2. gesetzt worden, daß dieselben nach Gelegen- heit und Gestalt der Personen und Lästerung an Leib, Leben oder Gliedern gestrafft werden solten, der Zungen aber nicht ausdrücklich ge- dacht, hat der Churfürst zu Sachsen Const. 1. Part. 4. diese Erläuterung hinzugethan: Je- doch mit dieser Erklärung, daß die Wörter mit Benehmung etzlicher Glieder auff die Zunge, damit die Lästerung verwircket, zu verstehen seyn, welche auch nachgehends durch das Tor- gauische Ausschreiben de an. 1583. confirmi- ret und in der Landes-Ordnung anno 1612. Tit. 2. wiederhohlet worden. Und hat zu der Zeit der Churfl. Sächß. Schöppen-Stuhl zu Leipzig folgender Gestalt gen Lützen, mens. Majo 1579. gesprochen: So möchte sie deswe- genfür das Rath-Haus oder Kirche öffentlich gestellet und hernach mit Benehmung eines Stücks von ihrer Zungen des Landes ewig ver- wiesen werden. Es ist aber diese Straffe sonderlich in den Sächsischen Landen in Abgang kommen, und an deren Stelle der Staupen- schlag mit der ewigen Landes-Verweisung sur- rogiret und eingeführet worden.
§. 12. Ob zwar einige in den Gedancken stehen, daß der Vernunfft gar gemäß scheine, daß einer an demjenigen Glied sonderlich ge- strafft werde, womit er gesündigt, so halte
doch
2. geſetzt worden, daß dieſelben nach Gelegen- heit und Geſtalt der Perſonen und Laͤſterung an Leib, Leben oder Gliedern geſtrafft werden ſolten, der Zungen aber nicht ausdruͤcklich ge- dacht, hat der Churfuͤrſt zu Sachſen Conſt. 1. Part. 4. dieſe Erlaͤuterung hinzugethan: Je- doch mit dieſer Erklaͤrung, daß die Woͤrter mit Benehmung etzlicher Glieder auff die Zunge, damit die Laͤſterung verwircket, zu verſtehen ſeyn, welche auch nachgehends durch das Tor- gauiſche Ausſchreiben de an. 1583. confirmi- ret und in der Landes-Ordnung anno 1612. Tit. 2. wiederhohlet worden. Und hat zu der Zeit der Churfl. Saͤchß. Schoͤppen-Stuhl zu Leipzig folgender Geſtalt gen Luͤtzen, menſ. Majo 1579. geſprochen: So moͤchte ſie deswe- genfuͤr das Rath-Haus oder Kirche oͤffentlich geſtellet und hernach mit Benehmung eines Stuͤcks von ihrer Zungen des Landes ewig ver- wieſen werden. Es iſt aber dieſe Straffe ſonderlich in den Saͤchſiſchen Landen in Abgang kommen, und an deren Stelle der Staupen- ſchlag mit der ewigen Landes-Verweiſung ſur- rogiret und eingefuͤhret worden.
§. 12. Ob zwar einige in den Gedancken ſtehen, daß der Vernunfft gar gemaͤß ſcheine, daß einer an demjenigen Glied ſonderlich ge- ſtrafft werde, womit er geſuͤndigt, ſo halte
doch
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2. geſetzt worden, daß dieſelben nach Gelegen-
heit und Geſtalt der Perſonen und Laͤſterung
an Leib, Leben oder Gliedern geſtrafft werden
ſolten, der Zungen aber nicht ausdruͤcklich ge-
dacht, hat der Churfuͤrſt zu Sachſen Conſt. 1.
Part. 4. dieſe Erlaͤuterung hinzugethan: Je-
doch mit dieſer Erklaͤrung, daß die Woͤrter mit
Benehmung etzlicher Glieder auff die Zunge,
damit die Laͤſterung verwircket, zu verſtehen
ſeyn, welche auch nachgehends durch das Tor-
gauiſche Ausſchreiben de an. 1583. confirmi-
ret und in der Landes-Ordnung anno 1612.
Tit. 2. wiederhohlet worden. Und hat zu
der Zeit der Churfl. Saͤchß. Schoͤppen-Stuhl
zu Leipzig folgender Geſtalt gen Luͤtzen, menſ.
Majo 1579. geſprochen: So moͤchte ſie deswe-
genfuͤr das Rath-Haus oder Kirche oͤffentlich
geſtellet und hernach mit Benehmung eines
Stuͤcks von ihrer Zungen des Landes ewig ver-
wieſen werden. Es iſt aber dieſe Straffe
ſonderlich in den Saͤchſiſchen Landen in Abgang
kommen, und an deren Stelle der Staupen-
ſchlag mit der ewigen Landes-Verweiſung ſur-
rogiret und eingefuͤhret worden.
§. 12. Ob zwar einige in den Gedancken
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 526. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/546>, abgerufen am 03.07.2024.
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