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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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Taffel halte, und fleißig tractire, indem solches
nicht allein zum Splendeur des Principalen ge-
reicht, und zur Observanz schon bereits gediehen,
sondern auch ein bequemes Mittel ist, in unter-
schiedenen Stücken den Haupt-Zweck der Am-
bassade
zu befördern. Es können bey einem Gläß-
gen Wein und der Mahlzeit, da die Leute insge-
mein gutes humeurs und treuhertzig sind, manche
Sachen erfahren werden, die vielleicht in der ge-
heimesten Conferenz nicht entdecket werden. Es
sind die Gast-Gebothe ein gar bequemes Mittel,
Freundschafft zu stifften und zu unterhalten; sind
gleich gute Freunde, die auf die Art gemacht wer-
den, nicht allezeit die allervertrautesten und be-
ständigsten, so ist doch eine solche grosse Treue und
Beständigkeit nicht allezeit nöthig, sondern eine
mit einer gewissen Gefälligkeit vergesellschafftete
Connoissance ist bey dergleichen Negocen offt zu
unterschiedenen Absichten gar dienlich.

§. 24. Es hat sich ein Landes-Herr bey den
Vollmachten und Instructionen seiner Ministres
in Acht zu nehmen, daß er ihnen nicht, wenn er ih-
rer Treue nicht vollkommen versichert, zumahl in
wichtigen Sachen, solch frey pouvoir oder allzu
generale Vollmachten ertheile, daß ihm dadurch
praejudiciret werden könte. Hingegen hat er sich
auch zu hüten, daß er nicht dasjenige, worzu er
durch seinen Ministre instruiret, hernach, wenn er
sich etwan anders besinnet, wieder revocire, und
seinen Abgesandten hierdurch beschimpffe oder
verdrießlich mache, als ob er wider Pflicht und
Instruction gehandelt, da er doch die Gräntzen der

Voll-



Taffel halte, und fleißig tractire, indem ſolches
nicht allein zum Splendeur des Principalen ge-
reicht, und zur Obſervanz ſchon bereits gediehen,
ſondern auch ein bequemes Mittel iſt, in unter-
ſchiedenen Stuͤcken den Haupt-Zweck der Am-
baſſade
zu befoͤrdern. Es koͤnnen bey einem Glaͤß-
gen Wein und der Mahlzeit, da die Leute insge-
mein gutes humeurs und treuhertzig ſind, manche
Sachen erfahren werden, die vielleicht in der ge-
heimeſten Conferenz nicht entdecket werden. Es
ſind die Gaſt-Gebothe ein gar bequemes Mittel,
Freundſchafft zu ſtifften und zu unterhalten; ſind
gleich gute Freunde, die auf die Art gemacht wer-
den, nicht allezeit die allervertrauteſten und be-
ſtaͤndigſten, ſo iſt doch eine ſolche groſſe Treue und
Beſtaͤndigkeit nicht allezeit noͤthig, ſondern eine
mit einer gewiſſen Gefaͤlligkeit vergeſellſchafftete
Connoiſſance iſt bey dergleichen Negocen offt zu
unterſchiedenen Abſichten gar dienlich.

§. 24. Es hat ſich ein Landes-Herr bey den
Vollmachten und Inſtructionen ſeiner Miniſtres
in Acht zu nehmen, daß er ihnen nicht, wenn er ih-
rer Treue nicht vollkommen verſichert, zumahl in
wichtigen Sachen, ſolch frey pouvoir oder allzu
generale Vollmachten ertheile, daß ihm dadurch
præjudiciret werden koͤnte. Hingegen hat er ſich
auch zu huͤten, daß er nicht dasjenige, worzu er
durch ſeinen Miniſtre inſtruiret, hernach, wenn er
ſich etwan anders beſinnet, wieder revocire, und
ſeinen Abgeſandten hierdurch beſchimpffe oder
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Inſtruction gehandelt, da er doch die Graͤntzen der

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[1452[1472]/1492] Taffel halte, und fleißig tractire, indem ſolches nicht allein zum Splendeur des Principalen ge- reicht, und zur Obſervanz ſchon bereits gediehen, ſondern auch ein bequemes Mittel iſt, in unter- ſchiedenen Stuͤcken den Haupt-Zweck der Am- baſſade zu befoͤrdern. Es koͤnnen bey einem Glaͤß- gen Wein und der Mahlzeit, da die Leute insge- mein gutes humeurs und treuhertzig ſind, manche Sachen erfahren werden, die vielleicht in der ge- heimeſten Conferenz nicht entdecket werden. Es ſind die Gaſt-Gebothe ein gar bequemes Mittel, Freundſchafft zu ſtifften und zu unterhalten; ſind gleich gute Freunde, die auf die Art gemacht wer- den, nicht allezeit die allervertrauteſten und be- ſtaͤndigſten, ſo iſt doch eine ſolche groſſe Treue und Beſtaͤndigkeit nicht allezeit noͤthig, ſondern eine mit einer gewiſſen Gefaͤlligkeit vergeſellſchafftete Connoiſſance iſt bey dergleichen Negocen offt zu unterſchiedenen Abſichten gar dienlich. §. 24. Es hat ſich ein Landes-Herr bey den Vollmachten und Inſtructionen ſeiner Miniſtres in Acht zu nehmen, daß er ihnen nicht, wenn er ih- rer Treue nicht vollkommen verſichert, zumahl in wichtigen Sachen, ſolch frey pouvoir oder allzu generale Vollmachten ertheile, daß ihm dadurch præjudiciret werden koͤnte. Hingegen hat er ſich auch zu huͤten, daß er nicht dasjenige, worzu er durch ſeinen Miniſtre inſtruiret, hernach, wenn er ſich etwan anders beſinnet, wieder revocire, und ſeinen Abgeſandten hierdurch beſchimpffe oder verdrießlich mache, als ob er wider Pflicht und Inſtruction gehandelt, da er doch die Graͤntzen der Voll-

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1452[1472]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1492>, abgerufen am 24.11.2024.