Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



Rectoribus, Conrectoribus und andern
Schul-Collegen billich anbefehlen, daß sie auf
ihr Gewissen denen Eltern wiederrathen solten,
diejenigen Kinder, an denen sie merckten, daß
sie entweder keine Lust oder Fähigkeit dazu hät-
ten, nicht zum Studieren zu halten, sondern
ihnen diejenige Professionen, darzu sie ihre In-
clination
trüge oder sonst geschickt wären, ler-
nen zu lassen und wolten die Eltern dem unge-
achtet dabey beharren, sie verspürten aber, daß
die Kinder sich hierinnen nicht änderten, so sol-
ten sie dieselbigen nicht länger in der Schule
behalten, sondern ihren Eltern remittiren.
Jch rede aber hier von denen, die in dem Chri-
stenthum und übrigen Stücken, die einem je-
den Menschen nöthig sind, er mag leben in was
vor einem Stande er will, schon zur Gnüge un-
terrichtet und darbey von solchen Jahren und
Verstande, daß sie sich prüffen können, zu wel-
chen Metier sie etwan geschickt seyn oder Lust
haben möchten. Denn sonst dürfften die
meisten jungen Leute vorgeben, daß sie ihre in-
clination
nicht antriebe, die Schulen zu besu-
chen.

§. 15. Es sagt Herr Johann George Döh-
ler, in der Untersuchung des heut zu Tage über-
hand nehmenden Geld- und Nahrungs-Man-
gels p. 65. Bey dem Studieren sind heutiges

Tages



Rectoribus, Conrectoribus und andern
Schul-Collegen billich anbefehlen, daß ſie auf
ihr Gewiſſen denen Eltern wiederrathen ſolten,
diejenigen Kinder, an denen ſie merckten, daß
ſie entweder keine Luſt oder Faͤhigkeit dazu haͤt-
ten, nicht zum Studieren zu halten, ſondern
ihnen diejenige Profeſſionen, darzu ſie ihre In-
clination
truͤge oder ſonſt geſchickt waͤren, ler-
nen zu laſſen und wolten die Eltern dem unge-
achtet dabey beharren, ſie verſpuͤrten aber, daß
die Kinder ſich hierinnen nicht aͤnderten, ſo ſol-
ten ſie dieſelbigen nicht laͤnger in der Schule
behalten, ſondern ihren Eltern remittiren.
Jch rede aber hier von denen, die in dem Chri-
ſtenthum und uͤbrigen Stuͤcken, die einem je-
den Menſchen noͤthig ſind, er mag leben in was
vor einem Stande er will, ſchon zur Gnuͤge un-
terrichtet und darbey von ſolchen Jahren und
Verſtande, daß ſie ſich pruͤffen koͤnnen, zu wel-
chen Metier ſie etwan geſchickt ſeyn oder Luſt
haben moͤchten. Denn ſonſt duͤrfften die
meiſten jungen Leute vorgeben, daß ſie ihre in-
clination
nicht antriebe, die Schulen zu beſu-
chen.

§. 15. Es ſagt Herr Johann George Doͤh-
ler, in der Unterſuchung des heut zu Tage uͤber-
hand nehmenden Geld- und Nahrungs-Man-
gels p. 65. Bey dem Studieren ſind heutiges

