Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

§. 14. Ob nun gleich die Politic von denen
Herren Gelehrten, die philosophische Com-
pendia und Systemata geschrieben, und sie als
einen partem Philosophiae tractiret, sehr
schlecht excoliret worden, so haben dennoch un-
terschiedene andere gelehrte Leute, sonderlich
von dreyßig biß viertzig Jahren her, aller-
hand special-Materien, in welchen viel politi-
sche Observationes und Maximen unterge-
mischt seyn, und daraus unterschiedene gute zur
Staats-Klugheit gehörige Anmerckungen ge-
nommen werden können, abgehandelt, so, daß
diejenigen, die die Politic systematice tractiren,
und darbey reelle Sachen, die in dem menschli-
chen Leben zu gebrauchen sind, vorstellen wollen,
in den ietzigen Zeiten eher Gelegenheit haben,
aus unterschiedenen Schrifften allerhand da-
hin gehörige Materialien zu colligiren, denn in
den vorigen. Sonderlich haben auch die
Frantzosen und Jtaliäner, als welche in der-
gleichen Sachen gar geschickt und sinnreich
sind, unterschiedene Regeln, Reflexions und
politische Maximen geschrieben, dadurch die
Lehre der prudentiae privatae und publicae in
einem und andern erleichtert und erläutert
wird. Unter den Teutschen, die die gantze Leh-
re der Staats-Klugheit in einer Connexion
und auf eine brauchbare Art ausgeführet, sind

ihrer

§. 14. Ob nun gleich die Politic von denen
Herren Gelehrten, die philoſophiſche Com-
pendia und Syſtemata geſchrieben, und ſie als
einen partem Philoſophiæ tractiret, ſehr
ſchlecht excoliret worden, ſo haben dennoch un-
terſchiedene andere gelehrte Leute, ſonderlich
von dreyßig biß viertzig Jahren her, aller-
hand ſpecial-Materien, in welchen viel politi-
ſche Obſervationes und Maximen unterge-
miſcht ſeyn, und daraus unterſchiedene gute zur
Staats-Klugheit gehoͤrige Anmerckungen ge-
nommen werden koͤnnen, abgehandelt, ſo, daß
diejenigen, die die Politic ſyſtematice tractiren,
und darbey reelle Sachen, die in dem menſchli-
chen Leben zu gebrauchen ſind, vorſtellen wollen,
in den ietzigen Zeiten eher Gelegenheit haben,
aus unterſchiedenen Schrifften allerhand da-
hin gehoͤrige Materialien zu colligiren, denn in
den vorigen. Sonderlich haben auch die
Frantzoſen und Jtaliaͤner, als welche in der-
gleichen Sachen gar geſchickt und ſinnreich
ſind, unterſchiedene Regeln, Reflexions und
politiſche Maximen geſchrieben, dadurch die
Lehre der prudentiæ privatæ und publicæ in
einem und andern erleichtert und erlaͤutert
wird. Unter den Teutſchen, die die gantze Leh-
re der Staats-Klugheit in einer Connexion
und auf eine brauchbare Art ausgefuͤhret, ſind

