Kaufmannschafft getrieben, wie aus des Mon- sieur de la Mothe le Vayex Tractate de la Marchandise zu ersehen, und Künste und Professiones selbst erlernet. So kan auch nicht absehen, wie es dem Caractere eines Für- sten zuwider seyn würde, wenn er eine genauere Erkänntniß dieser Sachen hätte. Solche Arbeit könte einem Printzen gar vorträglich seyn, denn er würde nicht allein geschickt wer- den, das Commercien-Wesen in seinem Lande zu befördern, sondern auch manchen Betrug interessirter Kauf-Leute und ungetreuer Be- dienten zu entgehen. Der berühmte Wa- genseil vermahnet in seiner Belehrung eines Printzen, der vor allen Studiren einen Abscheu hat, seinen jungen Printz mit folgenden Wor- ten: Derowegen, Printz! gebt fleißig Acht, wenn etwas gekaufft wird, was man dafür zahlet, erkundiget euch bey andern, so offt es seyn kan, wie sie ihre Sachen eingehandelt, da- mit ihr verstehet, was im Kauffe gänge, gäbe und billig ist, außer dem Verlust, den ein un- berichteter Käuffer leidet, trägt er sowohl von andern, als von dem Verkäuffer selbst, Spott und Hohn davon.
§. 14. Das vornehmste Buch, daraus ein Printz zu dem Cameral-Studio angeführet werden kan, ist eine recht vollkommene specielle
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Kaufmannſchafft getrieben, wie aus des Mon- ſieur de la Mothe le Vayex Tractate de la Marchandiſe zu erſehen, und Kuͤnſte und Profeſſiones ſelbſt erlernet. So kan auch nicht abſehen, wie es dem Caractére eines Fuͤr- ſten zuwider ſeyn wuͤrde, wenn er eine genauere Erkaͤnntniß dieſer Sachen haͤtte. Solche Arbeit koͤnte einem Printzen gar vortraͤglich ſeyn, denn er wuͤrde nicht allein geſchickt wer- den, das Commercien-Weſen in ſeinem Lande zu befoͤrdern, ſondern auch manchen Betrug intereſſirter Kauf-Leute und ungetreuer Be- dienten zu entgehen. Der beruͤhmte Wa- genſeil vermahnet in ſeiner Belehrung eines Printzen, der vor allen Studiren einen Abſcheu hat, ſeinen jungen Printz mit folgenden Wor- ten: Derowegen, Printz! gebt fleißig Acht, wenn etwas gekaufft wird, was man dafuͤr zahlet, erkundiget euch bey andern, ſo offt es ſeyn kan, wie ſie ihre Sachen eingehandelt, da- mit ihr verſtehet, was im Kauffe gaͤnge, gaͤbe und billig iſt, außer dem Verluſt, den ein un- berichteter Kaͤuffer leidet, traͤgt er ſowohl von andern, als von dem Verkaͤuffer ſelbſt, Spott und Hohn davon.
§. 14. Das vornehmſte Buch, daraus ein Printz zu dem Cameral-Studio angefuͤhret werden kan, iſt eine recht vollkom̃ene ſpecielle
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Kaufmannſchafft getrieben, wie aus des Mon-
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Marchandiſe zu erſehen, und Kuͤnſte und
Profeſſiones ſelbſt erlernet. So kan auch
nicht abſehen, wie es dem Caractére eines Fuͤr-
ſten zuwider ſeyn wuͤrde, wenn er eine genauere
Erkaͤnntniß dieſer Sachen haͤtte. Solche
Arbeit koͤnte einem Printzen gar vortraͤglich
ſeyn, denn er wuͤrde nicht allein geſchickt wer-
den, das Commercien-Weſen in ſeinem Lande
zu befoͤrdern, ſondern auch manchen Betrug
intereſſirter Kauf-Leute und ungetreuer Be-
dienten zu entgehen. Der beruͤhmte Wa-
genſeil vermahnet in ſeiner Belehrung eines
Printzen, der vor allen Studiren einen Abſcheu
hat, ſeinen jungen Printz mit folgenden Wor-
ten: Derowegen, Printz! gebt fleißig Acht,
wenn etwas gekaufft wird, was man dafuͤr
zahlet, erkundiget euch bey andern, ſo offt es
ſeyn kan, wie ſie ihre Sachen eingehandelt, da-
mit ihr verſtehet, was im Kauffe gaͤnge, gaͤbe
und billig iſt, außer dem Verluſt, den ein un-
berichteter Kaͤuffer leidet, traͤgt er ſowohl von
andern, als von dem Verkaͤuffer ſelbſt, Spott
und Hohn davon.
§. 14. Das vornehmſte Buch, daraus ein
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/169>, abgerufen am 25.11.2024.
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