ſeines Unterrichts bey der Regierung zu be- dienen.
§. 4. Die Regier-Kunſt iſt in der That eine Kunſt uͤber alle Kuͤnſte; dieweil ſie aus Fuͤrſtenthuͤmern Koͤnigreiche, und aus Koͤnig- reichen Kaͤyſerthuͤmer machen, einen in Grund verfallenen Staat wieder empor heben und in ſein voriges luſtre ſetzen kan, und durch dieſe ungemeine force, einen Printzen wahrhafftig
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[36/0056]
ge, ſich ehrlich zu ernehren und fortzuhelffen,
ein hoher Regente aber nicht mehr als einen
eintzigen, nemlich die Kunſt wohl zu regieren.
Deßwegen auch groſſe Monarchen ſich ieder-
zeit eifrigſt befliſſen, dieſelbe ſowohl aus guten
Buͤchern, welche die Erfahrung zum Funda-
ment geſetzt, als aus dem Umgange mit vor-
treflichen Leuten zu lernen. Alſo hat Kaͤyſer
Alexander Severus, wenn es ſeine Affairen
nur ein wenig zulaſſen wollen, des Platonis
und Ciceronis Buͤcher de Republica ſehr fleiſ-
ſig geleſen. Carolus V. giebt in ſeiner vaͤter-
lichen Inſtruction an ſeinen Sohn Philippum
II. die der Herr Cammer-Rath Leib mit An-
merckungen ediret, gleichfalls viel Spuren,
daß er gute Buͤcher nie bey Seite geſetzet.
Antigonus, Koͤnig in Macedonien, hat mit vie-
ler Muͤhe und Koſten den damahls beruͤhmten
Philoſophum Zeno an ſich gezogen, um ſich
ſeines Unterrichts bey der Regierung zu be-
dienen.
§. 4. Die Regier-Kunſt iſt in der That
eine Kunſt uͤber alle Kuͤnſte; dieweil ſie aus
Fuͤrſtenthuͤmern Koͤnigreiche, und aus Koͤnig-
reichen Kaͤyſerthuͤmer machen, einen in Grund
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/56>, abgerufen am 24.11.2024.
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