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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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Ordnungen bekannt machte, als das weitläuff-
tige und confuse corpus des Römischen
Rechts durchstudieret.

§. 18. Ob zwar Landes-Fürsten eben kei-
ne gewisse Jahre bestimmen können, zu wel-
cher Zeit einer sich auff die Universitäten bege-
ben soll, weil dieses auff besondere Umstände,
nemlich nachdem einer fleißig gewesen, ein gu-
tes und fähiges Naturell hat, getreue und
gute Unterweisung genossen, u. s. w. an-
kommt, und mancher in seinem sechzehen-
den Jahre weitere profectus hat, denn
ein anderer in dem vier und zwantzigsten, so sol-
ten sie doch anbefehlen, daß keiner, wenn er nicht
das achtzehnde Jahr völlig zurück geleget, die
Universität beziehen solle, es wäre denn, daß er
wegen besonderer Umstände Dispensation hier-
innen bey Hofe erhielte. Denn die in den jün-
gern Jahren auf die Academien gehen, haben
gar selten den gehörigen Nutzen zu erwarten.
Bißweilen fehlet es ihnen an sattsamen Funda-
ment
en, die sie auf den Schulen und zu Hause
noch besser hätten legen sollen, bißweilen am Ju-
dicio,
daß sie noch nicht so recht den Verstandha-
ben, der zu tractirung der höhern academischen
Studien erfodert wird. Sie sind gar selten
geschickt, ohne Hof-Meister zu leben und ihre
actiones bey einer solchen academischen Frey-

heit



Ordnungen bekannt machte, als das weitlaͤuff-
tige und confuſe corpus des Roͤmiſchen
Rechts durchſtudieret.

§. 18. Ob zwar Landes-Fuͤrſten eben kei-
ne gewiſſe Jahre beſtimmen koͤnnen, zu wel-
cher Zeit einer ſich auff die Univerſitaͤten bege-
ben ſoll, weil dieſes auff beſondere Umſtaͤnde,
nemlich nachdem einer fleißig geweſen, ein gu-
tes und faͤhiges Naturell hat, getreue und
gute Unterweiſung genoſſen, u. ſ. w. an-
kommt, und mancher in ſeinem ſechzehen-
den Jahre weitere profectus hat, denn
ein anderer in dem vier und zwantzigſten, ſo ſol-
ten ſie doch anbefehlen, daß keiner, wenn er nicht
das achtzehnde Jahr voͤllig zuruͤck geleget, die
Univerſitaͤt beziehen ſolle, es waͤre denn, daß er
wegen beſonderer Umſtaͤnde Diſpenſation hier-
innen bey Hofe erhielte. Denn die in den juͤn-
gern Jahren auf die Academien gehen, haben
gar ſelten den gehoͤrigen Nutzen zu erwarten.
Bißweilen fehlet es ihnen an ſattſamen Funda-
ment
en, die ſie auf den Schulen und zu Hauſe
noch beſſer haͤtten legen ſollen, bißweilen am Ju-
dicio,
daß ſie noch nicht ſo ꝛecht den Veꝛſtandha-
ben, der zu tractirung der hoͤheꝛn academiſchen
Studien erfodert wird. Sie ſind gar ſelten
geſchickt, ohne Hof-Meiſter zu leben und ihre
actiones bey einer ſolchen academiſchen Frey-

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[415/0435] Ordnungen bekannt machte, als das weitlaͤuff- tige und confuſe corpus des Roͤmiſchen Rechts durchſtudieret. §. 18. Ob zwar Landes-Fuͤrſten eben kei- ne gewiſſe Jahre beſtimmen koͤnnen, zu wel- cher Zeit einer ſich auff die Univerſitaͤten bege- ben ſoll, weil dieſes auff beſondere Umſtaͤnde, nemlich nachdem einer fleißig geweſen, ein gu- tes und faͤhiges Naturell hat, getreue und gute Unterweiſung genoſſen, u. ſ. w. an- kommt, und mancher in ſeinem ſechzehen- den Jahre weitere profectus hat, denn ein anderer in dem vier und zwantzigſten, ſo ſol- ten ſie doch anbefehlen, daß keiner, wenn er nicht das achtzehnde Jahr voͤllig zuruͤck geleget, die Univerſitaͤt beziehen ſolle, es waͤre denn, daß er wegen beſonderer Umſtaͤnde Diſpenſation hier- innen bey Hofe erhielte. Denn die in den juͤn- gern Jahren auf die Academien gehen, haben gar ſelten den gehoͤrigen Nutzen zu erwarten. Bißweilen fehlet es ihnen an ſattſamen Funda- menten, die ſie auf den Schulen und zu Hauſe noch beſſer haͤtten legen ſollen, bißweilen am Ju- dicio, daß ſie noch nicht ſo ꝛecht den Veꝛſtandha- ben, der zu tractirung der hoͤheꝛn academiſchen Studien erfodert wird. Sie ſind gar ſelten geſchickt, ohne Hof-Meiſter zu leben und ihre actiones bey einer ſolchen academiſchen Frey- heit

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/435>, abgerufen am 24.11.2024.