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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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Nach diesen Principiis düncket uns freylich
wunderlich, wenn einer über alle seine Güter
und Recht disponiret, und doch nur Stück-
weise das Testament gemacht hätte. Daher
kan auch ein Soldat, der sich des Völcker-
Rechts bedienet, pro parte testiren. Und
also kan eine allgemeine Regel gemacht wer-
den, daß die Landes-Fürsten eben wie die Sol-
daten ihre Testamente verfertigen können.
Denn sie gebrauchen sich nur des Völcker-
Rechts, iedoch ist in diesem Stück einige Dif-
ferenz,
daß die Regenten ihre Printzen nicht
excludiren können, ob gleich den Soldaten die
Enterbung ihrer Söhne erlaubt. Jm übri-
gen verstehet sich von selbst, daß dem Völcker-
Recht nach weder die Anzahl noch die Ersu-
chung und Invitirung der Zeugen noch ein Con-
text,
in welchen das Testament nacheinander
gemachet worden, erfordert werde.

§. 13. Nun ist noch übrig, daß wir unter-
suchen, über welche Sachen die Fürsten Testa-
mente verfertigen können. Vor allen Din-
gen sind hierbey ihre Privat-Güter von den
Gütern der Fürstenthümer wohl von einander
zu sondern. Von diesen können sie niemahls
Testaments-Weise etwas verordnen, von je-
nem aber allezeit. Jene heissen die Domai-
nen, diese aber die Cron-Güter. Ein Landes-

Fürst



Nach dieſen Principiis duͤncket uns freylich
wunderlich, wenn einer uͤber alle ſeine Guͤter
und Recht diſponiret, und doch nur Stuͤck-
weiſe das Teſtament gemacht haͤtte. Daher
kan auch ein Soldat, der ſich des Voͤlcker-
Rechts bedienet, pro parte teſtiren. Und
alſo kan eine allgemeine Regel gemacht wer-
den, daß die Landes-Fuͤrſten eben wie die Sol-
daten ihre Teſtamente verfertigen koͤnnen.
Denn ſie gebrauchen ſich nur des Voͤlcker-
Rechts, iedoch iſt in dieſem Stuͤck einige Dif-
ferenz,
daß die Regenten ihre Printzen nicht
excludiren koͤnnen, ob gleich den Soldaten die
Enterbung ihrer Soͤhne erlaubt. Jm uͤbri-
gen verſtehet ſich von ſelbſt, daß dem Voͤlcker-
Recht nach weder die Anzahl noch die Erſu-
chung und Invitirung der Zeugen noch ein Con-
text,
in welchen das Teſtament nacheinander
gemachet worden, erfordert werde.

§. 13. Nun iſt noch uͤbrig, daß wir unter-
ſuchen, uͤber welche Sachen die Fuͤrſten Teſta-
mente verfertigen koͤnnen. Vor allen Din-
gen ſind hierbey ihre Privat-Guͤter von den
Guͤtern der Fuͤrſtenthuͤmer wohl von einander
zu ſondern. Von dieſen koͤnnen ſie niemahls
Teſtaments-Weiſe etwas verordnen, von je-
nem aber allezeit. Jene heiſſen die Domai-
nen, dieſe aber die Cron-Guͤter. Ein Landes-

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[180/0200] Nach dieſen Principiis duͤncket uns freylich wunderlich, wenn einer uͤber alle ſeine Guͤter und Recht diſponiret, und doch nur Stuͤck- weiſe das Teſtament gemacht haͤtte. Daher kan auch ein Soldat, der ſich des Voͤlcker- Rechts bedienet, pro parte teſtiren. Und alſo kan eine allgemeine Regel gemacht wer- den, daß die Landes-Fuͤrſten eben wie die Sol- daten ihre Teſtamente verfertigen koͤnnen. Denn ſie gebrauchen ſich nur des Voͤlcker- Rechts, iedoch iſt in dieſem Stuͤck einige Dif- ferenz, daß die Regenten ihre Printzen nicht excludiren koͤnnen, ob gleich den Soldaten die Enterbung ihrer Soͤhne erlaubt. Jm uͤbri- gen verſtehet ſich von ſelbſt, daß dem Voͤlcker- Recht nach weder die Anzahl noch die Erſu- chung und Invitirung der Zeugen noch ein Con- text, in welchen das Teſtament nacheinander gemachet worden, erfordert werde. §. 13. Nun iſt noch uͤbrig, daß wir unter- ſuchen, uͤber welche Sachen die Fuͤrſten Teſta- mente verfertigen koͤnnen. Vor allen Din- gen ſind hierbey ihre Privat-Guͤter von den Guͤtern der Fuͤrſtenthuͤmer wohl von einander zu ſondern. Von dieſen koͤnnen ſie niemahls Teſtaments-Weiſe etwas verordnen, von je- nem aber allezeit. Jene heiſſen die Domai- nen, dieſe aber die Cron-Guͤter. Ein Landes- Fuͤrſt

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/200>, abgerufen am 22.11.2024.