Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



sen, oder daß dieselbe sonst in dem Reich und
Fürstenthum nicht Herkommens ist.

§. 7. Jm übrigen könte gefragt werden,
ob die durch menschliche Facta constituirte
Vormundschafft des Reichs denen bürgerli-
chen Gesetzen unterworffen sey, da der Pupille,
deßen Vormundschafft geführet wird, davon
frey ist? Nun ist zwar ein gewaltiger Unter-
scheid unter dem Rechte, so in Ansehung des
Vormunds und des Pupillen, und den, so in
Ansehung des Pupillen und seiner Unterthanen
oder auch andern Statt hat. Das erstere,
so bey dem Vormund und dem Pupillen vor-
kommt, ist nach den bürgerlichen Rechten zu
determiniren, und die Vormundschafft dar-
nach zu führen, indem den Vormündern die
höchste Gewalt in der Republic nicht zustehet,
sondern sie nur administriren und unterthan
sind. Nun sind aber unstreitig alle Hand-
lungen der Unterthanen den bürgerlichen Gese-
tzen unterworffen, es müste denn in einigen
Reichs-Gesetzen und Observanzen in einem
und andern etwas erlassen seyn, als wie die
Caution &c. daß Inventaria verfertiget wer-
den, ist deswegen nicht nöthig, weil dergleichen
Specificationes schon in den Collegiis und
Archivis verfertiget und verwahret da liegen,
die durch öffentliche Autorität in Ordnung ge-

bracht



ſen, oder daß dieſelbe ſonſt in dem Reich und
Fuͤrſtenthum nicht Herkommens iſt.

§. 7. Jm uͤbrigen koͤnte gefragt werden,
ob die durch menſchliche Facta conſtituirte
Vormundſchafft des Reichs denen buͤrgerli-
chen Geſetzen unterworffen ſey, da der Pupille,
deßen Vormundſchafft gefuͤhret wird, davon
frey iſt? Nun iſt zwar ein gewaltiger Unter-
ſcheid unter dem Rechte, ſo in Anſehung des
Vormunds und des Pupillen, und den, ſo in
Anſehung des Pupillen und ſeiner Unterthanen
oder auch andern Statt hat. Das erſtere,
ſo bey dem Vormund und dem Pupillen vor-
kommt, iſt nach den buͤrgerlichen Rechten zu
determiniren, und die Vormundſchafft dar-
nach zu fuͤhren, indem den Vormuͤndern die
hoͤchſte Gewalt in der Republic nicht zuſtehet,
ſondern ſie nur adminiſtriren und unterthan
ſind. Nun ſind aber unſtreitig alle Hand-
lungen der Unterthanen den buͤrgerlichen Geſe-
tzen unterworffen, es muͤſte denn in einigen
Reichs-Geſetzen und Obſervanzen in einem
und andern etwas erlaſſen ſeyn, als wie die
Caution &c. daß Inventaria verfertiget wer-
den, iſt deswegen nicht noͤthig, weil dergleichen
Specificationes ſchon in den Collegiis und
Archivis verfertiget und verwahret da liegen,
die durch oͤffentliche Autoritaͤt in Ordnung ge-