Tages
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0404" n="384"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw><hi rendition="#aq">Rectoribus, Conrectoribus</hi> und andern<lb/>
Schul-<hi rendition="#aq">Colleg</hi>en billich anbefehlen, daß &#x017F;ie auf<lb/>
ihr Gewi&#x017F;&#x017F;en denen Eltern wiederrathen &#x017F;olten,<lb/>
diejenigen Kinder, an denen &#x017F;ie merckten, daß<lb/>
&#x017F;ie entweder keine Lu&#x017F;t oder Fa&#x0364;higkeit dazu ha&#x0364;t-<lb/>
ten, nicht zum Studieren zu halten, &#x017F;ondern<lb/>
ihnen diejenige <hi rendition="#aq">Profe&#x017F;&#x017F;ion</hi>en, darzu &#x017F;ie ihre <hi rendition="#aq">In-<lb/>
clination</hi> tru&#x0364;ge oder &#x017F;on&#x017F;t ge&#x017F;chickt wa&#x0364;ren, ler-<lb/>
nen zu la&#x017F;&#x017F;en und wolten die Eltern dem unge-<lb/>
achtet dabey beharren, &#x017F;ie ver&#x017F;pu&#x0364;rten aber, daß<lb/>
die Kinder &#x017F;ich hierinnen nicht a&#x0364;nderten, &#x017F;o &#x017F;ol-<lb/>
ten &#x017F;ie die&#x017F;elbigen nicht la&#x0364;nger in der Schule<lb/>
behalten, &#x017F;ondern ihren Eltern <hi rendition="#aq">remitti</hi>ren.<lb/>
Jch rede aber hier von denen, die in dem Chri-<lb/>
&#x017F;tenthum und u&#x0364;brigen Stu&#x0364;cken, die einem je-<lb/>
den Men&#x017F;chen no&#x0364;thig &#x017F;ind, er mag leben in was<lb/>
vor einem Stande er will, &#x017F;chon zur Gnu&#x0364;ge un-<lb/>
terrichtet und darbey von &#x017F;olchen Jahren und<lb/>
Ver&#x017F;tande, daß &#x017F;ie &#x017F;ich pru&#x0364;ffen ko&#x0364;nnen, zu wel-<lb/>
chen <hi rendition="#aq">Metier</hi> &#x017F;ie etwan ge&#x017F;chickt &#x017F;eyn oder Lu&#x017F;t<lb/>
haben mo&#x0364;chten. Denn &#x017F;on&#x017F;t du&#x0364;rfften die<lb/>
mei&#x017F;ten jungen Leute vorgeben, daß &#x017F;ie ihre <hi rendition="#aq">in-<lb/>
clination</hi> nicht antriebe, die Schulen zu be&#x017F;u-<lb/>
chen.</p><lb/>
        <p>§. 15. Es &#x017F;agt Herr Johann George Do&#x0364;h-<lb/>
ler, in der Unter&#x017F;uchung des heut zu Tage u&#x0364;ber-<lb/>
hand nehmenden Geld- und Nahrungs-Man-<lb/>
gels <hi rendition="#aq">p.</hi> 65. Bey dem Studieren &#x017F;ind heutiges<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Tages</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[384/0404] Rectoribus, Conrectoribus und andern Schul-Collegen billich anbefehlen, daß ſie auf ihr Gewiſſen denen Eltern wiederrathen ſolten, diejenigen Kinder, an denen ſie merckten, daß ſie entweder keine Luſt oder Faͤhigkeit dazu haͤt- ten, nicht zum Studieren zu halten, ſondern ihnen diejenige Profeſſionen, darzu ſie ihre In- clination truͤge oder ſonſt geſchickt waͤren, ler- nen zu laſſen und wolten die Eltern dem unge- achtet dabey beharren, ſie verſpuͤrten aber, daß die Kinder ſich hierinnen nicht aͤnderten, ſo ſol- ten ſie dieſelbigen nicht laͤnger in der Schule behalten, ſondern ihren Eltern remittiren. Jch rede aber hier von denen, die in dem Chri- ſtenthum und uͤbrigen Stuͤcken, die einem je- den Menſchen noͤthig ſind, er mag leben in was vor einem Stande er will, ſchon zur Gnuͤge un- terrichtet und darbey von ſolchen Jahren und Verſtande, daß ſie ſich pruͤffen koͤnnen, zu wel- chen Metier ſie etwan geſchickt ſeyn oder Luſt haben moͤchten. Denn ſonſt duͤrfften die meiſten jungen Leute vorgeben, daß ſie ihre in- clination nicht antriebe, die Schulen zu beſu- chen. §. 15. Es ſagt Herr Johann George Doͤh- ler, in der Unterſuchung des heut zu Tage uͤber- hand nehmenden Geld- und Nahrungs-Man- gels p. 65. Bey dem Studieren ſind heutiges Tages

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/404
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/404>, abgerufen am 23.11.2024.