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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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chanico, der eine Machine nach den Regeln
der höhern Geometrie und Analytic aussin-
net, und nach ihren Kräfften und Würckungen
richtig auscalculiret, und ihm dennoch wohl,
wenn er sie in Holtz zusammen setzen will, nicht
so angehet, als er gedacht. Hingegen, wenn
man aus der Erfahrung schon siehet, daß nach
dieser oder jener methode ein erwünschter ef-
fect
erfolget, so darff man an der Gütigkeit der-
selben Regeln hernach im geringsten nicht
zweiffeln.

§. 22. Der andre Weg, der zur Staats-
Klugheit leitet, ist die Lesung unterschiedener
Schrifften. Nun habe ich zwar bereits in
vorhergehenden angeführet, daß wir in Anse-
hung der andern disciplinen noch gar wenig
Bücher haben, in welchen die Staats-Klug-
heit vorgetragen wäre; Jedoch ist auch nicht
zu läugnen, daß man aus den Schrifften, die
theils einige Staats-Kundige, theils andere
gelehrte Leute von besondern special-Materien,
die in die Politic gehören, verfertiget, unterschie-
denes profitiren könne. Z. E. einige haben
die Mißbräuche, die bey den Handwercks Sa-
chen vorfallen, untersucht, und zu deren Abstel-
lung und Verbesserung Regeln gegeben, ande-
re angewiesen, daß zur Glückseeligkeit des Lan-
des in Ansehung des Armuths und der Bettel-

Leute



chanico, der eine Machine nach den Regeln
der hoͤhern Geometrie und Analytic ausſin-
net, und nach ihren Kraͤfften und Wuͤrckungen
richtig auscalculiret, und ihm dennoch wohl,
wenn er ſie in Holtz zuſammen ſetzen will, nicht
ſo angehet, als er gedacht. Hingegen, wenn
man aus der Erfahrung ſchon ſiehet, daß nach
dieſer oder jener methode ein erwuͤnſchter ef-
fect
erfolget, ſo darff man an der Guͤtigkeit der-
ſelben Regeln hernach im geringſten nicht
zweiffeln.

§. 22. Der andre Weg, der zur Staats-
Klugheit leitet, iſt die Leſung unterſchiedener
Schrifften. Nun habe ich zwar bereits in
vorhergehenden angefuͤhret, daß wir in Anſe-
hung der andern diſciplinen noch gar wenig
Buͤcher haben, in welchen die Staats-Klug-
heit vorgetragen waͤre; Jedoch iſt auch nicht
zu laͤugnen, daß man aus den Schrifften, die
theils einige Staats-Kundige, theils andere
gelehrte Leute von beſondern ſpecial-Materien,
die in die Politic gehoͤren, verfertiget, unterſchie-
denes profitiren koͤnne. Z. E. einige haben
die Mißbraͤuche, die bey den Handwercks Sa-
chen vorfallen, unterſucht, und zu deren Abſtel-
lung und Verbeſſerung Regeln gegeben, ande-
re angewieſen, daß zur Gluͤckſeeligkeit des Lan-
des in Anſehung des Armuths und der Bettel-

Leute
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[29/0049] chanico, der eine Machine nach den Regeln der hoͤhern Geometrie und Analytic ausſin- net, und nach ihren Kraͤfften und Wuͤrckungen richtig auscalculiret, und ihm dennoch wohl, wenn er ſie in Holtz zuſammen ſetzen will, nicht ſo angehet, als er gedacht. Hingegen, wenn man aus der Erfahrung ſchon ſiehet, daß nach dieſer oder jener methode ein erwuͤnſchter ef- fect erfolget, ſo darff man an der Guͤtigkeit der- ſelben Regeln hernach im geringſten nicht zweiffeln. §. 22. Der andre Weg, der zur Staats- Klugheit leitet, iſt die Leſung unterſchiedener Schrifften. Nun habe ich zwar bereits in vorhergehenden angefuͤhret, daß wir in Anſe- hung der andern diſciplinen noch gar wenig Buͤcher haben, in welchen die Staats-Klug- heit vorgetragen waͤre; Jedoch iſt auch nicht zu laͤugnen, daß man aus den Schrifften, die theils einige Staats-Kundige, theils andere gelehrte Leute von beſondern ſpecial-Materien, die in die Politic gehoͤren, verfertiget, unterſchie- denes profitiren koͤnne. Z. E. einige haben die Mißbraͤuche, die bey den Handwercks Sa- chen vorfallen, unterſucht, und zu deren Abſtel- lung und Verbeſſerung Regeln gegeben, ande- re angewieſen, daß zur Gluͤckſeeligkeit des Lan- des in Anſehung des Armuths und der Bettel- Leute

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/49>, abgerufen am 30.04.2024.