Ansehen, so, daß ich davor halte, daß ein eigner Professor deßwegen auf Universitäten bestellet werden solte. Und der berühmte Professor zu Franckfurt, Johann Christoph Beckmann in dem §. 10. des X. Capitels seiner Polit. Parall. bey den philosophischen Profeßionen, damit ich nicht die Fehler der übrigen durchgehe, desi- derire ich einen Professorem oeconomicae, welcher die Studiosos nicht mit leeren Worten abspeisete, sondern in praxi recht unterrichtete. Herr Joh. George Döhler erinnert in seiner Untersuchung des heut zu Tage überhand neh- menden Geld- und Nahrungs-Mangels bey dem siebenden Puncte dergleichen mit folgenden Worten: Auf Schulen ist schon die vorgefaß- te schädliche Meynung, ein studirender solte sich gar auf kein Hauß-Wesen legen, ja einem Schüler sey es schimpfflich und am studiren verhinderlich, wenn er sich auf das Hauß-We- sen legte und solches selbst mit angreiffen soll. Jn allen Schulen wird der Virgilius in Buco- licis und Georgicis getrieben, aber wohl nichts mehr als die nomina propria und das Latein expliciret, die Scansion der Verse und die poe- tischen phrases angemerckt, aber die Realia aus den Bucolicis und Georgicis bleiben zurücke. Auf Universitäten wird noch weniger daran ge- dacht, außer, daß die physica und partes ma-
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Anſehen, ſo, daß ich davor halte, daß ein eigner Profeſſor deßwegen auf Univerſitaͤten beſtellet werden ſolte. Und der beruͤhmte Profeſſor zu Franckfurt, Johann Chriſtoph Beckmann in dem §. 10. des X. Capitels ſeiner Polit. Parall. bey den philoſophiſchen Profeßionen, damit ich nicht die Fehler der uͤbrigen durchgehe, deſi- derire ich einen Profeſſorem œconomicæ, welcher die Studioſos nicht mit leeren Worten abſpeiſete, ſondern in praxi recht unterrichtete. Herr Joh. George Doͤhler erinnert in ſeiner Unterſuchung des heut zu Tage uͤberhand neh- menden Geld- und Nahrungs-Mangels bey dem ſiebenden Puncte dergleichen mit folgenden Worten: Auf Schulen iſt ſchon die vorgefaß- te ſchaͤdliche Meynung, ein ſtudirender ſolte ſich gar auf kein Hauß-Weſen legen, ja einem Schuͤler ſey es ſchimpfflich und am ſtudiren verhinderlich, wenn er ſich auf das Hauß-We- ſen legte und ſolches ſelbſt mit angreiffen ſoll. Jn allen Schulen wird der Virgilius in Buco- licis und Georgicis getrieben, aber wohl nichts mehr als die nomina propria und das Latein expliciret, die Scanſion der Verſe und die poe- tiſchen phraſes angemerckt, aber die Realia aus den Bucolicis und Georgicis bleiben zuruͤcke. Auf Univerſitaͤten wird noch weniger daran ge- dacht, außer, daß die phyſica und partes ma-
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Anſehen, ſo, daß ich davor halte, daß ein eigner
Profeſſor deßwegen auf Univerſitaͤten beſtellet
werden ſolte. Und der beruͤhmte Profeſſor zu
Franckfurt, Johann Chriſtoph Beckmann in
dem §. 10. des X. Capitels ſeiner Polit. Parall.
bey den philoſophiſchen Profeßionen, damit
ich nicht die Fehler der uͤbrigen durchgehe, deſi-
derire ich einen Profeſſorem œconomicæ,
welcher die Studioſos nicht mit leeren Worten
abſpeiſete, ſondern in praxi recht unterrichtete.
Herr Joh. George Doͤhler erinnert in ſeiner
Unterſuchung des heut zu Tage uͤberhand neh-
menden Geld- und Nahrungs-Mangels bey dem
ſiebenden Puncte dergleichen mit folgenden
Worten: Auf Schulen iſt ſchon die vorgefaß-
te ſchaͤdliche Meynung, ein ſtudirender ſolte ſich
gar auf kein Hauß-Weſen legen, ja einem
Schuͤler ſey es ſchimpfflich und am ſtudiren
verhinderlich, wenn er ſich auf das Hauß-We-
ſen legte und ſolches ſelbſt mit angreiffen ſoll.
Jn allen Schulen wird der Virgilius in Buco-
licis und Georgicis getrieben, aber wohl nichts
mehr als die nomina propria und das Latein
expliciret, die Scanſion der Verſe und die poe-
tiſchen phraſes angemerckt, aber die Realia aus
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/431>, abgerufen am 24.11.2024.
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