ihrer

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0038" n="18"/>
        <fw place="top" type="header">
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </fw>
        <p>§. 14. Ob nun gleich die <hi rendition="#aq">Politic</hi> von denen<lb/>
Herren Gelehrten, die <hi rendition="#aq">philo&#x017F;ophi</hi>&#x017F;che <hi rendition="#aq">Com-<lb/>
pendia</hi> und <hi rendition="#aq">Sy&#x017F;temata</hi> ge&#x017F;chrieben, und &#x017F;ie als<lb/>
einen <hi rendition="#aq">partem Philo&#x017F;ophiæ tracti</hi>ret, &#x017F;ehr<lb/>
&#x017F;chlecht <hi rendition="#aq">excoli</hi>ret worden, &#x017F;o haben dennoch un-<lb/>
ter&#x017F;chiedene andere gelehrte Leute, &#x017F;onderlich<lb/>
von dreyßig biß viertzig Jahren her, aller-<lb/>
hand <hi rendition="#aq">&#x017F;pecial-</hi>Materien, in welchen viel politi-<lb/>
&#x017F;che <hi rendition="#aq">Ob&#x017F;ervationes</hi> und <hi rendition="#aq">Maxim</hi>en unterge-<lb/>
mi&#x017F;cht &#x017F;eyn, und daraus unter&#x017F;chiedene gute zur<lb/>
Staats-Klugheit geho&#x0364;rige Anmerckungen ge-<lb/>
nommen werden ko&#x0364;nnen, abgehandelt, &#x017F;o, daß<lb/>
diejenigen, die die <hi rendition="#aq">Politic &#x017F;y&#x017F;tematice tracti</hi>ren,<lb/>
und darbey <hi rendition="#aq">reelle</hi> Sachen, die in dem men&#x017F;chli-<lb/>
chen Leben zu gebrauchen &#x017F;ind, vor&#x017F;tellen wollen,<lb/>
in den ietzigen Zeiten eher Gelegenheit haben,<lb/>
aus unter&#x017F;chiedenen Schrifften allerhand da-<lb/>
hin geho&#x0364;rige <hi rendition="#aq">Materiali</hi>en zu <hi rendition="#aq">colligi</hi>ren, denn in<lb/>
den vorigen. Sonderlich haben auch die<lb/>
Frantzo&#x017F;en und Jtalia&#x0364;ner, als welche in der-<lb/>
gleichen Sachen gar ge&#x017F;chickt und &#x017F;innreich<lb/>
&#x017F;ind, unter&#x017F;chiedene Regeln, <hi rendition="#aq">Reflexions</hi> und<lb/>
politi&#x017F;che <hi rendition="#aq">Maxim</hi>en ge&#x017F;chrieben, dadurch die<lb/>
Lehre der <hi rendition="#aq">prudentiæ privatæ</hi> und <hi rendition="#aq">publicæ</hi> in<lb/>
einem und andern erleichtert und erla&#x0364;utert<lb/>
wird. Unter den Teut&#x017F;chen, die die gantze Leh-<lb/>
re der Staats-Klugheit in einer <hi rendition="#aq">Connexion</hi><lb/>
und auf eine brauchbare Art ausgefu&#x0364;hret, &#x017F;ind<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ihrer</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[18/0038] §. 14. Ob nun gleich die Politic von denen Herren Gelehrten, die philoſophiſche Com- pendia und Syſtemata geſchrieben, und ſie als einen partem Philoſophiæ tractiret, ſehr ſchlecht excoliret worden, ſo haben dennoch un- terſchiedene andere gelehrte Leute, ſonderlich von dreyßig biß viertzig Jahren her, aller- hand ſpecial-Materien, in welchen viel politi- ſche Obſervationes und Maximen unterge- miſcht ſeyn, und daraus unterſchiedene gute zur Staats-Klugheit gehoͤrige Anmerckungen ge- nommen werden koͤnnen, abgehandelt, ſo, daß diejenigen, die die Politic ſyſtematice tractiren, und darbey reelle Sachen, die in dem menſchli- chen Leben zu gebrauchen ſind, vorſtellen wollen, in den ietzigen Zeiten eher Gelegenheit haben, aus unterſchiedenen Schrifften allerhand da- hin gehoͤrige Materialien zu colligiren, denn in den vorigen. Sonderlich haben auch die Frantzoſen und Jtaliaͤner, als welche in der- gleichen Sachen gar geſchickt und ſinnreich ſind, unterſchiedene Regeln, Reflexions und politiſche Maximen geſchrieben, dadurch die Lehre der prudentiæ privatæ und publicæ in einem und andern erleichtert und erlaͤutert wird. Unter den Teutſchen, die die gantze Leh- re der Staats-Klugheit in einer Connexion und auf eine brauchbare Art ausgefuͤhret, ſind ihrer

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/38
Zitationshilfe:	Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/38>, abgerufen am 01.05.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.