er aus einer iedweden Successions-Reihe den ersten und letzten weiß, so hat er schon die Con- nexion der gantzen Historie inne, und ist es ei- ne überflüßige Sache, wenn der Printz nicht ein sehr gutes Gedächtniß und sonst grosse Lust an dem Studio Historico findet, daß er alle die Thaten der Regenten aus der alten, mittlern und neuen Historie wissen soll, ein anders ists, wenn einer von den Regenten aus einer gewis- sen Linie sich sonderlich signalisiret und berühmt gemacht, als den man auch billig zu mercken hat.
§. 21. Bey Lesung der Historien muß der Hof-Meister allezeit, wenn er solche mit dem Printzen durchgehet, darüber moralisiren und ihm zeigen, wie er aus den Actionen der Re- genten die Regeln der Klugheit heraus ziehen soll, iedoch allezeit auch anweisen, in wie weit sich dieselben bey andern Personen an andern Orten und zu andern Zeiten wegen der discre- panten Umstände appliciren lassen oder nicht, und was der Printz einmahl in seiner Regie- rung imitiren, was er aber vermeiden solte und könte. Jch halte davor, daß es besser ist, an Statt die Historie der alten und mittlern Zei- ten anderer Reiche durchzustudieren, wenn ein Printz sich um den neuesten Staat und die Re- giments-Verfassung anderer Provintzien und
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er aus einer iedweden Succeſſions-Reihe den erſten und letzten weiß, ſo hat er ſchon die Con- nexion der gantzen Hiſtorie inne, und iſt es ei- ne uͤberfluͤßige Sache, wenn der Printz nicht ein ſehr gutes Gedaͤchtniß und ſonſt groſſe Luſt an dem Studio Hiſtorico findet, daß er alle die Thaten der Regenten aus der alten, mittlern und neuen Hiſtorie wiſſen ſoll, ein anders iſts, wenn einer von den Regenten aus einer gewiſ- ſen Linie ſich ſonderlich ſignaliſiret und beruͤhmt gemacht, als den man auch billig zu mercken hat.
§. 21. Bey Leſung der Hiſtorien muß der Hof-Meiſter allezeit, wenn er ſolche mit dem Printzen durchgehet, daruͤber moraliſiren und ihm zeigen, wie er aus den Actionen der Re- genten die Regeln der Klugheit heraus ziehen ſoll, iedoch allezeit auch anweiſen, in wie weit ſich dieſelben bey andern Perſonen an andern Orten und zu andern Zeiten wegen der diſcre- panten Umſtaͤnde appliciren laſſen oder nicht, und was der Printz einmahl in ſeiner Regie- rung imitiren, was er aber vermeiden ſolte und koͤnte. Jch halte davor, daß es beſſer iſt, an Statt die Hiſtoꝛie der alten und mittlern Zei- ten anderer Reiche durchzuſtudieren, wenn ein Printz ſich um den neueſten Staat und die Re- giments-Verfaſſung anderer Provintzien und
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er aus einer iedweden Succeſſions-Reihe den
erſten und letzten weiß, ſo hat er ſchon die Con-
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ne uͤberfluͤßige Sache, wenn der Printz nicht
ein ſehr gutes Gedaͤchtniß und ſonſt groſſe Luſt
an dem Studio Hiſtorico findet, daß er alle die
Thaten der Regenten aus der alten, mittlern
und neuen Hiſtorie wiſſen ſoll, ein anders iſts,
wenn einer von den Regenten aus einer gewiſ-
ſen Linie ſich ſonderlich ſignaliſiret und beruͤhmt
gemacht, als den man auch billig zu mercken
hat.
§. 21. Bey Leſung der Hiſtorien muß der
Hof-Meiſter allezeit, wenn er ſolche mit dem
Printzen durchgehet, daruͤber moraliſiren und
ihm zeigen, wie er aus den Actionen der Re-
genten die Regeln der Klugheit heraus ziehen
ſoll, iedoch allezeit auch anweiſen, in wie weit
ſich dieſelben bey andern Perſonen an andern
Orten und zu andern Zeiten wegen der diſcre-
panten Umſtaͤnde appliciren laſſen oder nicht,
und was der Printz einmahl in ſeiner Regie-
rung imitiren, was er aber vermeiden ſolte
und koͤnte. Jch halte davor, daß es beſſer iſt,
an Statt die Hiſtoꝛie der alten und mittlern Zei-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/181>, abgerufen am 24.11.2024.
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