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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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müssen offt crepiren, und bekommen keine. Es
werden aber jene diesen nicht selten vorgezogen,
weil sie mit denenjenigen, die die Austheilung der
Stipendien zu besorgen haben, nahe befreundet
sind, die andern hingegen nicht.

§. 14. Jm übrigen nehmen sich Christliche und
gewissenhaffte Regenten wohl in Acht, daß sie alle
diejenigen Gelder, die einmahl ad pias causas de-
stini
ret sind, zu keinem andern Endzweck em-
ployi
ren, als den die Stiffter derselben einmahl
intendiret haben, und sie auch in dem grösten
Nothfall nicht angreiffen, es müste denn seyn,
daß sie gewiß wüsten, daß sie innerhalb einer ge-
wissen Zeit dieselben könten und wolten restitui-
ren. Sie sehen sich auch vor, daß sie die ad pias
causas
gewidmeten Gelder keinen andern Perso-
nen auszahlen, als der Intention derer Fundato-
rum
gemäß ist, und halten davor, daß sie sich
des Fluches, der darauf geleget ist, sonsten theil-
hafftig machen würden.

§. 14. Unter denen Bettlern pflegen auch die
Conversi eine Stelle zu haben. Weilen solche
aber öffters mehr um leiblicher denn geistlicher
Absicht und eben also, wie es bey denen, so von
unserer Religion abtreten, pfleget herzugehen,
das Kloster verlassen, und zu unserm Glauben sich
wenden, so möchte selbigen zu desto mehrer Prü-
fung, wes Geistes Kinder sie sind, bey der Rece-

ption



muͤſſen offt crepiren, und bekommen keine. Es
werden aber jene dieſen nicht ſelten vorgezogen,
weil ſie mit denenjenigen, die die Austheilung der
Stipendien zu beſorgen haben, nahe befreundet
ſind, die andern hingegen nicht.

§. 14. Jm uͤbrigen nehmen ſich Chriſtliche und
gewiſſenhaffte Regenten wohl in Acht, daß ſie alle
diejenigen Gelder, die einmahl ad pias cauſas de-
ſtini
ret ſind, zu keinem andern Endzweck em-
ployi
ren, als den die Stiffter derſelben einmahl
intendiret haben, und ſie auch in dem groͤſten
Nothfall nicht angreiffen, es muͤſte denn ſeyn,
daß ſie gewiß wuͤſten, daß ſie innerhalb einer ge-
wiſſen Zeit dieſelben koͤnten und wolten reſtitui-
ren. Sie ſehen ſich auch vor, daß ſie die ad pias
cauſas
gewidmeten Gelder keinen andern Perſo-
nen auszahlen, als der Intention derer Fundato-
rum
gemaͤß iſt, und halten davor, daß ſie ſich
des Fluches, der darauf geleget iſt, ſonſten theil-
hafftig machen wuͤrden.

§. 14. Unter denen Bettlern pflegen auch die
Converſi eine Stelle zu haben. Weilen ſolche
aber oͤffters mehr um leiblicher denn geiſtlicher
Abſicht und eben alſo, wie es bey denen, ſo von
unſerer Religion abtreten, pfleget herzugehen,
das Kloſter verlaſſen, und zu unſerm Glauben ſich
wenden, ſo moͤchte ſelbigen zu deſto mehrer Pruͤ-
fung, wes Geiſtes Kinder ſie ſind, bey der Rece-

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[1316/1336] muͤſſen offt crepiren, und bekommen keine. Es werden aber jene dieſen nicht ſelten vorgezogen, weil ſie mit denenjenigen, die die Austheilung der Stipendien zu beſorgen haben, nahe befreundet ſind, die andern hingegen nicht. §. 14. Jm uͤbrigen nehmen ſich Chriſtliche und gewiſſenhaffte Regenten wohl in Acht, daß ſie alle diejenigen Gelder, die einmahl ad pias cauſas de- ſtiniret ſind, zu keinem andern Endzweck em- ployiren, als den die Stiffter derſelben einmahl intendiret haben, und ſie auch in dem groͤſten Nothfall nicht angreiffen, es muͤſte denn ſeyn, daß ſie gewiß wuͤſten, daß ſie innerhalb einer ge- wiſſen Zeit dieſelben koͤnten und wolten reſtitui- ren. Sie ſehen ſich auch vor, daß ſie die ad pias cauſas gewidmeten Gelder keinen andern Perſo- nen auszahlen, als der Intention derer Fundato- rum gemaͤß iſt, und halten davor, daß ſie ſich des Fluches, der darauf geleget iſt, ſonſten theil- hafftig machen wuͤrden. §. 14. Unter denen Bettlern pflegen auch die Converſi eine Stelle zu haben. Weilen ſolche aber oͤffters mehr um leiblicher denn geiſtlicher Abſicht und eben alſo, wie es bey denen, ſo von unſerer Religion abtreten, pfleget herzugehen, das Kloſter verlaſſen, und zu unſerm Glauben ſich wenden, ſo moͤchte ſelbigen zu deſto mehrer Pruͤ- fung, wes Geiſtes Kinder ſie ſind, bey der Rece- ption

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1336>, abgerufen am 23.11.2024.