Landes-Fürsten an die Academien rechte scharf- fe Befehle ertheilten, daß sie niemand die Wür- den conferirten, als denenjenigen, die sich durch sonderbare Geschicklichkeit und Gelehrsamkeit darzu verdient gemacht. Es solten allezeit, die in der philosophischen Facultät den Magister- Gradum annehmen wolten, sich erstlich durch eine pro Praesidio gehaltene Disputation, in- gleichen durch Lectiones publicas, die sie über gewisse ihnen aufgegebene Theses philosophi- cas halten müsten, legitimiren, daß sie zu dem Magisterio würdig wären, und auch hernach aus den philosophischen Wissenschafften exa- miniret werden. Ebenmäßig solte keiner den Doctorat erlangen, als welcher auf die meisten ihm vorgelegten Fragen bey dem Examine ri- goroso geschickt zu antworten gewust. Je rigoureuser und schärffer das Examen bey de- nen Candidaten, und je genauer darüber gehal- ten wird, desto mehr Ehre haben hernach die graduirten Personen zu erwarten, weil man alsdenn gewiß weiß, daß sie solcher Dignitäten würdig gewesen, so aber ist nur eine geringe praesumtion der Gelehrsamkeit vor sie übrig.
§. 33. Jngleichen solten durch Landes- Fürstliche Autorität allerhand Accidental- Mißbräuche, die bey den Promotionen vorge- hen, abgeschafft werden, z. E. die kostbaren
Schmäu-
Landes-Fuͤrſten an die Academien rechte ſcharf- fe Befehle ertheilten, daß ſie niemand die Wuͤr- den conferirten, als denenjenigen, die ſich durch ſonderbare Geſchicklichkeit und Gelehrſamkeit darzu verdient gemacht. Es ſolten allezeit, die in der philoſophiſchen Facultaͤt den Magiſter- Gradum annehmen wolten, ſich erſtlich durch eine pro Præſidio gehaltene Diſputation, in- gleichen durch Lectiones publicas, die ſie uͤber gewiſſe ihnen aufgegebene Theſes philoſophi- cas halten muͤſten, legitimiren, daß ſie zu dem Magiſterio wuͤrdig waͤren, und auch hernach aus den philoſophiſchen Wiſſenſchafften exa- miniret werden. Ebenmaͤßig ſolte keiner den Doctorat erlangen, als welcher auf die meiſten ihm vorgelegten Fragen bey dem Examine ri- goroſo geſchickt zu antworten gewuſt. Je rigoureuſer und ſchaͤrffer das Examen bey de- nen Candidaten, und je genauer daruͤber gehal- ten wird, deſto mehr Ehre haben hernach die graduirten Perſonen zu erwarten, weil man alsdenn gewiß weiß, daß ſie ſolcher Dignitaͤten wuͤrdig geweſen, ſo aber iſt nur eine geringe præſumtion der Gelehrſamkeit vor ſie uͤbrig.
§. 33. Jngleichen ſolten durch Landes- Fuͤrſtliche Autoritaͤt allerhand Accidental- Mißbraͤuche, die bey den Promotionen vorge- hen, abgeſchafft werden, z. E. die koſtbaren
Schmaͤu-
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Landes-Fuͤrſten an die Academien rechte ſcharf-
fe Befehle ertheilten, daß ſie niemand die Wuͤr-
den conferirten, als denenjenigen, die ſich durch
ſonderbare Geſchicklichkeit und Gelehrſamkeit
darzu verdient gemacht. Es ſolten allezeit, die
in der philoſophiſchen Facultaͤt den Magiſter-
Gradum annehmen wolten, ſich erſtlich durch
eine pro Præſidio gehaltene Diſputation, in-
gleichen durch Lectiones publicas, die ſie uͤber
gewiſſe ihnen aufgegebene Theſes philoſophi-
cas halten muͤſten, legitimiren, daß ſie zu dem
Magiſterio wuͤrdig waͤren, und auch hernach
aus den philoſophiſchen Wiſſenſchafften exa-
miniret werden. Ebenmaͤßig ſolte keiner den
Doctorat erlangen, als welcher auf die meiſten
ihm vorgelegten Fragen bey dem Examine ri-
goroſo geſchickt zu antworten gewuſt. Je
rigoureuſer und ſchaͤrffer das Examen bey de-
nen Candidaten, und je genauer daruͤber gehal-
ten wird, deſto mehr Ehre haben hernach die
graduirten Perſonen zu erwarten, weil man
alsdenn gewiß weiß, daß ſie ſolcher Dignitaͤten
wuͤrdig geweſen, ſo aber iſt nur eine geringe
præſumtion der Gelehrſamkeit vor ſie uͤbrig.
§. 33. Jngleichen ſolten durch Landes-
Fuͤrſtliche Autoritaͤt allerhand Accidental-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/451>, abgerufen am 22.11.2024.
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