daß sie von einer Messe auf die andere, aus ei- nem warmen Bad in das andere, und an lauter solche Oerter reisen, wo sie starcke Zusammen- künffte der Leute vermuthend seyn, daselbst vor- nemlich solche junge Leute aufsuchen, die der Welt unkundig sind, die Spiele nicht recht ver- stehen, und die sie zu den Spielen forciren, zu- mahl, wo sie von ihnen mercken, daß sie braf Geld im Beutel haben. Erst bemühen sie sich, dieselben durch allerhand Caressen an sich zu lo- cken, machen ihnen viel Complimens, bitten sie zu Gaste, u. s. w. Wenn sie nun solche in ihre Compagnie gezogen, so sehen sie, daß sie sich berauschen, hernach fangen sie mit ihnen an zu spielen, lassen sie auch wohl einige mahl zu Anfang gewinnen, daß sie nicht gleich abge- schrecket werden, biß sie ihren Vortheil erse- hen, sie zu dupiren und ihnen ihre Beutel auszu- leeren. Es solten diese Bösewichter gewiß mit Festungs-Bau und andern harten Straf- fen angesehen werden.
§. 23. Unter andern Lastern, um deren Abstellung und Ausrottung die Landes-Obrig- keiten bekümmert seyn solten, ist die Ver- schwendung gewißlich nicht das geringste. Der um das Policey-Wesen wohl-verdiente Herr D. Johann George Döhler saget von dem luxu, der bey Essen und Trincken vorgeht, p. 16. in sei-
ner
daß ſie von einer Meſſe auf die andere, aus ei- nem warmen Bad in das andere, und an lauter ſolche Oerter reiſen, wo ſie ſtarcke Zuſammen- kuͤnffte der Leute vermuthend ſeyn, daſelbſt vor- nemlich ſolche junge Leute aufſuchen, die der Welt unkundig ſind, die Spiele nicht recht ver- ſtehen, und die ſie zu den Spielen forciren, zu- mahl, wo ſie von ihnen mercken, daß ſie braf Geld im Beutel haben. Erſt bemuͤhen ſie ſich, dieſelben durch allerhand Careſſen an ſich zu lo- cken, machen ihnen viel Complimens, bitten ſie zu Gaſte, u. ſ. w. Wenn ſie nun ſolche in ihre Compagnie gezogen, ſo ſehen ſie, daß ſie ſich berauſchen, hernach fangen ſie mit ihnen an zu ſpielen, laſſen ſie auch wohl einige mahl zu Anfang gewinnen, daß ſie nicht gleich abge- ſchrecket werden, biß ſie ihren Vortheil erſe- hen, ſie zu dupiren und ihnen ihre Beutel auszu- leeren. Es ſolten dieſe Boͤſewichter gewiß mit Feſtungs-Bau und andern harten Straf- fen angeſehen werden.
§. 23. Unter andern Laſtern, um deren Abſtellung und Ausrottung die Landes-Obrig- keiten bekuͤmmert ſeyn ſolten, iſt die Ver- ſchwendung gewißlich nicht das geringſte. Der um das Policey-Weſen wohl-verdiente Herr D. Johann George Doͤhler ſaget von dem luxu, der bey Eſſen und Trincken vorgeht, p. 16. in ſei-
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daß ſie von einer Meſſe auf die andere, aus ei-
nem warmen Bad in das andere, und an lauter
ſolche Oerter reiſen, wo ſie ſtarcke Zuſammen-
kuͤnffte der Leute vermuthend ſeyn, daſelbſt vor-
nemlich ſolche junge Leute aufſuchen, die der
Welt unkundig ſind, die Spiele nicht recht ver-
ſtehen, und die ſie zu den Spielen forciren, zu-
mahl, wo ſie von ihnen mercken, daß ſie braf
Geld im Beutel haben. Erſt bemuͤhen ſie ſich,
dieſelben durch allerhand Careſſen an ſich zu lo-
cken, machen ihnen viel Complimens, bitten
ſie zu Gaſte, u. ſ. w. Wenn ſie nun ſolche in
ihre Compagnie gezogen, ſo ſehen ſie, daß ſie
ſich berauſchen, hernach fangen ſie mit ihnen an
zu ſpielen, laſſen ſie auch wohl einige mahl zu
Anfang gewinnen, daß ſie nicht gleich abge-
ſchrecket werden, biß ſie ihren Vortheil erſe-
hen, ſie zu dupiren und ihnen ihre Beutel auszu-
leeren. Es ſolten dieſe Boͤſewichter gewiß
mit Feſtungs-Bau und andern harten Straf-
fen angeſehen werden.
§. 23. Unter andern Laſtern, um deren
Abſtellung und Ausrottung die Landes-Obrig-
keiten bekuͤmmert ſeyn ſolten, iſt die Ver-
ſchwendung gewißlich nicht das geringſte. Der
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D. Johann George Doͤhler ſaget von dem luxu,
der bey Eſſen und Trincken vorgeht, p. 16. in ſei-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 500. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/520>, abgerufen am 22.11.2024.
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