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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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den Unterthanen, die zum Praejudiz ihres Landes-
Herrn eine Rebellion angerichtet, in ein Bünd-
niß einlasse, oder ihnen sonst weder directe noch
indirecte hierbey Vorschub leiste noch assistire, in-
dem ein Landes-Herr nicht allein vor der erbaren
Welt durch dergleichen ihm unanständige Con-
duite
seiner Reputation gewaltig praejudiciret, son-
dern auch wider sein eigen Interesse handelt, sinte-
mahl er hernach besorgen muß, daß auch seine Un-
terthanen, wenn sie mit seiner Regierung nicht recht
wohl zufrieden sind, wider ihn conspiriren, und
vermeynen eben die Raison zu haben, die ihn ange-
trieben, daß er eines andern Potentaten Unter-
thanen zur Rebellion entweder animiret, oder doch
dieselbigen fomentiret. Zu dem so bestrafft auch
gemeiniglich der grosse GOtt dergleichen unge-
rechte Facta mit Fluch und Unseegen, daß sie weder
bey diesen noch andern ihren Unternehmungen
hernachmahls Succeß zu erwarten haben.

§. 16. Damit die Allianzen desto fester und ge-
nauer gehalten werden mögen, so ist wohl gethan,
wenn entweder ein mächtiger Potentate, der nicht
in dem Bündniß mit eingeschlossen, die Guarantie
deshalben über sich nimmet, und hernach demjeni-
gen, der Bund-brüchig wird, auf den Leib gehet,
oder wenn bey den Triple-Allianzen zwey Staaten
sich vergleichen, den dritten, wenn er von der de-
terminir
ten Zeit oder geendigten Kriege die Allianz
solvi
ren, und etwa einen Patticulier-Frieden schlies-
sen wolte, als Feind zu tractiren, und ihn sämtlich
anzufallen. Denn sonst erweisen die alten und
neuen Geschichte, daß die Bündnisse nicht alle-

zeit



den Unterthanen, die zum Præjudiz ihres Landes-
Herrn eine Rebellion angerichtet, in ein Buͤnd-
niß einlaſſe, oder ihnen ſonſt weder directe noch
indirecte hierbey Vorſchub leiſte noch asſiſtire, in-
dem ein Landes-Herr nicht allein vor der erbaren
Welt durch dergleichen ihm unanſtaͤndige Con-
duite
ſeiner Reputation gewaltig præjudiciret, ſon-
dern auch wider ſein eigen Intereſſe handelt, ſinte-
mahl er hernach beſorgen muß, daß auch ſeine Un-
terthanen, weñ ſie mit ſeiner Regierung nicht recht
wohl zufrieden ſind, wider ihn conſpiriren, und
vermeynen eben die Raiſon zu haben, die ihn ange-
trieben, daß er eines andern Potentaten Unter-
thanen zur Rebellion entweder animiret, oder doch
dieſelbigen fomentiret. Zu dem ſo beſtrafft auch
gemeiniglich der groſſe GOtt dergleichen unge-
rechte Facta mit Fluch und Unſeegen, daß ſie weder
bey dieſen noch andern ihren Unternehmungen
hernachmahls Succeß zu erwarten haben.

§. 16. Damit die Allianzen deſto feſter und ge-
nauer gehalten werden moͤgen, ſo iſt wohl gethan,
wenn entweder ein maͤchtiger Potentate, der nicht
in dem Buͤndniß mit eingeſchloſſen, die Guarantie
deshalben uͤber ſich nimmet, und hernach demjeni-
gen, der Bund-bruͤchig wird, auf den Leib gehet,
oder wenn bey den Triple-Allianzen zwey Staaten
ſich vergleichen, den dritten, wenn er von der de-
terminir
ten Zeit oder geendigten Kriege die Allianz
ſolvi
ren, und etwa einen Patticulier-Fꝛieden ſchlieſ-
ſen wolte, als Feind zu tractiren, und ihn ſaͤmtlich
anzufallen. Denn ſonſt erweiſen die alten und
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[1454/1474] den Unterthanen, die zum Præjudiz ihres Landes- Herrn eine Rebellion angerichtet, in ein Buͤnd- niß einlaſſe, oder ihnen ſonſt weder directe noch indirecte hierbey Vorſchub leiſte noch asſiſtire, in- dem ein Landes-Herr nicht allein vor der erbaren Welt durch dergleichen ihm unanſtaͤndige Con- duite ſeiner Reputation gewaltig præjudiciret, ſon- dern auch wider ſein eigen Intereſſe handelt, ſinte- mahl er hernach beſorgen muß, daß auch ſeine Un- terthanen, weñ ſie mit ſeiner Regierung nicht recht wohl zufrieden ſind, wider ihn conſpiriren, und vermeynen eben die Raiſon zu haben, die ihn ange- trieben, daß er eines andern Potentaten Unter- thanen zur Rebellion entweder animiret, oder doch dieſelbigen fomentiret. Zu dem ſo beſtrafft auch gemeiniglich der groſſe GOtt dergleichen unge- rechte Facta mit Fluch und Unſeegen, daß ſie weder bey dieſen noch andern ihren Unternehmungen hernachmahls Succeß zu erwarten haben. §. 16. Damit die Allianzen deſto feſter und ge- nauer gehalten werden moͤgen, ſo iſt wohl gethan, wenn entweder ein maͤchtiger Potentate, der nicht in dem Buͤndniß mit eingeſchloſſen, die Guarantie deshalben uͤber ſich nimmet, und hernach demjeni- gen, der Bund-bruͤchig wird, auf den Leib gehet, oder wenn bey den Triple-Allianzen zwey Staaten ſich vergleichen, den dritten, wenn er von der de- terminirten Zeit oder geendigten Kriege die Allianz ſolviren, und etwa einen Patticulier-Fꝛieden ſchlieſ- ſen wolte, als Feind zu tractiren, und ihn ſaͤmtlich anzufallen. Denn ſonſt erweiſen die alten und neuen Geſchichte, daß die Buͤndniſſe nicht alle- zeit

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1454. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1474>, abgerufen am 23.11.2024.