Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



dencken getragen; Als ist in einem eignen Man-
dat,
so Jhro Königl. Maj. in Pohlen und Churfl.
Durchl. zu Sachsen anno 1711. publiciren
lassen, allen Magistrats Personen auf dem Lan-
de und in Städten ernstlich anbefohlen worden,
das Tantz-Lärmen- und Aufzug-Blasen auf
Trompeten und andern dergleichen Jnstrumen-
ten, wenn nicht von Ministris, Cavalieren, Of-
ficiren, graduirten und in Königlichen und Chur-
fürstlichen Diensten stehenden oder sonst in offi-
ciis publicis,
sich befindenden Personen, Aus-
richtungen, Ehren- und Gastmahlen geschehen,
bey sich und den Jhrigen nicht zu verstatten, bey
Straffe ein hundert Reinischer Gold-Gülden.

§. 10. Unter die Lustbarkeiten des gemeinen
Volckes und der Bauern, auf den Dörfern sind
auch die so genannten Pfingst-Biere zu rechnen,
da die sämtliche Gemeinde sich eine gewisse
Quantität Bier einkauffen und solche hernach
zusammen entweder die Pfingst-Feyertage, o-
der doch gleich den folgenden Tag darauf aus-
trincket, oder vielmehr aussauffen. Die Ex-
cesse,
die mit unnützen Geschrey und Plerren,
Vollsauffen, üppigen Reden, unzüchtigen Tan-
tzen und sonst darbey vorgehen, sind leider! mehr
als zubekannt, und solche um desto ärger
und strafbarer, weil sie zu einer so heiligen Zeit,
da von dem Amt des Heil. Geistes gelehret und

gepre-
N n n n 2



dencken getragen; Als iſt in einem eignen Man-
dat,
ſo Jhro Koͤnigl. Maj. in Pohlen und Churfl.
Durchl. zu Sachſen anno 1711. publiciren
laſſen, allen Magiſtrats Perſonen auf dem Lan-
de und in Staͤdten ernſtlich anbefohlen worden,
das Tantz-Laͤrmen- und Aufzug-Blaſen auf
Trompeten und andern dergleichen Jnſtrumen-
ten, wenn nicht von Miniſtris, Cavalieren, Of-
ficiren, graduirten und in Koͤniglichen und Chuꝛ-
fuͤrſtlichen Dienſten ſtehenden oder ſonſt in offi-
ciis publicis,
ſich befindenden Perſonen, Aus-
richtungen, Ehren- und Gaſtmahlen geſchehen,
bey ſich und den Jhrigen nicht zu verſtatten, bey
Straffe ein hundert Reiniſcher Gold-Guͤlden.

§. 10. Unter die Luſtbarkeiten des gemeinen
Volckes und der Bauern, auf den Doͤrfern ſind
auch die ſo genannten Pfingſt-Biere zu rechnen,
da die ſaͤmtliche Gemeinde ſich eine gewiſſe
Quantitaͤt Bier einkauffen und ſolche hernach
zuſammen entweder die Pfingſt-Feyertage, o-
der doch gleich den folgenden Tag darauf aus-
trincket, oder vielmehr ausſauffen. Die Ex-
ceſſe,
die mit unnuͤtzen Geſchrey und Plerren,
Vollſauffen, uͤppigen Reden, unzuͤchtigen Tan-
tzen und ſonſt darbey vorgehen, ſind leider! mehr
als zubekannt, und ſolche um deſto aͤrger
und ſtrafbarer, weil ſie zu einer ſo heiligen Zeit,
da von dem Amt des Heil. Geiſtes gelehret und