bracht
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0244" n="224"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> &#x017F;en, oder daß die&#x017F;elbe &#x017F;on&#x017F;t in dem Reich und<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;tenthum nicht Herkommens i&#x017F;t.</p><lb/>
        <p>§. 7. Jm u&#x0364;brigen ko&#x0364;nte gefragt werden,<lb/>
ob die durch men&#x017F;chliche <hi rendition="#aq">Facta con&#x017F;titui</hi>rte<lb/>
Vormund&#x017F;chafft des Reichs denen bu&#x0364;rgerli-<lb/>
chen Ge&#x017F;etzen unterworffen &#x017F;ey, da der <hi rendition="#aq">Pupille,</hi><lb/>
deßen Vormund&#x017F;chafft gefu&#x0364;hret wird, davon<lb/>
frey i&#x017F;t? Nun i&#x017F;t zwar ein gewaltiger Unter-<lb/>
&#x017F;cheid unter dem Rechte, &#x017F;o in An&#x017F;ehung des<lb/>
Vormunds und des <hi rendition="#aq">Pupill</hi>en, und den, &#x017F;o in<lb/>
An&#x017F;ehung des <hi rendition="#aq">Pupill</hi>en und &#x017F;einer Unterthanen<lb/>
oder auch andern Statt hat. Das er&#x017F;tere,<lb/>
&#x017F;o bey dem Vormund und dem <hi rendition="#aq">Pupill</hi>en vor-<lb/>
kommt, i&#x017F;t nach den bu&#x0364;rgerlichen Rechten zu<lb/><hi rendition="#aq">determinir</hi>en, und die Vormund&#x017F;chafft dar-<lb/>
nach zu fu&#x0364;hren, indem den Vormu&#x0364;ndern die<lb/>
ho&#x0364;ch&#x017F;te Gewalt in der Republic nicht zu&#x017F;tehet,<lb/>
&#x017F;ondern &#x017F;ie nur <hi rendition="#aq">admini&#x017F;trir</hi>en und unterthan<lb/>
&#x017F;ind. Nun &#x017F;ind aber un&#x017F;treitig alle Hand-<lb/>
lungen der Unterthanen den bu&#x0364;rgerlichen Ge&#x017F;e-<lb/>
tzen unterworffen, es mu&#x0364;&#x017F;te denn in einigen<lb/>
Reichs-Ge&#x017F;etzen und <hi rendition="#aq">Ob&#x017F;ervanz</hi>en in einem<lb/>
und andern etwas erla&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eyn, als wie die<lb/><hi rendition="#aq">Caution &amp;c.</hi> daß <hi rendition="#aq">Inventaria</hi> verfertiget wer-<lb/>
den, i&#x017F;t deswegen nicht no&#x0364;thig, weil dergleichen<lb/><hi rendition="#aq">Specificationes</hi> &#x017F;chon in den <hi rendition="#aq">Collegiis</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">Archivis</hi> verfertiget und verwahret da liegen,<lb/>
die durch o&#x0364;ffentliche <hi rendition="#aq">Autorit</hi>a&#x0364;t in Ordnung ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">bracht</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[224/0244] ſen, oder daß dieſelbe ſonſt in dem Reich und Fuͤrſtenthum nicht Herkommens iſt. §. 7. Jm uͤbrigen koͤnte gefragt werden, ob die durch menſchliche Facta conſtituirte Vormundſchafft des Reichs denen buͤrgerli- chen Geſetzen unterworffen ſey, da der Pupille, deßen Vormundſchafft gefuͤhret wird, davon frey iſt? Nun iſt zwar ein gewaltiger Unter- ſcheid unter dem Rechte, ſo in Anſehung des Vormunds und des Pupillen, und den, ſo in Anſehung des Pupillen und ſeiner Unterthanen oder auch andern Statt hat. Das erſtere, ſo bey dem Vormund und dem Pupillen vor- kommt, iſt nach den buͤrgerlichen Rechten zu determiniren, und die Vormundſchafft dar- nach zu fuͤhren, indem den Vormuͤndern die hoͤchſte Gewalt in der Republic nicht zuſtehet, ſondern ſie nur adminiſtriren und unterthan ſind. Nun ſind aber unſtreitig alle Hand- lungen der Unterthanen den buͤrgerlichen Geſe- tzen unterworffen, es muͤſte denn in einigen Reichs-Geſetzen und Obſervanzen in einem und andern etwas erlaſſen ſeyn, als wie die Caution &c. daß Inventaria verfertiget wer- den, iſt deswegen nicht noͤthig, weil dergleichen Specificationes ſchon in den Collegiis und Archivis verfertiget und verwahret da liegen, die durch oͤffentliche Autoritaͤt in Ordnung ge- bracht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/244
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/244>, abgerufen am 23.11.2024.