seyn, welche Ursachen beyder Eltern, warum sie bey dem Heyrathen ihrer Kinder ihren Con- sens denegirten, vor sufficient erkannt werden solten oder nicht, und ihnen verbothen seyn, ih- ren Kindern wegen gewisser Ursachen, die nicht gnugsam wären, die Heyrath zu verwehren. Geschähe dieses, so würde solches seinen gar gu- ten Nutzen in dem menschlichen Leben haben.
§. 15. Da sich öffters allerhand böse Ge- sindel zusammen zu rottiren pflegt, die im Lande hin und wieder allerhand Unfug und Leichtfer- tigkeiten vorzunehmen pflegen, und insgemein Ziegeuner genennet werden, die mit Rauben und Plündern allerley Gottlosigkeit ausüben, und sich nicht entblöden, dem Landmann, so ih- nen die Nacht-Läger abschlagen, mit Mord und Brand zu drohen; Als thun die Landes-Für- sten wohl, wenn sie solche aller Orten, es sey in Städten, Flecken, Dörffern, Büschen oder Wäldern mit gewaffneter Hand aufsuchen und mit Gewalt aus dem Lande verweisen, auch bey verspürenden Widerstand sogleich nie- derwerffen oder tod schiessen lassen, und diejeni- gen, so sie ergreiffen, ohne einige Gnade und Nachsehen sine strepitu judicii und ohne eini- gen weitern Process bloß und allein um ihres verbothenen Lebens-Wandels und bezeugten Ungehorsams halben mit Leib- und Lebens-
Straffe
ſeyn, welche Urſachen beyder Eltern, warum ſie bey dem Heyrathen ihrer Kinder ihren Con- ſens denegirten, vor ſufficient erkannt werden ſolten oder nicht, und ihnen verbothen ſeyn, ih- ren Kindern wegen gewiſſer Urſachen, die nicht gnugſam waͤren, die Heyrath zu verwehren. Geſchaͤhe dieſes, ſo wuͤrde ſolches ſeinen gar gu- ten Nutzen in dem menſchlichen Leben haben.
§. 15. Da ſich oͤffters allerhand boͤſe Ge- ſindel zuſammen zu rottiren pflegt, die im Lande hin und wieder allerhand Unfug und Leichtfer- tigkeiten vorzunehmen pflegen, und insgemein Ziegeuner genennet werden, die mit Rauben und Pluͤndern allerley Gottloſigkeit ausuͤben, und ſich nicht entbloͤden, dem Landmann, ſo ih- nen die Nacht-Laͤger abſchlagen, mit Mord und Brand zu drohen; Als thun die Landes-Fuͤr- ſten wohl, wenn ſie ſolche aller Orten, es ſey in Staͤdten, Flecken, Doͤrffern, Buͤſchen oder Waͤldern mit gewaffneter Hand aufſuchen und mit Gewalt aus dem Lande verweiſen, auch bey verſpuͤrenden Widerſtand ſogleich nie- derwerffen oder tod ſchieſſen laſſen, und diejeni- gen, ſo ſie ergreiffen, ohne einige Gnade und Nachſehen ſine ſtrepitu judicii und ohne eini- gen weitern Proceſſ bloß und allein um ihres verbothenen Lebens-Wandels und bezeugten Ungehorſams halben mit Leib- und Lebens-
Straffe
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[491/0511]
ſeyn, welche Urſachen beyder Eltern, warum
ſie bey dem Heyrathen ihrer Kinder ihren Con-
ſens denegirten, vor ſufficient erkannt werden
ſolten oder nicht, und ihnen verbothen ſeyn, ih-
ren Kindern wegen gewiſſer Urſachen, die nicht
gnugſam waͤren, die Heyrath zu verwehren.
Geſchaͤhe dieſes, ſo wuͤrde ſolches ſeinen gar gu-
ten Nutzen in dem menſchlichen Leben haben.
§. 15. Da ſich oͤffters allerhand boͤſe Ge-
ſindel zuſammen zu rottiren pflegt, die im Lande
hin und wieder allerhand Unfug und Leichtfer-
tigkeiten vorzunehmen pflegen, und insgemein
Ziegeuner genennet werden, die mit Rauben
und Pluͤndern allerley Gottloſigkeit ausuͤben,
und ſich nicht entbloͤden, dem Landmann, ſo ih-
nen die Nacht-Laͤger abſchlagen, mit Mord und
Brand zu drohen; Als thun die Landes-Fuͤr-
ſten wohl, wenn ſie ſolche aller Orten, es ſey in
Staͤdten, Flecken, Doͤrffern, Buͤſchen oder
Waͤldern mit gewaffneter Hand aufſuchen
und mit Gewalt aus dem Lande verweiſen,
auch bey verſpuͤrenden Widerſtand ſogleich nie-
derwerffen oder tod ſchieſſen laſſen, und diejeni-
gen, ſo ſie ergreiffen, ohne einige Gnade und
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 491. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/511>, abgerufen am 22.11.2024.
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