gepre-
N n n n 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f1319" n="1299"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> dencken getragen; Als i&#x017F;t in einem eignen <hi rendition="#aq">Man-<lb/>
dat,</hi> &#x017F;o Jhro Ko&#x0364;nigl. Maj. in Pohlen und Churfl.<lb/>
Durchl. zu Sach&#x017F;en <hi rendition="#aq">anno 1711. publici</hi>ren<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en, allen <hi rendition="#aq">Magi&#x017F;trats</hi> Per&#x017F;onen auf dem Lan-<lb/>
de und in Sta&#x0364;dten ern&#x017F;tlich anbefohlen worden,<lb/>
das Tantz-La&#x0364;rmen- und Aufzug-Bla&#x017F;en auf<lb/>
Trompeten und andern dergleichen Jn&#x017F;trumen-<lb/>
ten, wenn nicht von <hi rendition="#aq">Mini&#x017F;tris, Cavalier</hi>en, Of-<lb/>
ficiren, <hi rendition="#aq">gradui</hi>rten und in Ko&#x0364;niglichen und Chu&#xA75B;-<lb/>
fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Dien&#x017F;ten &#x017F;tehenden oder &#x017F;on&#x017F;t <hi rendition="#aq">in offi-<lb/>
ciis publicis,</hi> &#x017F;ich befindenden Per&#x017F;onen, Aus-<lb/>
richtungen, Ehren- und Ga&#x017F;tmahlen ge&#x017F;chehen,<lb/>
bey &#x017F;ich und den Jhrigen nicht zu ver&#x017F;tatten, bey<lb/>
Straffe ein hundert Reini&#x017F;cher Gold-Gu&#x0364;lden.</p><lb/>
        <p>§. 10. Unter die Lu&#x017F;tbarkeiten des gemeinen<lb/>
Volckes und der Bauern, auf den Do&#x0364;rfern &#x017F;ind<lb/>
auch die &#x017F;o genannten Pfing&#x017F;t-Biere zu rechnen,<lb/>
da die &#x017F;a&#x0364;mtliche Gemeinde &#x017F;ich eine gewi&#x017F;&#x017F;e<lb/><hi rendition="#aq">Quantit</hi>a&#x0364;t Bier einkauffen und &#x017F;olche hernach<lb/>
zu&#x017F;ammen entweder die Pfing&#x017F;t-Feyertage, o-<lb/>
der doch gleich den folgenden Tag darauf aus-<lb/>
trincket, oder vielmehr aus&#x017F;auffen. Die <hi rendition="#aq">Ex-<lb/>
ce&#x017F;&#x017F;e,</hi> die mit unnu&#x0364;tzen Ge&#x017F;chrey und Plerren,<lb/>
Voll&#x017F;auffen, u&#x0364;ppigen Reden, unzu&#x0364;chtigen Tan-<lb/>
tzen und &#x017F;on&#x017F;t darbey vorgehen, &#x017F;ind leider! mehr<lb/>
als zubekannt, und &#x017F;olche um de&#x017F;to a&#x0364;rger<lb/>
und &#x017F;trafbarer, weil &#x017F;ie zu einer &#x017F;o heiligen Zeit,<lb/>
da von dem Amt des Heil. Gei&#x017F;tes gelehret und<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N n n n 2</fw><fw place="bottom" type="catch">gepre-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1299/1319] dencken getragen; Als iſt in einem eignen Man- dat, ſo Jhro Koͤnigl. Maj. in Pohlen und Churfl. Durchl. zu Sachſen anno 1711. publiciren laſſen, allen Magiſtrats Perſonen auf dem Lan- de und in Staͤdten ernſtlich anbefohlen worden, das Tantz-Laͤrmen- und Aufzug-Blaſen auf Trompeten und andern dergleichen Jnſtrumen- ten, wenn nicht von Miniſtris, Cavalieren, Of- ficiren, graduirten und in Koͤniglichen und Chuꝛ- fuͤrſtlichen Dienſten ſtehenden oder ſonſt in offi- ciis publicis, ſich befindenden Perſonen, Aus- richtungen, Ehren- und Gaſtmahlen geſchehen, bey ſich und den Jhrigen nicht zu verſtatten, bey Straffe ein hundert Reiniſcher Gold-Guͤlden. §. 10. Unter die Luſtbarkeiten des gemeinen Volckes und der Bauern, auf den Doͤrfern ſind auch die ſo genannten Pfingſt-Biere zu rechnen, da die ſaͤmtliche Gemeinde ſich eine gewiſſe Quantitaͤt Bier einkauffen und ſolche hernach zuſammen entweder die Pfingſt-Feyertage, o- der doch gleich den folgenden Tag darauf aus- trincket, oder vielmehr ausſauffen. Die Ex- ceſſe, die mit unnuͤtzen Geſchrey und Plerren, Vollſauffen, uͤppigen Reden, unzuͤchtigen Tan- tzen und ſonſt darbey vorgehen, ſind leider! mehr als zubekannt, und ſolche um deſto aͤrger und ſtrafbarer, weil ſie zu einer ſo heiligen Zeit, da von dem Amt des Heil. Geiſtes gelehret und gepre- N n n n 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1319
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1319>, abgerufen am 03.06.2024.